10.11. Als ich von Denver nach Atlanta und weiter nach Santiago de Chile flog, hatten wir ein unvorhergesehenes Problem mit einer notwendigen Reparatur am Flugzeug, das uns vier Stunden lang am Gate in Atlanta warten ließ. Neben mir saßen Frederique aus Belgien und ein Herr aus Utha, der mit seiner Familie zu einer Pokémon-Weltmeisterschaft nach Sao Paulo reiste. Ich wusste nicht, dass es das gibt.
Nun wir kamen ins Gespräch und Frederique bot mir an, ihn zu begleiten nach Valparaiso zum Haus seines Freundes, der dort lebt. Da ich ohnehin dorthin wollte, sagte ich freudig zu und fuhr nicht nur dorthin, sondern blieb auch über Nacht. Martin, ein Konzertmanager, arbeitete als Reiseleiter in Valparaiso und gab uns eine private Tour durch die Stadt. Wir verbrachten den Abend mit einem Assado und trafen seine ganze Familie. Großartige neue Freunde und chilenische Gastfreundschaft. Ich bin derzeit im Bus nach Santiago und sitze in der ersten Reihe im Obergeschoss. Hole mein Gepäck aus dem Hotel, ich hoffe es hat dort gut geschlafen, und warte auf den Fernbusses nach in Ovalle im Norden. In fünfeinhalb Stunden hoffe ich dort anzukommen.
10.11. Wir bringen Heu zu den verschiedenen Camps und treffen Bernardos Schwester zufällig auf einem Campingplatz
11.11. Wir fahren mit dem LKW die Bergbaustraße hinauf zu unserem ersten Lager in den Bergen. Da wir sowieso Wasser und Futter für die Pferde nach oben bringen müssen, beschließen wir, auch unser Gepäck mitzunehmen. So können wir später am Tag ohne zusätzliches Gewicht mit den Pferden zum Lager reiten. Auf dem Weg nach oben treffen wir auf einen ausgewaschenen Graben in der unbefestigten Strasse, was für mich bedeutet, dass wir von hier an zu Fuss gehen werden, aber nicht für den Chilenen, der in diesen Bergen aufgewachsen ist. Er steigt aus und schüttet schwere Steine in den Graben, damit das Rad seines Lastwagens etwas zum Aufsetzen hat. Wir steigen wieder in den Truck und er manövriert seinen Allradantrieb vorsichtig durch den Graben, um wieder auf die Straße zu kommen. Wir erreichen unser Lager und laden Wasser, Heu und unser Gepäck ab. Zurück auf einer anderen Bergbaustraße erreichen wir Seron noch rechtzeitig, um die drei Pferde zu füttern, die nicht mit uns reiten werden.
12.11.
Wir beschlagen die beiden Pferde, Um 13 Uhr ist es dann so weit, wir satteln die Pferde, ich bekomme Negro, ein 20-jähriger, stämmiger Kerl, Marke Pura Rassa Chilene, Meret ihre Muli Dame und Bernardo seinen braunen Chilenen. Die Karten, die ich für Chile bekommen habe, sind äußerst genau, so dass es leicht ist, versteckte Wanderwege zu finden. Wir folgen dem Pfad den Berg hinauf, queren ein Gebiet in dem Kupfer abgebaut wird, und klettern in einem Bachbett den Pfad hinauf. Die Landschaft ist braun mit Kakteen und Meret erklärt, dass es den ganzen Winter nicht geschneit hätte, und es deshalb extrem trocken sei. Bald sehen wir in der Ferne die Bäume, an denen sich unser Lager befindet. Wir reiten querfeldein auf der Bergseite über sandige und felsige Berghänge mit vielen hohen Kakteen und Gestrüpp, bis wir wieder auf die Straße treffen, auf der wir heute Morgen gefahren sind. Es gibt eine Quelle, die ausgebaggert wurde. Es gibt es ein kleines Becken , in dem wir die Pferde trinken lassen, bevor wir sie an ein paar Büsche anbinden und ihnen die Luzerne füttern, die wir im Lastwagen mitgebracht haben. Wir machen ein kleines Feuer und kochen unser Wasser für die gefriergetrocknete Mahlzeit und Tee. Um 20 Uhr überlegen wir, ob unsere Schlafgelegenheit für die Kälte der Nacht gut genug ist.
13.11. Wir satteln auf. Negro , mein chilenisches Reitpferd, schreckt zurück, zieht den Pfosten aus dem Boden, als ich versuchte den Sattel aufzulegen. Eine Sekunde später steht er wieder wie eine Statue. Ich stecke den Pfosten wieder in den sandigen Boden Ich und sattele ihn fertig. Der Chilenen Sattel, ist sehr bequem, aber man sitzt hoch über dem Pferd im Vergleich zu meinem Westernsattel. Wir führen die Pferde steil den Berg hinauf, bis wir wieder auf auf eine Bergbaus Trassee treffen. Hier in der Region wird Kupfer abgebaut, im Tagebau, überall sind kleine Gruben zu finden und türkise Steine liegen überall herum. Allerdings wird nichts renaturiert, so dass es wie eine Mondlandschaft aussieht. Wir folgen der Bergbaustraße ein Stück, bis mein GPS sagt, dass es einen Pfad gibt, dem wir folgen können, bis über den Berghang zu einem Bergsattel in der in der Ferne. Wir klettern durchs Unterholz und finden den kleinen Pfad und folgen ihm etwa eine Stunde lang. Wir erreichen den Bergkamm mit Aussicht n ialle Richtungen auf 3440 m. Wir lassen die Pferde fressen, bevor wir sie den Pass hinunterbringen. Auf der anderen Seite befindet sich ein kleines Stück Gras, das von einer Quelle bewässert wird. Wir folgen einem anderen Pfad, überqueren einen Berghang und kommen an einem provisorischen Schuppen vorbei, der von den Bergarbeitern genutzt wird. Auf der Bergbaustrasse geht es weiter bis wir einem Pfad folgen, der zum Gipfel eines Berges führt. Hier haben Ziegenhirten aus Steinen mehrere halbrunde Räume angelegt, die mit Holzbalken und Aesten überspannt sind. Wir räumen einge der windgeschützen Ovale und holen Holz, um die Eingänge zu verrammeln. Später werden wir die Pferde hier parken. Aber zuerst führen wir sie auf der anderen Seite der Strasse hinunter zu einem sumpfigen Grasfeld, wo sie bis zum Einnachten grasen können. Wir gehen an einer Quelle Wasser holen und machen es uns zwischen den Steinen gemütlich. Bald brennt ein Feuer unter einem überhänden Fels und der Wasserkessel pfeift.
14.11. Es ist eine kalte Nacht mit minus 10 °C und einem starken Wind, der über den Berg pfeift. Hier oben auf 3200 m. Um 6 Uhr bin ich froh, aus meinem Schlafsack zu steigen und ein Feuer anzuzünden, um etwas Wasser für den Kaffee zu kochen. Weiter oben ist ein halbes Fass, das mit einem Schlauch aus der Quelle gefüllt wird. Auf dem Wasser liegt 2 cm Eis. Wir füttern die Pferde mit Luzerne und Hafer, die unser Packesel trägt. Die Sonne strahlt auf unser Lager und die Pferde genießen die Wärme. Negro ist immer noch skeptisch , wenn ich Halfter und Zügel anlege, aber es geht shon besser.
Wir folgen der Straße den Berg hinunter und wieder hinauf zu einem Gipfel auf fast 3000 m und führen hinunter in ein dahinter liegendes Travers-Tal. Es gibt einen kleinen Unterstand sowie Wasser und Gras. Wir möchten ihnen eine kleine Menge Hafer in einer Plastiktüte geben, aber sie haben Angst, wenn das Plastik vom Wind bewegt wird. Wir folgen einem Pfad entlang des Baches, der den Berg hinaufführt und am Gipfel auf 3900 m richtig steil wird. Auf dem Weg nach oben kommen wir an einem kleinen See in dieser Felswüste vorbei und können von hier aus die argentinische Grenze sehen. Wir haben die zentralen Kordilleren erreicht. Es gibt keinen Pfad mehr, nur ein schroffes Bachbett, auf dem wir die Pferde hinabführen und sie beweisen, dass sie in diesem schwierigen Gelände zu Hause sind. Später beginnt der Bach, den grasbewachsenen Hang zu überfluten, und wir müssen achtgeben, nicht in sumpfige Gräben zu tappen. Nach zwei weiteren Stunden erreichen wir ein tiefer gelegenes Tal auf 2660 m Höhe, wo wir bei einer Majadra campen, einer dieser Steinhütten, die die Huasos (Ziegenhirten) hier bauen. Ein weiterer wundervoller Tag geht zu Ende.
15.11. Wir stehen spät auf, denn dies ist ein Pausen-Tag. Nur ein kurzer Ritt zum nächsten Camp. Es ist wärmer als letzte Nacht. Ich schlief in der Hütte, die mit einer Plane abgedeckt war, um mich vor dem Wind zu schützen. Nachdem sie sich von mehreren Lagen Decken befreit hatten, setzen sie sich ans Feuer und Bernardo fing an an Teig mit Oel und Wasser, sowie Hefe zu verarbeiten, um Brot zu backen. Der Duft von frisch gebackenen Brötchen und Kaffee erfüllte die kleine Bucht, in der wir uns zusammendrängten, und mit hausgemachtem Ziegenkäse und italienischer Salami war es ein köstliches Frühstück. Wir hatten den Pferden etwas Hafer verfüttert, und sie grasten an langen Seilen, die mit eisernen Erdpfählen im Boden gesichert waren. Ich habe ein Loch in die Spitze eines Ziegenhorns gebohrt, und es auf etwa 1,2 cm gekürzt, um einen Stopper für meine neue Lederhutschnur zu machen. Windböen haben mir meinen Hut in den letzten Tagen zweimal vom Kopf geblasen. Wir reiten auf kleinen Pfaden das Tal hinauf und versuchen die tiefen, sumpfigen Löcher in den überfluteten Grashängen zu vermeiden. Weiter oben im Tal grasen etwa 40 Kühe und wir finden Spuren von einere Gruppe Pferde im Sand. Wir erreichen eine weitere kleine Schutzhütte ohne viel Gras und lassen und Bernardo und das Packpferd zurückk, bei der Schutzhütte, während Meret und ich das Tal weiter hinaufreiten, um nach freien Weiden zu suchen. Wir finden einen besseren Platz für die Pferde zum Grasen, und beschliessen hier im Freien zu campen. Bernardo baut sich eine windgeschützte Feuerstelle , Meret samamelt Feuerholz und Wasser und ich stelle unser Tarp auf im Windschatten , einiger Büsche um uns zu Schutz zu verschaffen für die Nacht. Die Pferde werden an einigen Büschen festgebunden.
16.11.
Wir haben nur 18 km vor uns, also fangen wir langsam an. Es ist ein breites Tal aus unterschiedlich großen Felsen, das zum Gipfel führt, den wir überqueren müssen. In der Ferne sehen wir zwei Guanakos und wenig später rennt ein verängstigter Feldhase davon. Ausser dem heulenden Wind gibt es keinen Laut, nur das Klappern der Eisen unserer Pferde auf den Felsen. Wir kamen an einer Herde Pferde und Maultiere vorbei, die auf einem der grösseren Grasfelder grasten. Gegen eine Uhr nachmittags erreichen wir den Fuß des Berges, den wir überqueren müssen, und der auf der Karte eingezeichnete Weg entspricht überhaupt nicht dem, was wir vor uns haben. Eine Lawine aus Steinen musste alles zerstört haben, was einem Pfad ähnelte, und wir überlegten, welchen Weg wir auf den 400 m hohen Übergang nehmen sollten, der 4.200 m erreichte. Wenig später stellten wir fest, dass dicke Wolken aufzogen und die Sicht nachliess. Dennoch würde es nur 2 Stunden dauern, bis wir den Gipfel erreichten, wenn alles reibungslos verlief, und so folgten wir Bernardo den Berg hinauf. Er wählte den kürzest möglichen Weg aber das bedeutete, dass wir uns großen Steinen umklettern mussten. Unbeeindruckt begann er, einen Pfad aus Steinen aufzuschichen und sich den Berghang hinaufzuarbeiten. Meret und ich folgten und brachten alle vier Pferde dorthin, wo der von ihm gebaute Weg weiterführte. Nach etwa 90 Minuten - es gab keine Möglichkeit, Bernardo wirklich zu helfen - beschloss ich, auf den Kamm zu klettern, um zu sehen, wie es auf der anderen Seite aussehen würde. Auf über 4000 Höhenmetern läuft es für mich nicht mehr so einfach, den Berg hoch, daher dauerte es eine Weile und viele Pausen, um etwas Luft zu schnappen, bevor ich endlich den Gipfel erreichte. Die andere Seite sah nicht schlecht aus, aber wo Bernardo im Zickzack den Berg hinaufging, musste er entweder 50 Meter nach links oder genauso nach rechts gehen, wenn er den Kamm erreichen wollte. Auf dem Weg nach oben war ich auf einen Pfad gestoßen, der für Bernardo unerreichbar war, und beim Abstieg fand ich einen weiteren Pfad in der Richtung, in der Bernardo arbeitete, aber wir mussten einige kühlschrankgroße Felsbrocken überqueren, um dorthin zu gelangen. Es war nach 15 Uhr, es begann zu schneien und tief hängende Wolken beeinträchtigten die Sicht noch mehr. Bernardo war erst etwa auf halber Höhe des Berges und hatte noch große Arbeiten vor sich, also schlug ich vor, anzuhalten, umzukehren, zum Camp und es am nächsten Morgen noch einmal zu versuchen, sofern das Wetter es zuliess, denn ich wollte nicht im Schneesturm auf dem Pass hängen bleiben, den der Abstieg auf der anderen Seite kannten wir nicht. Nach einigem Überlegen, stimmten Meret und Bernardo zu und wir führten den Berg wieder hinunter , zurück Richtung Camp. 4 km vor dem Ort, wo wir aufgebrochen waren, am Morgen, machten wir wieder ein Camp und es hörte auf zu schneien und klarte auf. Ich überprüfte das Wetter auf meinem Satellitentelefon und es hiess, dass es morgen schneien würde mit tief hängende Wolken. Erst am Tag dannach würde es besser werden.
17.11. Um sieben sitzen wir im Sattel und reiten dem Berg entgegen, der sich uns gestern verweigert hat. Um 9.30 Uhr standen wir wieder am Pass und wählten dieses Mal eine längere und weniger steile Route in kleinerem Geröll. Die Sand- und Felskombination war überraschend stabil und wir kamen gut voran beim Aufstieg der 400 Höhenmeter . Wir führten unsere drei Reitpferde, während das Packpferd langsam folgte. 3/4 den Berg hinauf sahen wir wieder einen Pfad und jetzt wurde es einfacher. Um 11 Uhr hatten wir den Gipfel erreicht und standen einen Moment lang da, als uns klar wurde, dass wir gerade 4200 m bezwungen hatten. Und als Krönung hatten wir statt des vorhergesagten Schneefalls strahlend blauen Himmel. Zum Glück war die Karte wieder genau und zeigte uns den Weg, der durch schwierige dichte zerklüftete Felsen führte, aber für die Pferde bewältigten es Problemlos. Am Bodem des ersten steilen Abstiegs befand sich ein See, und es war schwierig, dort durch die Felsbrocken zu navigieren. Wir liessen die Pferde im kristallklaren Wasser saufen und füllten unsere Trainkflaschen.
Wir kamen in ein langes Tal, das erneut mit Quellwasser überflutet war, und als wir den Talboden erreichten, standen wir auf einem Weg, der das Quertal hinaufführte. Hier hätten wir gestern unser Lager aufgeschlagen, aber es gab kein Windschutz, kein Holz und nur stark abgeweidetes Gras. Deshalb beschlossen wir, weiter über den nächsten Pass zu gehen, bis wir genug Futter für die Pferde fänden. Der Weg war jetzt sandig und wir schafften es, bis zum Gipfel zu reiten. Dort war ein teilweise auf dem Boden liegender Stacheldrahtzaun errichtet worden, den wir mit großen Steinen bedeckten und die Pferde hinüberführten. Der Abstieg von dort aus war wiederum einfach, indem man eine große Sanddüne hinunterging. Eine Gruppe Stuten weidete an einer ausgedehnten Grünfläche. Wir erreichten einen felsigen Boden des Tals, wo eine 1.50 m hohe Steinmauer quer über die gesamte Breite des fast 1000 m breiten Tals errichtet worden war, mit einem Zauntor, das wir öffnen konnten. Wir ritten eine Felsenlandschaft hinunter, das einem breiten Flussbett ähnelte, nur dass es bis auf einen kleinen Bach-Lauf auf einer Seite des Tals kein Wasser gab. Ein einzelner junger Bulle und ein junger Wallach beäugten uns, als wir vorbeiritten. Später erfuhren wir, dass die Stuten auf diese Weide gebracht werden sollten, um sie vor Pumas zu schützen, sobald sie zum Fohlen bereit waren. Das breite Flusstal verwandelte sich in eine Schlucht mit steilen Wänden und zwang uns, wieder einen Weg zu finden. Wir führten auf der einen Seite der Schlucht hinunter, wo auf der Karte plötzlich eine Abzweigung nach rechts angezeigt wurde, direkt den Berg hinauf an der gegenüberliegenden Schluchtwand. Wir kehrten um und hofften, diesen anderen Weg zu finden, aber er war erst sichtbar, als wir den Grund des Canyons überquerten. Von da an gab es nur noch eine Richtung. Bergauf. Bis wir einen Bergrücken erreichten und überquerten, der leicht abwärts führte, und dann in einigen 1000 Metern wieder hinauf zum nächsten Felsgrat. Es tat mir leid, dass die Pferde an diesem Tag diesen dritten Gipfel erklimmen mussten, aber in dieser Sandwüste gab es den ganzen Nachmittag lang einfach kein Futter und Bernardo war sich sicher, dass wir am See hinter dem letzten Grat gutes Gras finden würden. Als wir abstiegen, sahen wir eine große Gruppe Pferde im Tal, es versprachen aber auch viel saftiges grünes Gras. Wir hatten an diesem Tag etwa 35 km und mehr als 2000 Höhenmeter zurückgelegt.