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2018 Mustangs Ausbildung und Vorbereitung zum langen Ritt CDT

Autorenbild: Peter van der GugtenPeter van der Gugten

Aktualisiert: 12. März 2024


Kathy und ich ziehen um nach Colorado USA. Also offiziell nur die Kathy, sie wird bis wir was eigenes gefunden haben, bei unserer Tochter in Larkspur Colorado Wohnsitz nehmen. Ich bleibe in der Schweiz wohnen, und habe mir ein Visa für 6 Monate Aufenthalt pro Jahr in den USA besorgt.  Wir nehmen Abschied von unseren Pferden, Flash kommt auf eine Altersweide, Cool geht auf eine Wanderreitstation im Norden Deutschlands, nur Artvin bleibt am Stall. Hermes geht nach Deutschland, wo er tölten lernen soll.   

Am 2. Nov. fliegen wir nach Colorado. Wir wohnen in einem Wohnwagen mit gefühlten 12 qm Wohnfläche. Wie wir ankommen, ist der Rohbau des Gästehauses schon fertig und in den ersten Wochen wird der Innenausbau fertig gestellt. Das Wetter ist fantastisch, trocken, sonnig und nur ab und an kalt mit etwas Schnee. Ausser wenn es windig ist, was schon mal vorkommt, ist es sehr angenehm. 




Ich schlage mich mit den Behörden rum, um zwei weitere Mustangs zu bekommen, aber die kulturellen Unterschiede sind anstrengend. Die erzählen mir laufend, wie hübsch das Pferd sei, welche Farbe es, hat dass er eine tolle Mähne oder einen Stern hat, aber Grösse, Alter oder gar Charakter des Pferdes, sind kaum in Erfahrung zu bringen. Ich gewinne den Eindruck, dass die Pferde hier lammfromm sein müssen, damit sie zur Adoption frei gegeben werden können. Ihre grösste Sorge ist, dass ich mir nicht leisten könnte, die Pferde zu halten. Am Schluss habe ich vier verschiedene Organisationen, die mir Mustangs zur Verfügung stellen wollen. Endlich meldet sich auch BLM (Canon City) Ich kann jetzt doch schon früher als Januar Pferde abholen.  Aus etwa 30 Tieren, sind 20 Stuten, die restlichen sind entweder erst 1–4-jährig oder nur 140 cm plus gross. Nachdem ich nun endlich zwei Pferde ausgesucht habe, muss ich x Formulare ausfüllen, damit ich einen einzigen Termin bekomme, um zwei Pferde abzuholen. Vorher anschauen geht nicht. Ich kann die Jungs im Internet auf 2x3 cm grossen Fotos sehen. Das muss genügen.    

Heute kam ein Anruf von einem der Equine Centers, die Mustangs vom Buro of Land Managament BLM übernehmen. Sie hätten einen Mustang, den ich abholen könnte. Ich gehe ihn anschauen. Er heisst Rodeo.  Einige Tage später kann ich weitere Wallache allerdings 2 h nördlich anschauen gehen. Dort angekommen, geht es recht chaotisch zu. 97 Pferde wurden dort in einem Jahr aufgenommen, etwa 15 sind noch da. Die werden jedoch nur paarweise abgeben. Und leider lässt sich die Paarung nicht definieren, da die Hälfte der Pferde keine Kennmarke mehr hat.    

Nach einem Monat sind das Man Cave fertig, Stall gebaut und 1 ha Land eingezäunt. Ahi der Criollo aus Argentinien wird mir von Privat geliefert und heute habe ich Rodeo ein Kentucky Mountain Horse (wildlebend eingefangen) abgeholt. Dienstag geht's nach Canon City zum BLM um einen von zwei ausgesuchten Pferden abzuholen. 

Seit Mittwoch ist nun auch der 3. im Bunde auf der Ranch. Deets, er ist ein BLM Mustang aus Kalifornien, der im Gefängnis von Canon City hier in Colorado gehalten und von Insassen des Gefängnisses gezähmt wurde.  Am Donnerstag kam dann die Melly, die die Ausbildung der 3 Pferde übernehmen wird.   Die drei Pferde sind unterschiedlich im Charakter. Deets ist freundlich, leicht ablenkbar, aber lernwillig, wurde schon geritten, ist aber noch etwas ängstlich. Rodeo ist eher misstrauisch, dominant, aber aufmerksam und arbeitsfreudig, wurde auch schon geritten, ist jedoch davon nicht begeistert und will unter dem Sattel weg. Er kommt aus dem Equine Sanctuary, einer Pferde-Auffang Station bei Castle Rock. Er wurde wild lebend in Kentucky eingefangen und im Sanctuary zum 2. mal angeritten.  Bevor er eingefangen wurde, muss er schon mal unter dem Sattel gewesen sein. Ahi ist intelligent, aber arbeits- und menschenscheu. Ahi lebte die ersten 6 Jahre seines Lebens auf einer Weide südlich von Buenos Aires auf der Estancia El Cardal, war dann 14 Tage in Ausbildung, bevor ich ihn im Januar nach Atlanta holte, wo er bis zu seiner Ankunft in Colorado auf einer Weide stand.   Die drei Pferde stehen auf einer Weide, mit direktem Zugang zum Paddock und Stall. Noch sind sie nachts auf dem Paddock eingesperrt, aber in ein zwei Tagen werden sie freien Zugang zur Weide während 24 Stunden haben.  

 



Wir versuchen hier, den Trainingsablauf der drei Pferde zu erläutern.  

1. Tag. Annäherung  

Da die Pferde weglaufen, wenn man sie holen will, versuchen wir am ersten Tag, den Pferden zu vermitteln, dass sie in unserer Gegenwart Ruhe und Geborgenheit haben und es nicht um Arbeit geht.  

Wir gehen auf die Weide und nähern uns einem der Pferde auf Umwegen. Sobald das Pferd merkt, dass wir es auf ihn abgesehen haben, bleiben wir stehen, und warten, kommt er auf uns zu ziehen wir uns zurück, weicht er in die andere Richtung machen wir etwas Druck und bleiben wieder stehen. Es ist wie eine Art Tanz, in der das Pferd führt und wir reagieren, machen es ihm aber unbequem, wenn er weicht, und bequem, wenn er sich uns zuwendet.  Deets ist der einfachste, nach 1-2 Wiederholungen, kommt er auf uns zu und lässt sich anbinden. Auch Rodeo ist willig, braucht etwas länger, aber es geht eigentlich überraschend gut. Ahi ist im Vergleich zu Januar schon richtig eifrig bei der Sache, aber noch immer derjenige, der sich am wenigsten gerne holen lässt.  Wir loben und streicheln die Pferde, berühren sie überall, heben die Füsse, kraulen die Ohren, und versuchen herauszufinden, was sie mögen und was nicht. Wir bewegen uns sehr langsam und ruhig, sprechen sehr leise und sonor. 

 



2. ein Freundschaftsspiel  

Gleiches Ritual wie gestern, aber heute wollen wir ihre Aufmerksamkeit, wir wollen, dass sie sich uns zuwenden und Interesse an der Zusammenarbeit bekommen. Wieder suchen wir den Kontakt, kraulen und loben, und führen sie in engen Volten auf dem Platz. Sie sollen auf Stimmkommando stehen bleiben und uns ebenso folgen, wobei sie vorerst hauptsächlich auf unsere Körpersprache reagieren. Wir machen uns gross, um sie zu stoppen, machen uns klein, um sie bewegen.   

 

3. Tag Jojo Game  

Wir wollen das gelernte vertiefen und an einigen Schwächen arbeiten. Ahi reagiert sehr heftig auf das schwingende Seil, also werden wir ihn etwas mehr daran gewöhnen, so dass er keine Angst hat vor dem Seil. Rodeo hat anfangs immer Mühe still zu stehen und wir wollen, dass er mit dem Seil am Boden, stehen bleibt, und wir um ihn herum gehen können, ohne dass er uns folgt.  Deets ist am Seil am einfachsten, er weicht und kommt auf Kommando, auch Rodeo hat kappiert, dass er dem Druck des schwingenden Seils rückwärts weichen muss. Wir versuchen die Verbindung zwischen dem verbalen Kommando und dem schwingenden Seil zu festigen und immer mehr Gewicht auf das stimmliche Kommando zu legen. Wir fangen an mit Vorhand und Hinterhand-Wendungen und hören auf einem positiven Punkt auf.  Am Nachmittag legen wir die Messgitter auf und passen diese dem Rücken der Pferde an.   


4. Tag Stachelschwein 

Die Pferde weichen vom Druck am Hals und am Schenkel, und zwar in beide Richtungen. Wir wollen langsame Schritt für Schritt Vorhand und Hinterhand Wendungen und wir wollen die in Bewegung halten, aber auch nicht zur Eile treiben. Wir haben heute Sättel besorgt. Die Messgitter, wurden von den Verkäufern bestaunt. 

5. Tag Sattel  Die Pferde werden von der Weide geholt und am losen Strick gehalten. Melly bringt den Sattel und lässt den Rodeo am Sattel schnuppern. Dann läuft sie mit dem Sattel auf dem Arm von Rodeo weg, und lässt ihn am losen Strick folgen. Sie bleibt stehen und lässt ihn schnuppern, läuft wieder rückwärts weg. Als Rodeo ruhig stehen bleibt, nähert sie sich von der Seite und legt den Sattel vorsichtig auf. Sie achtet darauf, dass die Steigbügel und Gurte langsam runterrutschen und das Pferd nicht erschrecken. Dann führen wir das Pferd mit dem Sattel in engen Volten, richten die Pferde rückwärts, grössere Wendungen, und dann die verschiedenen Spiele wieder mit dem Sattel drauf.  Der Deets reagiert heftig auf die Gurtung, der Ahi läuft zwar dem Sattel hinterher, aber wie wir den Sattel auflegen wollen, weicht er beständig aus.  Heute bleiben die Pferde die Nacht draussen auf der Weide. Als wir sie holen wollten, lagen alle drei und dösten mit aufgerichtetem Hals. 

 

6. Tag Sattel und Pause  

In der Früh werden die Pferde diesmal ohne Strick von der Weide geholt und einzeln aufgesattelt. Rodeo hatte kein Problem, Deets war sehr angespannt und entsprechend sanft wurde er gegurtet. Ahi spielte das gleiche Spiel wie gestern, deshalb führte Melly ihn in den Stall, wo er nur begrenzt weichen konnte, und wurde dort gesattelt.  Die Pferde bewegen sich frei auf dem Paddock, mit dem Sattel drauf.  Melly möchte das die Pferde beim Satteln weichen können, wenn sie sich nicht wohl fühlen. Bis zum Abend haben die Pferde heute Pause. 

 

8 Tag Gewöhnungsfase Sättel und Überprüfung der Sättel  

Die Pferde werden einzeln ohne Pad gesattelt und der Sattel wird auf dem Pferd bewegt. Steigbügel klopfen gegen den Bauch, Gurte fallen auf die Flanken.... All das wird so lange wiederholt, bis das Pferd sich daran gewöhnt hat. Mit dem Sattel werden die Pferde in enge Volten geführt, um zu sehen, wie der Sattel die Schulter freigibt oder eben nicht. Die Sättel werden inspiziert. Es müssen Riemen erneuert werden und einer der Sättel braucht D-Ringe für das Vordergeschirr. Die Stege hinten für die Rolle müssen gekauft und D-Ringe für die Vordertaschen montiert werden. Die genagelten Lederteile werden neu verschraubt und alle Befestigungen am Sattel überprüft.   

 

9.Tag 

 

Ahi weicht rückwärts weg, sobald man mit dem Sattel auf ihn zugeht. Wenn Melly mit den Sattel von ihm weggeht, folgt er ihr zwar, aber sobald sie wieder auf ihn zugeht, weicht er wieder rückwärts aus. Um trotzdem mit dem Sattel an ihm arbeiten zu können, haben wir ihn in den Stall gestellt, wo er weniger Bewegungsraum hatte, aber trotzdem freistand.  Später haben wir das auf dem Paddock gemacht, jedoch mit der linken den Strick gehalten und somit seine Position, während der Sattel auf der rechten lag. Sattel auf und wieder runter, bis er einigermassen ruhig steht.   Rodeo hat noch immer Mühe, allein frei zu stehen. Ich lege deshalb den Strick vor ihm auf den Boden und verlange mit verbalem Kommando, Woah, dass er stehen bleibt. Ich bewege mich langsam um ihn herum, ohne dass er sich bewegen darf. Wenn er sich bewegt, egal ob nur ein Schritt oder mehr, breche ich ab, kehre an seinen Kopf zurück, bringe ihn mit Back wieder in seine Position und verlange, dass er Still steht. Wenn er einige Zeit (1 Minute) stillgestanden hat, beginne ich wieder um ihn herum zu gehen. Jede Bewegung seines Kopfes oder Fusses wird mit einem Woah quittiert. Nach einigen Abbrüchen, funktioniert es und er kaut ab. Ich lobe ihn und kraule ihn ausgiebig.  In der Folge, wenn wir mit dem Sattel auf Rodeo zu gehen, bewegt er sich zwar auch einen Schritt weg, lässt sich aber per Strick oder mit Verbal Kommando korrigieren und bleibt ruhig stehen beim Satteln.   Deets, ist hier am ruhigsten. Er ist zwar auch skeptisch, aber bewegt sich kaum, wenn er aufgesattelt wird. Allerdings hat er Gurtzwang beim Satteln, so dass wir langsam und vorsichtig gurten, um ihm diesen Zwang zu nehmen. 

 

10. Tag 

Es ist zwar Dezember hier in Colorado, aber die Temperaturen sind noch sehr angenehm. 15 Grad über Mittag, wenn die Sonne scheint, aber kühl in der Früh und sobald die Sonne weg ist.   

Heute legen wir erst mal Decken auf die Pferde, bevor wir sie satteln und prüfen den Sitz des Sattels mit der Decke. Melly steigt in den Bügel und legt sich über den Sattel, berührt mit der Hand die Kruppe und den Bauch auf der anderen Seite und steigt wieder ab. Dies wiederholt sie von beiden Seiten. Rodeo hat am meisten Probleme mit der schwächeren rechten Seite, Sie steigt ab, führt ihn, macht enge Volten und probiert es immer wieder.  

Nach mehreren Anläufen klappt es.  Deets und Ahi nehmen es gelassen hin. Wir loben ausgiebig und wiederholen, ohne in den Sattel zu sitzen. 

 

11.Tag 

Hinterhand Deets   Bei der Kontrolle der Hufe, (die vor der Abholung jeweils vom localen Schmied bearbeitet waren) stellen wir fest, dass Deets ein Problem mit der linken Hinterhand hat. Er verliert die Balance, sobald man dieses Bein anheben will. Deshalb versucht er beständig, sich der Situation zu entziehen. Ich halte ihn also am losen Strick und berühre seine Hüfte abwärts, Innenseite seiner Schenkel, bis ich das Röhrbein umfassen kann. Ich halte es fest und versuche das Bein anzuheben, aber er zieht es laufend weg. Nach etwa 10 Versuchen, duldet er, dass ich ihn am Schenkel berühre und das Bein halte, aber ich kann es nicht anheben, ohne dass er weggeht. Melly übernimmt und legt den Strick über den Hals von Deets, damit er sich nicht gut abwenden kann. Sie beginnt an der Kruppe zu streicheln und weiter nach unten zu gehen, aber er weiss, was kommt und fängt schon an zu weichen. Melly kann mit der Hand am Rückenwirbel, die Bewegung kontrollieren und nach einer Weile akzeptiert er auch bei ihr, dass sie die Hinterhand berühren kann. Wir stellen fest, dass er nicht balanciert steht und korrigieren erst mal seine Hufpositionen bevor wir ihn bitten, uns das Huf zu geben. Melly kann jetzt den Huf etwa 10 cm Richtung Bauch anheben und streicht ihm über das ganze Bein, um ihn zu beruhigen. Sie hebt das Bein langsam höher und später auch nach hinten hinaus, wobei sie ihr Knie unter den Huf klemmt. Auf das Kommando Down führt sie den Huf zum Boden, wobei er anschliessend das Bein nochmals hoch zieht, bevor er es wieder belastet.    



12. Tag 

Ahi und Rodeo haben beide Risse in den Hufen, die von Flares herrühren. Wenn die Hufe lange nicht ordentlich gepflegt sind, trennt sich die Horn Wand von der Sohle und wird durch die Belastung immer mehr Richtung Horizontale gedrückt. Irgendwann entsteht ein Riss am Huf Rand, weil die Belastung punktuell in verschiedene Richtungen geht. Die Hufe wurden gekürzt, die Flares entfernt, und die beiden Seiten des Risses so weit gekürzt, dass sie keinen Druck mehr aufnehmen können. 

 

Wenn wir Deets von der Weide holen, bleibt er zwar als einziger stehen und lässt sich am Strick oder Knotenhalfter führen, er bleibt aber nach einigen Metern einfach stehen, nimmt den Kopf hoch und stemmt die Beine in den Boden.   Melly führt ihn in den Paddock und bittet ihn hinter ihr zu laufen und wenn er stehen bleibt, treibt sie ihn mit dem Strick auf die Hinterhand vor um sie herum.   Nach einigen Volten um Melly herum, fängt sie an neben ihm her zu traben. Wir stellen fest, dass so bald Zug auf den Strick kommt, fängt er sich an zu wehren. Sie wiederholt das Spiel so lange bis er freiwillig neben ihr her trabt, sobald dies einige Schritte gelingt, hält sie an und lobt ihn. Nach etwa 10 Minuten hat sie ihn so weit, dass er obgleich etwas Zug auf dem Führstrick ist, ihr folgt und sich, ohne nachzufragen führen lässt.    Deets hat auch grundsätzlich Probleme, wenn ich ihn am Knotenhalfter führe. Das mag damit zu tun haben, dass ich ihm dann zu nahe bin, und er das nicht mag. Trotzdem muss es möglich sein, und so üben wir das immer wieder, bis er es so weit akzeptiert.     Rodeo macht ein Spiel daraus, sich von der Weide holen zu lassen. Wenn er sieht, dass du mit dem Strick in der Hand kommst, (Arbeit), weicht er grossräumig aus, um dann stehen zu bleiben. Nach ein- bis zweimal, bleibt er dann geduldig stehen, bis du ihn angebunden hast. Er folgt ohne Probleme mit und ohne Strick.   Ahi, ist derjenige, der Grundsätzlich nur schwer einzufangen ist. Wenn alle anderen auf dem Paddock sind, kommt er auch und will zu seinen Kollegen. Aber sonst ist es wie bei einem Tanz. Du gehst auf ihn zu, er weicht, wir treiben, er hält, wir halten und fordern ihn auf zu kommen. So nähern wir uns, bis er stehen bleibt, und du seinen Knotenhalfter fassen kannst.   




 

13. Tag 

Heute kam der Tierarzt und untersuchte die Pferde. Alles hört und fühlt sich gut an und er prüft die Dokumente, die mir beim Kauf der Pferde übergeben wurden.   

Für alle drei Pferde wird ein Coginstest gemacht. Ahi wird komplett durchgeimpft, 6 verschiedene Impfstoffe in drei Dosen, (nur bequemlichkeitshalber) und Rodeo bekommt noch eine fehlende Tollwut Impfung. Zähne müssten bei allen dreien gemacht werden, ist aber nichts Dringendes. Die einzigen Sorgen, die der Tierarzt kommuniziert sind, die beiden Risse in den Hufen, die mir jedoch keine grossen Sorgen machen. Wir erhalten Equipalazone in der Tube (1 Gramm 2 x am Tag), wenn nötig, und ein Kolik-Mittel auch Oral. Er hat ein mobiles Röntgengerät, kann in seiner Praxis selber Kolik-OPs durchführen und ist gerade dabei ein Resque-Center (eine Auffangstation für Pferde) einzurichten.   

Er ist seit 25 Jahren ortsansässig mit Pferden beschäftigt und scheint sehr kompetent.   Wir machen nur wenig Arbeit mit den Pferden heute, wir longieren sie auf dem Platz, wobei es darum geht, dass sie das vorgegebene Tempo halten, auf Stimmkommando beschleunigen oder langsamer werden. anhalten und rückwärts gehen. Wenn sie sich uns zudrehen, werden sie sofort in die andere Richtung geschickt und müssen nochmals eine Runde gehen, bevor sie anhalten und rückwärts gehen. Wenn das geklappt hat, dürfen sie auf Kommando zu uns in die Mitte kommen und werden gelobt.   



14. Tag 

Squeeze-Spiel  Wir bauen im Eck des Paddocks zwei Paletten über Eck auf und ich führe Deets auf die Ecke zu. Er bleibt vor der Palettenecke stehen und weigert sich weiterzugehen. Ich verlange, dass er stehen bleibt, gehe seitlich hinter ihn und treibe ihn mit dem Strick vorsichtig auf die Ecke zu. Langsam bewegt er sich auf den Durchgang hin und tritt in die Ecke hinein. Ich nehme den Druck zurück und lobe ihn. Jetzt gehe ich zu ihm in die Ecke und führe ihn am langen Strick auf der anderen Seite wieder hinaus. Diesmal folgt er ohne zu zögern. Zwar vorsichtig aber ohne zu stressen. Überhaupt scheinen die drei sehr Stressresistent zu sein. Melly macht das gleiche mit Rodeo, der ihr zwar auch nicht folgt, sich aber problemlos in die Ecke schicken lässt. Rodeo lässt sich auf den 1,5, x 1,5 m grossen Ecke auch wenden und wieder in die andere Richtung schicken und heute früh haben wir ihn am Morgen freiwillig in der Ecke stehen sehen. Auch Ahi hat keine Probleme, lässt sich ins Eck führen, geht aber auch auf Kommando freiwillig hinein, allerdings möchte er dort nur ungerne stehen bleiben und drängt immer wieder auf den Ausgang zu.    Wir finden einen Fliegenschutzvorhang und verwenden den um mit den flatternden Kunststoffbändern, die Pferde zu desensibilisieren. Während Ahi und Rodeo das ganze relativ gelassen sehen, beäugt Deets die Sache argwöhnisch, aber hat nach einigen Schnupperversuchen kein Problem damit, dass die Bänder über seine Ohren gezogen werden. Wir hängen die Flatterbänder am Stalleingang auf.   Inzwischen ist meine Enkelin am Platz erschienen und möchte mitarbeiten. Sie darf Ahi führen, der von den dreien, am wenigsten Probleme mit Kindern hat. Rodeo tut zwar nichts, legt aber in Gegenwart der Kinder die Ohren an, Deets möchte von den Kindern im Gesicht nicht berührt werden, an der Flanke und am Hals lässt er es sich gefallen.  Während die Kleine den Ahi führt, hänge ich mich an dessen Schweif und lasse mich von ihm über den Platz ziehen.    Zum Schluss schwinge ich das Führseil über den Rücken von Ahi, und binde seine Füsse locker zusammen. Ich bin überrascht, dass so überhaupt keine Reaktion kommt und freue mich, dass das Hobbeln so unproblematisch sein wird. Das gleiche wiederhole ich bei Deets und bei Rodeo und auch diese haben kein Problem mit einem Strick der um ihre Vorder- oder Hinterbeine gebunden ist. 

 



Erster Ausritt

Freunde fuhren 6 Stunden lang vo, um zwei Tage mit uns zu verbringen. Das Wetter ist toll, kalt, Schnee, aber viel Sonne. Wir gehen mit den Pferden spazieren. Die Kinder sind bei uns und wir bitten um Erlaubnis, auf die Farm einiger Freunde gehen zu dürfen. Die Pferde werden mit Kühen, anderen Pferden, Eseln, harten, steinigen Wegen und vorbeifahrenden Autos konfrontiert. Kein Problem. Wir lassen die beiden Kinder die Pferde führen, wenn wir den Wald betreten, und ich genieße es, ihnen einfach nur zuzusehen. 

 



3.1.2018 

Nachdem unser Gepäck endlich angekommen ist, können wir auch den Ahi satteln. Allerdings wechseln wir die Sättel nochmals von Ahi zu Rodeo und umgekehrt, da mir der Sattel von Rodeo zu klein ist. Melli und Karin reiten mit den beiden anderen Pferden, und wir verlasssen die Weide quer über die Wiese zur Strasse. Rodeo geht voraus und macht gutes Tempo, allerdings ist er sehr nervös und frag beständig nach, was er tun soll. Später als wir in den Wald hineinreiten, wird er ruhiger und wenn er hinter Deets gehen kan, entspannt er sich auch wirklich. Karin reitet mit Deets vorneweg, und obgleich alle Pferde sehr guckig sind, jeder Briefkasten und jede Trafostation wird kritisch beäugt, ist es kein Problem die drei Pferde zu reiten.  

Ahi ist der langsamste der Drei, er hat auch die kürzesten Beine und Rodeo muss irgendeinen zusätzlichen Gang haben, denn sobald man ihn zu schnellerem Schritt antreibt, verschiebt sich seine Taktung und er wird sehr bequem aber schnell.   

 

18.2. 

Wir haben zwei Mustangs und einen Criollo. Alle drei waren nur angeritten und mussten die Grundlagen fürs Wanderreiten erst erlernen. Z.B. hobeln, Hochseil (Highline), Elektrozaun, führen,  Seilbahn etc.  In den letzten zwei Monat en wurden die Pferde am Berg im Schritt trainiert und die Reitzeit von 2 auf 8 Stunden täglich verlängert.  Ab nächster Woche werden wir anfangen mit dem Intervalltraining. Das heißt wir reiten 10 Minuten Schritt, eine Minute Trab. Die Trab-Phasen werden immer um eine Minute verlängert, die Schritt-Phasen entsprechend um eine Minute gekürzt, bis wir eine Stunde durch traben können. Ob mehr geht, werden wir sehen.  Da wir planen 40 km pro Tag zu gehen müssen die Pferde für 60 km täglich fit sein.  Gleichzeitig müssen die Pferde mit allen Elementen der Zivilisation bekannt gemacht werden, da sie wild lebend, diese bisher nicht kannten. Was jetzt schon gewiss ist, wir erreichen ein Schritttempo von durchschnittlich 6 km/h und können auf 7 plus im Schritt beschleunigen. Allerdings tut sich unser Kleinster damit schwer. Mit alle drei können wir joggen, sobald wir mehr als 7 km/h fordern. Der Criollo joggt schon ab 6 km h. Alle drei sind bequem zu reiten, müssen aber mutiger und selbstsicherer werden. Obwohl die drei eine Herde sind, dürfen sie nicht kleben und müssen problemlos getrennte Wege gehen können. Auf der anderen Seite wird eines der Pferde immer frei mitlaufen. 

 

Deets stammt aus der Gegend von RedRock Lake in Kalifornien. Die Vorfahren der Wildpferde gehen möglicherweise auf den spanischen Mustang zurück. Die spanischen Blutlinien wurden durch eine große Vielfalt an Pferden verwässert, die von bahnbrechenden Viehzüchtern in die Gegend gebracht wurden. Diese Pferde sind in der Regel stämmig und groß und erreichen eine Körpergröße von bis zu 16 Händen. In der Herde gibt es eine ganze Reihe Appaloosas sowie die üblicheren einfarbigen Tiere.  

Standort: Das Red Rock Herd Management Area liegt 10 Meilen östlich von Macdoel, Kalifornien, im nördlichen Siskyou County, Kalifornien.  

Größe: 18.541 Acres 9000 ha 

Topografie/Vegetation: Die Red Rock Lakes liegen auf einer Höhe von 4.600 Fuß und bilden den Mittelpunkt des Wildpferdegebiets. Die Spitze des Bergrückens, der Mahogany Mountain, ist 6.250 Fuß hoch. Die Vegetation besteht aus großem und niedrigem Salbei, mit einem Unterwuchs aus Idaho-Schwingel, Eichhörnchenschwanz und Nadelgras. In vielen Gebieten hat der Wacholder stark an Dichte zugenommen und Unterholzsträucher und Grasarten fehlen.  

Wildtiere: Zu den Wildtieren entlang des Bergrückens zählen Maultierhirsche, Antilopen, Kojoten, Rotluchse, Falken, Adler, Salbeihühner, Fasane, Bergwachteln und Trauertauben. Viele Wasservögel nisten und ruhen in den Seen, wenn es jahrelang ausreichend Regen gibt.  

 

Deets ist wie ein kleiner Welpe. Er interessiert sich für alles, schaut sich alles an.  Wenn er vor etwas Angst hat und man ihm sagen kann, er soll daran vorbeigehen, wird er das tun, aber er macht es nicht so mutig wie Rodeo. Er ist reaktiver. (Teilweise glaube ich auch, dass man daran den Altersunterschied zwischen den beiden erkennen kann.) Aber wenn man ihn reitet und ihm Sicherheit gibt, wird er als Leitpferd gut zurechtkommen. 

 



Rodeo hat sich zu einem großartigen Leitpferd entwickelt.  Es Ich glaube, er ist der Mutigste von allen. Wenn er etwas Unheimliches sieht, erstarrt er für eine Sekunde, dann bitte ich ihn, weiterzugehen, und er geht weiter, als hätte er nichts gesehen. Manchmal schaut er immer noch gerne auf meine Füße, aber er tut es aus Unsicherheit, also sage ich ihm einfach, dass es ihm gut geht, und dann ist es gut. Auf jeden Fall ist es besser, ihn mit der Stimme zu trainieren. Ich denke, er ist unser bestes Leitpferd, aber wir müssen hart arbeiten, bis er uns vertraut. Er blockt auch einfach ab, wenn man zu viel Druck auf ihn ausübt. Rodeo, wenn er den Job versteht, erledigt er ihn einfach, ohne sich ablenken zu lassen. 

 



Ahi ist Auch großartig, er tut alles, was ich von ihm verlange, und er versucht, schnell zu gehen, wenn ich Druck mache. Alles in allem ist er ein sehr gehorsames Pferd und versucht, mir so gut es geht zu gefallen. Aber manchmal stellt er die Leute auf die Probe. Die Schwester von Lukas ritt ihn. Er hat herausgefunden, dass sie ihn nicht kontrollieren kann. Aber als wir nach Hause kamen und ich ihn wieder ritt, war er so gut wie immer, er kann frech sein. 

 

Ahi Vehemos Resero, "spanisch, hier sehen Sie den Viehtreiber”, ist einer der berühmten Criollos der Estancia El Cardal in Ayacucho südlich von Buenos Aires in Argentinien. Er wurde Ross Birrell vom Besitzer der Ranch für seine Kunstausstellung „Criollo“ geschenkt. Ahi wurde nach Buenos Aires transportiert und ist das einzige Pferd der Neuzeit, das auf der Plaza San Martin in der Stadt Buenos Aires herumlaufen durfte. Später wurde er im Rahmen der Art-Expo nach Miami geflogen und per Trailer nach New York transportiert. Wo der Film Criollo gedreht wurde. (Ross Birrell Documenta 14). Von dort reiste er über Georgia nach Colorado, wo er jetzt untergebracht ist. Er wird seine Reise fortsetzen, da er Teil des Long Trekk Teams ist. Mexiko nach Kanada. 




 

Als ich aus Neuseeland zurückkam, fand ich drei ruhige und willige Pferde vor, die in großartiger Verfassung waren. Melly hatte großartige Arbeit geleistet, um ihr Vertrauen zu gewinnen und sie an die Arbeit mit Hobeln, Seilen und Fähren zu gewöhnen. Als wir mit der Planung der 5000 km langen Reise vorankamen, wurde uns klar, dass es angesichts der Situation von Vorteil wäre, wenn wir ein viertes Pferd hätten. Als ich mit meiner Tochter darüber sprach, beschloss sie, dass sie sich gerne ein Pferd zulegen würde und wir es trainieren, und für die Reise nutzen würden. 

 

März 2018 Wir haben Kapuni Kiowa, unseren 4. Mustang, aus einem nahegelegenen Tierheim geholt und er war das ruhigste Pferd, das man sich vorstellen kann. Halfterführig nach zwei Wochen. Wir sattelten ihn am zweiten Tag, an dem er bei uns war, und am dritten durften Melly und später Karin ihn im Corall reiten. Kein Zicken auf seiner Seite... 

Deshalb haben wir jetzt Kiowa Kapuni bei uns. Er stammt aus dem White Sand Basin und hatte ein gebrochenes Halfter, als wir ihn in einem nahegelegenen Tierheim kauften. Wir begannen sofort mit der Arbeit und fanden ihn äußerst willig und kooperativ. In den kommenden Tagen werden wir mit der Bodenarbeit fortfahren und ihn wie die anderen auch an die verschiedenen Trail-Situationen gewöhnen.  

 



11.4. 

Ende März Rückkehr in die Schweiz. Hermes wird an eine Dame in Deutschland verkauft. Steuererklärungen müssen erledigt, Visa organisiert werden und natürlich muss ich mit Artvin, meinem Kabardiner, losfahren. Ostern war eine tolle Zeit, um ihn mit einigen alten Freunden in Süddeutschland (Hegau) zu reiten. 

 



18.4. 

Mitte April Reise nach Glasgow mit Tina und Melly. Unterwegs nehmen wir Zimmerleute in traditioneller Kleidung mit, um sie mit der Fähre nach England zu bringen. Mein Trailer wird Teil der Ausstellung sein und das Athen-Kassel-Team wird unsere Fahrt erneut gemeinsam mit einer Ausstellung in der Contemporary Art Gallery in Glasgow feiern.  

Zu uns gesellen sich Theresa und Oskar Solanet, die Rancher, die „Ahi to the Movie“ von Ross Birrell gesponsert haben. Benno Affolter wird dabei sein (Biografie von Aime Tschiffely). 




19.4. 

Ausstellung 




20.4. 

Don Roberto (Cunnhingham Graham) wie er in Argentinien genannt wurde, war ein Freund Tschiffelys, der dafür sorgte, dass das Buch überhaupt veröffentlicht werden konnte. Mit Benno Affolter (dem Biogtrafen von Aime Tschiffely) besuchten wir die Grabstelle von Don Roberto auf der Insel Inchmehome, die zum Landsitz des Grossgrundbesitzers und Gründer der Sozialistischen Partei Schottlands gehörte.   



30.4. 

Ende April. Zusammen mit Szolt fliegen wir zurück nach Colorado. Die Pferde sind gestärkt, müssen uns aber wieder vertrauen. Die ersten paar Male war es schwierig, sie auf dem großen Feld zu fangen, also beschlossen wir, ihre Halfter mit Seilen zu versehen und sie sogar zu hobbeln. Sie scheinen zu wissen, was sie mit den Hobbels machen sollen, sie galoppierten ohne Probleme mit den zweibeinigen Hobbels davon. Also haben wir sie wieder abgenommen. Das Seil scheint einwandfrei zu funktionieren.

3.5. Brand Inspector 

Pferde in den USA haben keinen Pferdepass, wie wir ihn in Europa kennen. Aber ein Brandsinspector kann ein Papier ausstellen, mit dem diese durch die gesamten USA reisen können. Zusätzlich zu diesem gelben A6-Dokument benötigen wir ein Gesundheitszeugnis Ihres örtlichen Tierarztes und einen Cogins-Test, der nicht älter als 12 Monate sein darf. Die Aufgabe des Brandinspektors besteht darin, den Besitz von Tieren amtlich zu bestätigen. Da früher auch die Pferde, wie die Mustangs gebrannt wurden, war der Brand der Beweis. Heute haben wir also 4 Pässe bekommen und morgen werden wir die Pferde beschlagen.... 


5.5.  Hufschmied

Heute ist das Wetter miserabel, es schneit und regnet und es ist windig. John der Huschmied ist da um Duplos auf zu nageln. Die Pferde wurden zum ersten Mal beschlagen, außer Ahi, aber sie benahmen sich alle gut. 



 
 
 

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2015
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2018 & 2020
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