top of page
AutorenbildPeter van der Gugten

2014 Rocky Mountains Explorer Trail Willmore

Aktualisiert: 15. März 2024

2014 Rocky Mountain Explorer Trail  

 Wir sind zu zweit. Zsolt Szabo aus Ungarn und ich werden 4 Wochen in der Willmore Wilderness und Kakwa Wilderness unterwegs sein. Mit geliehenen Pferden und Ausrüstung für 4 Wochen. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Ein neues Zelt wurde konzipiert, Satteltaschen und Ausrüstung auf die Nordamerikanischen Bedingungen aufgerüstet. Verpflegung und Karten die grosse Herausforderung. Garmin liefert, aber was?  eine Karte, wo nur Flüsse und Bergspitzen sichtbar sind, keine Höhenlinien und keine Trails. Für 130.-- CHF eine Sauerei. Also Storno und Geld zurück.  

 Günter Wamser hat uns die Region empfohlen und die Long Riders haben mir die Kontakte zu einem Outfitter hergestellt, von dem wir die Pferde bekommen werden. Percherons, Fiordies gekreuzt mit Tenesse Walkers.... mal sehen was da auf uns zumarschiert.   

4 Wochen ohne Kontakt zur Aussenwelt.  Ich bin gespannt, wie wir das Verkraften werden. 4 Wochen ohne Bier. Da kann man nicht schnell im Supermarkt was einkaufen, was vergessen wurde. Was muss unbedingt mit, und was ist überflüssiger Ballast. Z.B. Batterien der Elektronik. Keine Möglichkeit zum Nachladen.  Also alles auf eine Sorte Batterien AA abgestellt. Solarladegerät?  Ja, aber keine Sonne, also, nein?  Notizbuch und Kugelschreiber, damit der Blog geschrieben, aber Batterien gespart werden können. Erste Hilfe mit all den Kleinigkeiten, die man hoffentlich nie braucht, aber wenn es nicht dabei ist, Pech gehabt. Durchfall, Blasen, Verstauchung, Schmerzen, alles muss dabei sein.   

 

Essen, wird spannend werden. Ich kenne die Amis. Alles kalorienarm in Großpackungen. Unbrauchbar für uns und welches von den zig Produkten nehmen wir?  Wir brauchen 3400 kal am Tag. Da muss es auch schmecken. Mehl oder Knäckebrot und Pumpernickel? Selbst backen oder fertig in der Dose.  Alles muss mit in die Satteltaschen, Bärensicher verpackt. Kleinpackungen für zwei Personen, nichts darf verbrannt oder weggeworfen werden. Müll muss wieder mit raus. Kernseife, damit der Grizzly nicht vom Geruch angezogen, vorbeischaut.  Karten sind jetzt Garmin kompatibel, Ersatzkarten und Satellitentelefon sind organisiert.   

 Habe heute doch ein Solarladegerät organisiert. Ich kann damit meine AA-Akkus laden und mein Tab. Wiegt 600 gr und ist A4 groß, aber nur 5 mm dick. Dazu Garmin Karten, hoffentlich diesmal mit Höhenlinien und Trails. Die Beschreibung klingt schon mal ganz gut.    

Der Zaunset für 3 Pferde und Anbinde Pflöcke. Ich bin gespannt was Stan dazu meint. Stan ist der Outfitter, der uns seine Pferde vermietet. Ich habe mir seine Ausrüstung angeschaut, kein Wunder braucht er pro Person ein Packpferd.   

 

 

28.6.2014 

Ausrüstung ist zusammengesucht. Muss noch ergänzt werden, durch das Zeugs aus der Rittführertasche. Aber ich bin jetzt bei ca. 40 kg, für uns beide. Mal schauen was der Szolt noch bringt.    

 

Am Samstag bin ich von der Sprinz Route zurückgekehrt, und gestern habe ich mal Pause gemacht. Pferde zum Nachbarn gebracht und mein Zeugs gewaschen und aussortiert. Heute Sattel zur Reparatur weggebracht und Pakete verschickt.  Gegen Mittag wird Szolt eintreffen und wir werden unsere Ausrüstung gemeinsam durchgehen.   Morgen gehts los.  Die Einkaufslisten liegen bereit und morgen werden wir uns die Zeit am Flughafen Amsterdam noch etwas vertreiben müssen. Ein Buch scheint die richtige Lösung zu sein. Mal sehen. was es so zu lesen gibt. Die Ausrüstung haben wir komplett so, dass wir nur noch Satteltaschen hinten und ev. eine Rolle oder ähnliches brauchen. Ich denke aber eh, dass das Packpferd nichts zu tragen hat, und wir dem noch einiges oben drauf packen können. Da sind Stan und ich nicht gleicher Meinung. Er meint unbedingt bräuchten wir 4 Pferde zu zweit. Ich denke wir kommen mit dreien klar. Mal sehen.   Morgen 7 Uhr geht der Flieger nach Amsterdam, dann Vancouver und um 1600 sollten wir in Prince George BC eintreffen.   

29.7. Zürich – Mc Bride BC Canada  

Wir fliegen via Amsterdam nach Prince George in den Norden von BC und werden dort von Stan abgeholt. Da die Verbindung zu knapp kalkuliert war, (es braucht minds. 3 h zwischen Ankunft und Abflug nach Prince George, wegen 200 m langen Schlangen vor den Immigration-Schaltern) schaffen wir den geplanten Flug nicht und werden umgebucht auf einen späteren Flug. Einkaufen muss deshalb Stan für uns, was das Abenteuer noch etwas spannender macht, denn nicht nur haben wir keine Ahnung, was es gibt, jetzt muss auch noch jemand anders für uns entscheiden, was uns 4 Wochen lang schmecken wird.  Den nächsten Tag verbringen wir damit die Ausrüstung zusammen zu stellen und zu ergänzen. Die Pferde werden beschlagen und probepackt. Es sind zwei Fiordis  Hassan und Pal (mit Percheron-Anteil) und Brass, das Morganpferd, die wir bekommen.  Die Satteltaschen sind fest am Sattel montiert (was sehr unpraktisch ist und von uns dann auch geändert wurde) und die Pferde sind für Reiter mit bis zu 150 kg ausgelegt. Da passt noch jede Menge Gepäck drauf, wenn wir Europäer drauf sitzen. Aber alles hier ist XXXL, die Trucks auf denen unsere Pickups bequem auf der Ladefläche Platz haben, bis zu den Trailern, in denen min. 10 Pferde untergebracht werden können. Wir gehen gemeinsam mit Stan und diversen Freunden Abendessen. 

  



31.7. Mc Bride Holmes River – Blue Berry Lake 10 km  

Tags darauf ist es dann so weit.  Stan schafft es um 7 auch aus den Federn und es wird 9 Uhr bevor die Pferde und Ausrüstung im Trailer untergebracht sind und wir starten. Nach 2 Stunden ist unser Wendeplatz erreicht und Stan raspelt noch schnell die Zähne seines Morgans. Dann wird das Packpferd, Hassan bepackt und wir brechen auf, um die 4-stündige Strecke unter die Füsse zu nehmen. Der Weg hinauf ist sehr steil, sehr mühsam mit vielen zum Teil Knie tiefen Wurzelstöcken und grossen Steinen und zum Teil klettern die Pferde einfach im Bachbett den Berg hinauf. Hassan der bepackte Fiord, ist eigentlich nicht daran interessiert, den Berg zu besteigen, im Gegenteil, interessiert ist er eigentlich nur am Futter, das unterwegs zu finden ist, also bleibt er einfach stehen, um zu fressen und reisst mir den Führstrick immer wieder aus der Hand. Endlich binde ich den Führstrick mit dem Zügel des Morgans zusammen, damit dieser wenigstens selbst merkt, wenn der Hintermann, nicht mehr mitläuft und so denn auch stehen bleibt. Die Strategie scheint aufzugehen und nach 2 1/2 Stunden haben wir den Blue-Berry-Lake erreicht und werden von einem schwarzen Schwarm riesiger Pferdebremsen begrüsst. Wir satteln ab, versuchen die Pferde zu hobbeln. Szolt bekommt vom Morgan eine Kopfnuss mit dem beschlagenen Vorderhuf verpasst und die Kette der Hobbels beschädigt seine Brille, so dass er neben einer Beule auch noch einäugig die nächsten 4 Wochen lang an den ersten Tag erinnert wird. Endlich können wir den Pferden mit Bug-Dope, einer schmierigen stinkenden Pampe aus Baumharz, Petroleum und anderen Zusatzstoffen, etwas Erleichterung verschaffen und unsere roten (vom Blut der erschlagenen Biester) Hände im See säubern.  Wir schlagen unser Camp etwa 1 km unterhalb der von uns aufgestellten Koppel auf und machen Feuer, um die Moskitos zu vertreiben und das Abendessen Wasser zu kochen. Die gefriergetrocknete Mahlzeit vom Hause Mountainhouse schmeckt nicht schlecht und so legen wir uns zufrieden, wenn auch mit teilweise brummendem Schädel auf unsere Matten und harren der ersten Nacht unter Wölfen und Bären entgegen. 





 

1/8/2014  

Um 5 ist es Taghell und wir verlassen unsere Schlafsäcke. Es wird auch heute wieder über 30 Grad warm werden, so dass wir früh unterwegs sein wollen. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Granola und Kaffee befreien wir unsere 3 Pferde von den Hobbels und führen sie zum Camp hinunter, wo wir sie aufsatteln und anbinden. Wir brauchen etwa 2,5 h bis wir abritt bereit sind und dann führen am See entlang dem Berg entgegen. Es geht sehr steil bergauf, auf einem schmalen Pfad und ich steige ab, um die letzten steilsten Meter des Pfades zu führen. Wir stellen fest, dass unsere Pack-Technik noch verbesserungswürdig ist, und müssen das Packpferd neu satteln, da auf dem steilen Aufstieg, die ganze Packung nach hinten gerutscht ist. Der Pfad, der durchaus auch einfach verschwindet, führt über drei Pässe auf einer riesigen unübersichtlichen mit Seen bestückten Hochebene. Wir durchreiten kniehohes saftiges Gras und geniessen die unbeschreiblichen Weiten und die Aussicht auf die Gletscherberge um uns herum. Unterwegs müssen wir die Pferde über steile Schneefelder hinunterführen und immer wieder muss ich mit dem GPS versuchen, die Richtung zu halten. Die hinterlegte Karte ist nur eine einzige grüne Fläche ohne jegliche Konturen, so dass das Orientieren recht mühsam ist. Aber es gelingt und wir kommen zum Besspass, von dem aus ein Pfad hinunter führt in die Ebene des TwinTree Lakes. Kurz vor dem Abstieg zum See kommen wir an einer Wiese vorbei. Hier gäbe es vielleicht die Möglichkeit für ein Camp. Aber weiter unten, dort wo auf der Karte ein See eingezeichnet ist, sind nur riesige Geröllfelder zu finden. Brass der Morgan marschiert unbeirrt über das Geröll nach Norden und findet auch immer wieder einen Pfad, der in diese Richtung führt. Und als wir dann endlich in der Nähe des Robson Trails ein Camp erreichen, gibt es für die Pferde dort kein Gras.  Ich lasse Szolt mit den Pferden auf einer sumpfigen Wiese zurück und mache mich auf die Suche nach einer Fläche, auf der die Pferde genügend Gras und wir Wasser finden würden. An einem idyllischen See etwas abseits vom Pfad werde ich fündig und hole Szolt und die Pferde nach. Dort in gutem Gras auf weichem Boden schlagen wir unser Camp auf. Es gibt kaum noch Mücken oder Pferdebremsen hier, so dass die Nacht sicherlich viel ruhiger werden wird 





2/8/2014    

33, 6 km Wir sind jetzt den 3. Tag unterwegs und die Pferde sind müde. Sie hatten von Anfang an keine wirklich gute Kondition und sie haben auch ein paar kg abgenommen. Da Saddam einen leichten Gurtdruck hatte, wechseln wir das Gepäck auf den Pal rüber und ich reite Saddam am Schnurhalfter. Während Szolt auf dem Brass unterwegs ist. Brass lässt sich supergut am Schurhalfter reiten, so dass ich schon am zweiten Tag darauf umgestiegen bin, aber Szolt will mit Trense reiten. Wir reiten dem Fluss entlang und der Pfad ist gut machbar und bald kommen wir wieder in freies Gelände. Der Fluss führt an einigen tiefen Schluchten vorbei und hier im Jasper Park sind sogar richtige Holzbrücken vorhanden, die über die teils heftig rauschen Bergflüsse führen. Die Pferde haben auch keine Probleme mit dem wilden Lärm und dem dumpfen Dröhnen des Holzes. Sie sind sehr genügsam und ruhig und sehr angenehm im Umgang, wenn auch ein wenig stur. Die Kribbelmücken haben Handteller grosse Flächen blutig gebissen, aber die Endzündungen gehen dank dem Bugdope von Stan zurück und auch der Gurtdruck von Saddam hat sich wieder beruhigt. Wir reiten dem Fluss entlang und finden dort, wo auf dem GPS ein Camp eingezeichnet ist, auch wirklich ein Schild mit dem Hinweis Camp. Zu finden ist es allerdings erst nach einer halbstündigen Suche. Das Camp liegt idyllisch direkt am Fluss im Wald und etwa 100 m entfernt gibt es eine riesige Lichtung mit gutem Gras. Dort bringen wir die Pferde hin und bauen unseren Elektrozaun schon kurz nach Mittag auf, um den Pferden mal eine kleine Pause zu gönnen. Wir geniessen das Lagerfeuer und lassen die Zelte trocknen, während die Pferde in ihrem 100 x 100 m Paddock gemüsslich das hohe Gras am Kauen sind. Die offiziellen Horse-Camps sind mehrheitlich mit Anbindebalken und Corall ausgerüstet und neben einer Feuerstelle, gibt es in der Nähe auch immer Wasser und manchmal sogar ein richtiges Outhouse mit Toiliettensitz im Freien. 




3.8. Snake River – Oatmealcamp 24,5 km   Wir reiten dem See entlang und der Pfad in den dunklen Föhrenwäldern, bietet einen ersten Eindruck von der Undurchdringlichkeit der Wälder. Bald geht es aufwärts dem Snake Pass 2700 m entgegen. Die Pferde müssen durch einige tiefe Sumpfflächen hindurch und sie meistern das sehr gut. Man hört wie der Sumpf an den Hufen saugt und manchmal müssen sie einen Galoppsprung machen, um aus dem Matsch wieder rauszukommen, aber sie haben offensichtlich Erfahrung damit und vermitteln uns ein sicheres Gefühl. Oben auf dem Pass machen wir Pause und geniessen die Landschaft. Es ist unglaublich weitläufig, Es reiht sich Bergkamm an Bergkamm, Tal an Tal und man erwartet gleich eine Herde Bissons friedlich grasen zu sehen, aber ausser einem Adler, ein paar Vögeln, Murmeltieren und Eichhörnchen gibt es nichts. Gleichzeitig ist es unglaublich still, so dass man das Rauschen des eigenen Blutes in den Ohren hört. Zu Mittag gibt es nach alter ungarischer Tradition immer ein Stück Brot mit roher Zwiebel und etwas geräucherte Wurst und ein Stück Käse. Wasser gibt es reichlich und gut, wir verzichten die Mikropur Tabletten zur Desinfizierung einzuwerfen, süssen dafür mit den von Stan eingekauften Geschmacks-Pülverchen (Zitrone – Banane –Aepfel) oder Himbeere das Wasser. Wobei ich die letzten Tage fast 2 ltr. Pro Tag getrunken habe, da es so heiss und ich entsprechend ausgetrocknet war. Die Powerriegel, die er organisiert hatte, haben etwa das 2,5 fache an Volumen und Gewicht und sind immer mit Soja Protein angereichert und müssen schweinisch teuer sein, wie teuer werde ich in Grande Cache herausfinden.   Wir führen die Pferde den Snake River Pass hinunter, der Pfad verschwindet immer wieder, wo immer ein Fluss seinen Weg zum Snake River bahnt. Die Geröllhalden an den Flüssen und die Querung des sind auch für meine Begriffe recht heftig und an die Sümpfe, die sich grossflächig vor uns ausbreiten müssen wir uns gewöhnen. Die Einheimischen nennen die Flächen Mooskek und der Pfad verschwindet in der Regel dort, weil die Elche und Hirsche auf die freien Flächen gehen, um zu weiden. Wir lassen die Pferde jeweils grasen und ich umgehe den Sumpf, um auf der gegenüberliegenden Seite nach dem Pfad zu suchen. Manchmal sogar mit Erfolg. Mooskek - Flächen sind Sümpfe, die über dem Permafrostboden  liegen. Unter einer etwa 30-50 cm dicken Grasnarbe liegt freies Wasser und wenn man nicht aufpasst, bricht man bei bestimmten Pflanzen einfach durch die Grasnarbe durch und steht dann hüfttief in der schlammigen Brühe. Auch jedes Pferd muss sich seine eigene Spur durch den Sumpf suchen, sonst brechen sie in der Spur des Vordermannes ein. Brass und Pal, machen das sehr gut, nur Saddam will davon nichts wissen, er ist nur am Gras interessiert und kämpft sich dann halt einfach in der Spur durch. Wir erreichen Outmealcamp und 10 min. später duscht es. Wir schaffen es gerade alles ins Zelt zu bugsieren, ohne dass es nass wird.  Im Regen stelle ich den Elektrozaun auf und hobble die Pferde an den Vorderfüssen. Die Klöppel der Glocken werden von ihren Lederstraps befreit, damit sie auch läuten können. 



4.8. Snake River Lake – Blue Creek Camp 28 km  

Um 3 in der Früh wache ich auf, weil etwas nicht stimmt. Es dauert eine Weile, bis ich rausfinde, was der Grund für meine Unruhe ist. Die Glocken, das Gebimmel, es fehlt. Es ist viel zu ruhig. Ich bleibe noch eine Weile liegen, und lausche in die Nacht. Da es bimmelt doch, aber es lässt mir keine Ruhe. Ich stehe auf und gehe nachschauen. Der Morgan fehlt. Der Zaun steht, aber es sind nur die beiden Fiordies im Paddock. Aber jetzt mitten in der Nacht, nach dem Morgan zu schauen, bringt es auch nicht, also lege ich mich wieder schlafen. Die beiden Fiordies sind ruhig. Also wird der Morgan nicht weit sein. Wenn es hell ist, werde ich suchen gehen.  

Um 5 Uhr wird es hell und ich ziehe mich an, um Brass suchen zu gehen. Da er gehobbelt ist, kann er nicht weit gekommen sein und ich folge der Spur, den Weg den wir gekommen sind. Man kann genau sehen, wo er halt gemacht hat und am Gras genibbelt hat, bevor er weitergezogen ist. Etwa 500 m den Trail hinunter steht er seelenruhig da und kaut genüsslich am Gras.  

Der Trail führt den zweiten Tag durch das Snake River Valley und wie eine Schneise dem Fluss entlang. Mal geht’s über einen Hügel, mal rauscht der Fluss 40 m unter uns in einer engen Schlucht, dann mäandert er wieder auf 5 km breite durch eine einzigartige Sumpflandschaft. Im Hintergrund leuchten die Gletscher. Der Boden variiert von Grau über Ocker bis Hellgrün, je nachdem ob man gerade über eine Fläche mit Flechten oder durch Sumpfgelände kommt. Unterbrochen wird es durch helle kreisrunde Flächen eines Krautes, dass weisse Ränder auf dunkelgrünen Blättern hat.  

Bald kommen wir wieder an einen See und der Ausblick ist gigantisch. So muss der Garten Eden ausgeschaut haben, bevor der Mensch ihn zu kultivieren begann. Hier müsste man eine Lodge haben, ein Kanu und wöchentlich ein landendes Wasserflugzeug mit frischem gekühltem Bier. Es wäre das Paradies. Mitten im Wald höre ich plötzlich das leise Läuten von Glocken. Ich bleibe stehen und lausche und sehe sich etwas bewegen abseits des Trails. Dort im Wald am See stehen zwei Pferde und ein Mann. Ich rufe ihn an und werde von Bill aus Hinton mit einem Howdy begrüsst. Er und sein Freund Loyd sind aus Hinton und kamen her, um zu fischen. Er spendiert uns sofort ein Bier. Es ist zwar kanadisches trotzdem schmeckt es herrlich. Bald taucht auch Loyd auf und wir quasseln eine Weile. Wir werden im gleichen Camp nächtigen, also werden wir die beiden später wieder sehen. Sie reiten weiter, um nach guten Fischplätzen zu suchen und wir reiten zum Camp hinunter. Eine Stegbrücke führt über den Fluss und wir finden das Camp, wo Bill und Loyd sich schon breit gemacht haben. Während Szolt die Pferde absattelt, suche ich nach Grasflächen für unsere Pferde, aber es schaut schütter aus. Der sandige Boden gibt eh nicht viel her, und es scheint alles schon mal abgenagt worden zu sein. Ganz am Rande des Camps finde ich eine kleine Fläche mit dürftigem Gras und baue dort den Paddock auf, während die inzwischen vom Gepäck befreiten Pferde gehobbelt in der Umgebung nach Gras suchen. 




5.8. Blue Creek Camp – Ancient Wall – Caribou Camp 28,9 km  

Bill und Loyd aus Hinton sind aus Rock Lake im Süden hier hoch geritten. Loyd der selbst behauptet Züchter und Pferdetrainer zu sein, reitet eine 3jährige Hanoveraner-Percherand Stute. Ich kann es kaum glauben, dass der 150 kg Mann sich wirklich auf das schmächtige Pferd schwingt. Als er von dem kurzen Ausflug in die andere Richtung zurückkommt, scheint das Pferd fix und fertig zu sein. Die beiden haben 2 Packpferde dabei, eines trägt 2 Kühlboxen mit 40 lfr. Inhalt, in denen nur Bier und Whisky transportiert werden. Auf dem anderen Packpferd sind das Zelt, die Lebensmittel (Stake, Eier, Speck, Öl, Kaffee, Milch, Zucker…. Etc.) und eine Motorsäge. Loyd fällt einige 30 cm dicke Föhren und fängt an 40 cm hohe Rundlinge zu schneiden, die er dann mit der 5 kg Axt spaltet. Nicht nur der Mann ist XXL, sondern auch seine Ausrüstung.  Szolt kauft ihm eine Schachtel Zigarette für 15 Dollar ab und als Wechselgeld erhalten wir eine halbe Flasche Whisky.   Wir kochen unser Wasser und geniessen unsere Chilli-Con-Carne aus der Tüte, während die beiden Ihre Steaks auf dem Feuer grillieren.  Anschliessend sitzen wir noch eine Weile gemeinsam am Lagerfeuer und Bill erzählt er habe eine Trap-Line entlang des Sheepcreeks, auf der er im Winter jeweils Fallen aufstellt um Marder, Füchse und andere Pelztiere zu fangen.  Er habe dort auch eine Lodge.  Wir schlafen unter unserem Tarp und die vier Pferde der beiden Kanadier werden in der Nacht einfach an den Bäumen festgebunden.  In der Frühe braten die beiden Speck und Eier in ihrer gusseisernen Pfanne, während wir unsere Pferde aufsatteln. Heute werden wir unterwegs die Pferde lange grasen lassen müssen, damit die zu ihrem Futter kommen.  Wir folgen dem Blue Creek nach Norden entlang einer tiefen Schlucht und bald führt der Trail durch Licht durchflutete Föhrenwälder rauf und runter, immer dem Flusslauf folgend, der mal als reissender Strom durch enge Passagen schiesst, mal als gemächlicher Strom daherkommt. Nach 3 h haben wir das Ancient Wall Camp erreicht und entscheiden hier die Pferde ihr Nachtration nachholen zu lassen. Wir nehmen inzwischen ein Bad und reiten nach 2 Stunden erfrischt und gestärkt weiter Richtung Azur Lake. Um 13 Uhr erreichen wir die trockene Hochebene. Hier im Schatten der Bäume grillen wir zwei der mitgebrachten Würste über einem Feuer und lassen die Pferde rasten. Sie dösen angebunden unter den Bäumen und eine Stunde später machen wir uns wieder auf den Weg. Brass hat richtig vorwärtsdrang, ich frage mich, ob er schon mal hier war.  Gegen vier erreichen wir Caribou Camp und entlassen die Pferde mit ihren Glocken und Hobbels in den Wald, damit sie nach Futter suchen.  Wir richten unser Nachtlager und während Szolt Feuer macht und Abendessen kocht, hole ich Wasser und stelle den Zaun für die Pferde für die Nacht.