mit Gudrun Zolischka

30. Juni und 01. Juli:
Isabella verliess uns gestern und fuhr nach Hause. endlich hatten wir Männer sturmfreie Bude Aber ausser dass es hier sehr gemütlich ist gibt es nicht viel zu erzählen. Die Situation mit den nördlichen Pässen bei Domodossola ist ein wenig angespannt. Die Route wurde neu geplant. Unseren Jungs geht es gut. Unsere Schlafunterkunft ein B&B eines ehemaligen olympischen Springreiter. Das Material wurde kontrolliert und übergeben. Die aktuelle Tagestemperatur mit kühlen Bieren erträglich gemacht und die Achtelfinals der EM verfolgt. Morgen werden ich mit den beiden Tinker zurück in die Schweiz gebracht und Gudrun wird die Reise mit Peter fortsetzen.
2024 07 02 Nizza - Vaduz
Nach 2 Tagen Pause sind wir heute wieder unterwegs. Mansu s Wunde schaut gut aus und er lahmt auch ohne Medis unter Belastung nicht. Isabella und Valentin sind wieder zu Hause mit ihren beiden Super Tinker.
Die beiden sind echt Klasse coole Socken und es war Spass sie dabei zu haben. Wir sind heute nach dem Auffrischen der Ausrüstung (danke Christine) um 12 Uhr mit meinen beiden Arabern Arkan und Mansu losgezogen und Gudrun begleitet mich die nächsten 2 Wochen. Wir haben fast 1000km.hinter uns und etwa 28000 hm trotz Schnee hinter uns gebracht. Heute gings auf dem Fahrradweg dem Fluss entlang und da es sehr heiss war 28 Grad liessen wir keine Bar aus unterwegs. Kurz vor dem Ziel in Villa-Dossola wurde uns von einer Frau Wasser für die Pferde und Obst angeboten. Wir nahmen dankend an und führten dann die Pferde ein paar Strassen weiter zum Pferdehof Pretoria wo wir absattelte; die Pferde duschten und versorgten und dann selbst gegrilltes Huhn und Bier einverleibten.
2024 07 03 Nizza Vaduz
Die Pferde verbrachten ihre Nacht in 2 getrennten Boxen und wir schliefen im Reiterzimmer auf 2 Couchen bei dröhnenden Kühlschrank-Gedöns, was mich nicht weiter störte. Einzig ein steifer Nacken wies darauf hin, dass die Couch nur 160 cm lang war. Die zuständige Pferdefrau hatte versprochen um 7 Uhr mit Croissants da zu sein, leider war 7.30 vorbei und sie noch immer nicht da, als wir abritten. Und es war das erste mal, dass wir für die Boxen was zahlen mussten. Wie zogen durch Villafossola und mussten an einem Punkt echt mit der italienischen Genialität hadern, denn entlang einer Hauptverkehrsstrasse war ein ausgewiesener und mit Geländer versehener Bürgersteig und Fahrradstreifen. Eng genug, dass unsere Pferde mit Gepäck gerade nicht an der Mauer bzw. am Geländer streiften. Aber nach etwa 100m kam die erste Verkehrstafel, die nochmals ca. 20 cm vom Geländer weg einbetoniert war. Ging gerade noch aber die nächste war dann soweit im Gehweg drin, dass die Satteltaschen hängen blieben. Mit Müh und Not quetschten wir die beiden Pferde an den Stangen vorbei, dazu musste ich übers Geländer klettern, um von der Strasse her die Satteltaschen an der Stange vorbei zuschieben. Geschafft, nur dass weiter vorne weitere Verkehrsschilder standen. Zum Glück befand sich eine Unterführung zum Bahnhof gleich in den nächsten Metern und wir führten die Pferde durch die fahrradtaugliche Unterführung. Bald war die Stadt hinter uns und wir konnten dem Fahrrad weg folgen der über dem Tal durch die idyllischen Dörfer führte. Gegen 11 Uhr erreichten wir eine Bar in einem Dorf, wo wir die Pferde grasen liessen und uns einen Kaffee und das nicht gelieferte Croissant gönnten.
Bald erreichten wir St. Marie, wo wir in die Berge hinauf mussten, um ins nächste Tal hinüber zu wechseln in einem Bistro dort suchten wir nach Refugios, wo wir unterkommen könnten und fanden nur eines was geöffnet war. Also nichts wie los und den Berg hinauf. Denn wir mussten ankommen, bevor die um 1600 Uhr dicht machten. Wir erreichten das Rifugio, aber es war verschlossen und nur dank dem Zufall, dass 3 Wanderinnen in ein gegenüberliegendes Haus hinunter-kletterten, fanden wir das Refugio welches wir gesucht hatten. Die Wirtin versorgte uns mit Abendessen genügend Bier und Frühstück und zeigte uns, wo wir schlafen können. Bad und Küche und Dusche inkl. Die Pferde sind unterhalb der Terrasse eingezäunt und ich schlafe auf der Terrasse gleich daneben. Gegen 18 Uhr kommt ein Nachbar, der Besitzer des verschlossenen Refugios, und bringt eine Flasche Wein, den wir gemeinsam in der Küche verkosten. Er verabschiedet sich und hinterlässt nochmals eine Flasche Weisswein bei unserem Gepäck. Diese geniessen wir zum Abendbrot.
2024 07 04 Nizza Vaduz
Der Wirt vom geschlossenen Rifugio bringt uns noch einen ganzen Laib frisches Brot und empfiehlt, dass wir den Älpler der Alp Moro nach dem besten Weg fragen
Er erklärt uns den Weg da hinauf und wir sind nach einem ausgiebigen Frühstück unterwegs. Nach einer halben Stunde verliert Mansu ein Beschlag und rutscht aus. Ein paar Minuten später taucht ein Bauer auf. Es ist der gesuchte Älpler. Er kann nur Italienisch, aber es ist klar, dass er uns helfen will einen besseren Weg zu finden. Wir gehen mit ihm den Weg zurück bis zu seinem Truck und schreiben seine Anweisungen auf. Ein Weg zum Buchetta Molino und der Weg ist für die Pferde gut machbar. Wir führen sie hinauf durch Buchen und Kastanien Wälder und über Alpwiesen. Immer wieder sind auch Walser Häuser, die hier am Berg kleben. Wir verpassen eine Abzweigung, die uns auf eine Zufahrtstrasse zu einem Skilift geführt hätte und klettern dafür so ziemlich senkrecht den Berg hoch. 600 Höhenmeter bis auf 1900 m rauf und die Aussicht hier oben ist herrlich. Es ist mal wieder gutes Wetter und wir geniessen es. Gegen Mittag ist der Pass erreicht und ein guter Weg führt wieder hinunter zu einem kleinen See, wo wir im kalten Wasser Katzenwäsche machen und unseren Lunch essen. Der weitere Abstieg führt hoch über dem Fluss das Tal hinunter, bis wir den Talboden erreichen. Hier ist ein Fahrweg und wir sitzen auf. Aber schon nach 2 Min. Finden wir den Fahrweg vom Fluss weggespült und wir müssen wieder führen. Als wir den Fahrweg wieder erreichen, sind wir mit den Muren des letzten Starkregens konfrontiert. Aber auch das hält uns nicht lange auf, wir klettern die 5 m Felsgeröll runter und drüber und auf der anderen Seite wieder hinauf. Dabei setzen unsere 2 Araber auf unterschiedliche Strategien, Arkan geht bedächtig voran und sucht sich sorgfältig seinen Weg. Mansu brettert hinterher, so nach dem Motto Augen zu und durch. Wir erreichen das Schweizer Dorf und wir sind mit einer geschlossenen Schranke konfrontiert, die uns den Weiterweg versperrt. Wir sehen einen Sonnenschirm auf der Terrasse mit Rivella Werbung. Wir sind in der Schweiz. Eine Bienenzüchterin organisiert den Schlüssel für die Schranke, und spendiert Apfelsaft. Wir campen auf einer kleinen Alp oberhalb des Dorfes, wo es einen Eselstall gibt. Der Weg hinauf ist schmal und beschwerlich aber dafür die Aussicht umso grossartiger.
2024 07 05 Nizza Vaduz
Wir klettern den Esel weg wieder hinunter und kriegen Frühstück serviert von der Eselbesitzerin. Die Strasse ist komplett unsere und eine Stunde später, klärt es sich auch warum. Die Strasse ist gesperrt und wir müssen warten, bis die Räumungsarbeiten hier abgeschlossen sind. Zeit an meinem Blog zu arbeiten. Eine Stunde später sind wir durch. Und führen die Pferde weiter die Strasse hinunter. Ein Caffè lädt zum 2. Frühstück ein und 2 km später finden wir den Einstieg zum Passo Campo der uns hinüber ins Vale Maggia bringen soll. Wir reiten und führen auf einem gut gepflegten Maultierpfad hinauf zum Passo Campo und lassen die Pferde nochmals grasen, bevor wir den beschwerlichen Abstieg unter die Füsse nehmen. Aber so richtig geniessen können wir die Pause nicht, da die Bremsen die Pferde kirre machen. Der Weg hinunter ist Tessin pur. Felsplatten und Steinstufen, Wurzelwerk und 30 % Gefälle ohne Ende.
Es ist eine ein anstrengende Kraxlerei und ich muss Mansur immer wieder daran erinnern, dass er hinten bleiben muss. Seine Methode Augen zu und durch macht es nicht einfacher aber zumindest hört er auf mich, wenn ich ihn stoppen muss oder er langsam machen soll. So dass ich vor schwierigen Passagen abbremse um den geeigneten Durchgang suche und dann mit Schwung hindurch gehe. Funktioniert grundsätzlich gut, nur dass Mansu 200% mehr Schrammen hat als Arkan. Aber jeder wie er kann.
Wir haben es geschafft, der Abstieg ist hinter uns, die Pferde grasen und dösen, wir sitzen im Kaffee und warten dass der lokale Bauer Zeit hat, uns zu zeigen wo wir die Pferde unter bringen können. Noch bevor der Bauer kommt, spricht mich eine junge Frau an, deren Gesicht mir bekannt vorkommt. Es ist eine Teilnehmerin des Extremtrail sin Schaffhausen, die hier Urlaub macht und unsere Pferde erkannt hat. Sie bringt uns Pizza und Bier, Äpfel und Karotten und weitere Getränke. Wir versorgen die Pferde und geniessen den Abend in der Bar im Dorf. Morgen werden wir nach den Erfahrungen des heutigen Abstiegs und nach Konsultation mit den lokalen Pferdeleuten den Fahrradweg nach Bellinzona unter die Hufe nehmen.
2024 07 06 Nizza Vaduz
Die Pferde bekamen gestern Karotten und Äpfel sowie Salz Leckstein, Heu und Wasser. Danke dafür. Um 6 Uhr stand Gudrun auf der Matte und um 7 waren wir bereits unterwegs. Heute soll es den ganzen Tag regnen und wir kommen am besten vor 1500 Uhr irgendwo unter, da es dann richtig schütten soll. Wir haben nach ausführlicher Beratung mit Einheimischen entschieden, den Fahrrad weg nach Locarno und hinauf nach Bellinzona zu nehmen. Wir traben, wenn der Schotterweg es zulässt. Der Weg ist gut ausgeschildert und wir kommen gut voran. Wir erreichen Locarno und reiten der Uferpromenade entlang. Nehmen einen Kaffee bei Tenero und versuchen einen Reitstall bei Bellinzona zu finden, wo wir übernachten können, denn es soll noch schlechter werden morgen. Wir kommen nicht durch und reiten einfach mal los in Richtung Bellinzona.
Wir kommen ins Maggadino Tal und kommen an einer Pferdeweide vorbei, auf der allerdings keine Pferde standen. 500 m weiter ist ein Camping Platz mit Restaurant und wir fragen, ob sie den Besitzer der Weide kennen. Sie verneinen, aber meinen der Besitzer der Firma, die oberhalb der Weide sei, wüsste es vielleicht. Wir hätten weitere Möglichkeiten weiter im Norden, aber ich möchte den Pferden eine gute Pause gönnen, denn wir sind jetzt 4 anstrengende Tage unterwegs. Wir lassen die Pferde grasen und ich kehre zurück, um zu klären, ob ich den Besitzer ausfindig machen kann. Die 2. Nummer, die ich angerufen habe, bringt den Pächter der Weide und wir können die Pferde auf die Weide stellen. No Problemo, grazie mille. Wir satteln ab und gehen ins Restaurant des Campings hinunter um Mittag zu essen.
2024 07 07 Nizza Vaduz
Es duscht die ganze Nacht und dann weiter bis 11 Uhr. Die Pferde stehen stoisch unter Bäumen und Grasen wann immer der Regen etwas nachlässt. Wir waschen unsere schmutzen Klamotten und essen Frühstück im Restaurant des Campings und um 11 Uhr satteln wir die Pferde. Es sind nur 24 km heute, aber wir wollen vor dem Abendregen ankommen. Wir reiten auf dem Fahrradweg durch Bellinzona und weichen immer mal wieder auf den Wanderweg aus. Die Wegführung ist manchmal etwas verwirrend und so gibt es einige Passagen, wo wir im Trab auf der Strasse reiten. Wir erreichen eine Finka, wo wir mit den Pferden unterkommen können und richten uns ein. Wir sind jetzt 5 Wochen unterwegs, haben 1120 km und 34000 hm geschafft. Heute ist nochmal Pausentag bevor es morgen bei hoffentlich besserem Wetter wieder in die Berge geht.
2024 07 08 Nizza Vaduz
Wir lassen die Finka um 7 Uhr hinter uns ohne Frühstück. Heute wird ein langer Tag und wir wollen rechtzeitig in Campo Blenio ankommen. Wir reiten wo es geht dem Fluss entlang und nach 22 km haben wir Biasca hinter uns. Auf Wanderwegen durch Flur und Wald kommen wir gut voran. Auch wenn wir noch nicht in Graubünden sind, die Wege sind schon nicht mehr Tessin. Wir können traben statt klettern und geniessen es mal wieder länger reiten zu können.
Die Pferde sind anfangs richtig gut drauf, erst nach 30 km Bergauf fallen sie etwas ab, verständlich immerhin haben beide über 600 km in den Knochen.
Die letzten 10 km geht es das Blenio hinauf und auf der alten Fahrstrasse hoch, sind einige Baustellen zu passieren. Es ist ein Schluchtweg der in den Felsen gehauen ist und gut gesichert. Bald erreichen wir das Ende des Tunnels, das parallel zur Schlucht verläuft und reiten entlang der Strasse dann unterhalb der Galerie und schon sehe ich die Brücke, unter der wir durch müssen, um zum Campo Croce zu gelangen.
Der Bauer erinnert sich und wir können die Pferde auf eine riesige Weide stellen. Später werden wir zum Waldrestaurant gehen und Abendessen. In der Nacht fängt plötzlich das Heugebläse an zu dröhnen, und die Pferde legen mal kurz einen Spurt auf die Weide. Aber alles ist eingezäunt und nach einer Weile beruhigen sich die Beiden wieder.
2024 07 09 Nizza Vaduz
Wir haben oben auf der Terri Hütte angerufen und gefragt, ob es möglich wäre, mit den Pferden in die Greina hochzuklettern. Sie meinten es sei möglich, nur einzelne kleine Schneefelder, die umgangen werden könnten. Leider war diese Aussage bzw. meine Interpretation davon zu optimistisch. Der Weg hinauf war mehrfach durch grosses Geröll blockiert und die Schneefelder waren riesig. Auf der Greina selbst lag noch Schnee ca. 1 km in die Greina hinein und auf der Vriner Seite war noch viel mehr Schnee. Nach schwieriger Kletterei durch mit Geröll blockierte Bäche entschieden wir nach 11.5 km um zu kehren. Ein Wanderer, der von der Disrutseite hinunterkam, schilderte uns die Zustände und wir zogen dir Reissleine. So ungern ich das mache, aber das Risiko war einfach zu hoch. Wir führen die 17 km nach Olivone wieder hinunter und als ich den Schutzverband von Mansurs Sprunggelenk runternehme, stelle ich fest, dass das ganze Bein angeschwollen ist und Eiter aus der Wunde ausläuft.
Wir hatten darüber gesprochen in Vrin einen TA kommen zu lassen aber jetzt nachdem noch 51 km vor uns liegen bis wir Disentis erreichen, entscheiden wir uns hier einen TA zu konsultieren. Dieser kommt und erklärt, dass wir besser abbrechen, wenn wir keinen bleibenden Schaden riskieren wollen. Ok so schweren Herzens rufen wir unseren Trosser und suchen ein Stück Gras, wo wir die Pferde vor dem Heimtransport nochmals grasen lassen können. Drei Optionen bieten sich an und die naheliegendste wählen wir, ohne mit dem Besitzer sprechen zu können. Als dieser erscheint, würdigt er mich keines Blickes und stellt sein Auto in die Garage. Ok. Kein Problem. Gegen 22 Uhr wir unser Fahrer hier sein und wir werden nach 1218 km und 37255 Höhenmetern die Pferde nach Hause fahren. Ich sitze hier in der Einfahrt des Grundstückes in dem unsere Pferde grasen und schreibe die letzten Zeilen des Blogs Danke Tessin.
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