2008 Rumänien Karpaten Rundritt
- Peter van der Gugten
- 7. Apr. 2008
- 49 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. März 2024
07/04/2008
Wir haben uns letzte Woche bei Pat zu Spagetti getroffen, um uns kennen zu lernen und die ersten Schritte in Sachen Planung zu unternehmen. Wir, das sind Szolt Szabo sen., mein Freund aus Hevesh Ungarn, mit dem ich den ersten Wanderritt von Budapest nach Offenburg im Jahr 2004 mitmachen durfte, Pat und neu dazugekommen, Olivia aus Frauenfeld, die ebenfalls einen Shagya-Araber reitet. Szolt erzählt uns von seinem Heimatland, Rumänien, wo er aufgewachsen ist, und wo seine Mutter noch immer lebt. Er erzählt uns auch von der Donau Ebene und den dort herrschenden Bedingungen. Grund genug für mich den Vorschlag zu machen, das Schwarze Meer schwarz sein zu lassen und stattdessen lieber von den Karpaten was mehr mitzunehmen. 45 ° C im Schatten, und laut den Bauern soll es ein heisser Sommer werden, sind mir einfach ein paar Grad zu heiss.
Wir besprechen die Reisezeit, Transportmittel, Grenzprobleme und klären ab, was dieser Ritt für uns und unsere Pferde bedeutet. Pat klärt die Reisedaten, Olivia die tierärztlichen Bestimmungen, Szolt und ich werden die Grenzbestimmungen vor Ort und übers Internet klären und ich werde mich um den Transporter kümmern. Nach einigen weiteren Emails unter uns Karpaten-Reitern ist es nun klar:
Wir reiten nicht mehr Schwarzes Meer - Budapest, sondern machen einen Karpaten Rundritt. Wir starten im Norden der Ostkarpaten - gehen nach Süden und reiten entlang der Südkarpaten nach Westen. Die Westkarpaten geht’s dann wieder hoch, bis wir ans Ende der Zeit oder nach Hevesh kommen. Grob dürften das 1400 km Luftlinie sein. Ich verbringe Stunden damit die Internetseiten, Rumäniens zu durchstöbern und Zollbestimmungen zu studieren. Wobei Rumänien definitiv spannender ist. Aber nichtsdestotrotz, wir finden alle Informationen und auch eine Station, wo wir Ersatzmaterial hinschicken können. Soviel für Heute.
13.7.2008
Yeppee, das Kartenmaterial ist da…. auch eine GPS-Karte fürs Garmin. Jetzt kanns losgehen. Ein Teil des Rittes auf den ich mich immer besonders freue. Die Routenwahl, aber… die Kartenübersicht und die Realität stimmen leider nicht ganz überein. Ich habe zusammenhängende Kartenausschnitte bestellt, gekommen sind aber Ausschnitte, die Lücken bis zu 50 und mehr km aufweisen. Well nicht alles kann perfekt sein. Ich arbeite also mal wieder mit Google Earth, einer 300.000er Karte und dem Mapsource Produkt. Die Route wird spannend. 10 cm sind 30 km, das reduziert das Kartenmaterial erheblich und die Strecke wird 1500 km lang mit etwa 20.000 Höhenmetern. Keine Ahnung, was für Wege uns erwarten. Es wird aber sicher besser reitbar sein als das letzes Jahr.
Die neuen Satteltaschen sind fast fertig, und die Ausrüstung passt so langsam. Neue Zaunstangen (signalgelb) die Zeltstangen verdoppelt, damit die BW-Planen zum Halbrundzelt aufgebaut werden können. Das Carnet ATA muss noch organisiert werden und wir diskutieren die längste Zeit darüber, ob wir Domingo nun doch mitnehmen als Ersatzpferd oder nicht. In USA werden neue Antibremsenmittel bestellt (eines das wirklich eine Woche halten sollte) und die Termine für den Beschläge und Tierarztversorgung werden ausgemacht. Ein letzter Proberitt mit gesamtem Gepäck und dann kann das Abenteuer beginnen.
Wir werden mit einem 4er Hänger nach Hevesh in Ungarn fahren, und dann dort verladen nach Baia Mare im Norden von Rumänien. Klaus mein Freund aus Altensteig, wird zur gleichen Zeit nach Hevesh fahren und dort 14 Tage auf der Ranch von Szolt verbringen. Ich freue mich auf die Zeit. Allerdings ist noch einiges zu tun.
Hier die Karte unserer Reise…. Einige Abkürzungen sind noch in Arbeit…... Wer mehr über Rumänien wissen möchte… http://www.karpatenwilli.de

11.8.
Der letzte Tag vor unserer Abreise. Es ist schon fast ein gutes Omen. Die alljährliche Schreckensmeldung kurz vor dem Abritt. Nein diesmal sind es nicht die Pferde. Denen geht es so weit gut. Diesmal bin ich es selbst, zehn Tage vor Abfahrt werde ich krank, und der Dotore meint, es könne länger dauern. Gürtelrose. Heute ist der erste Tag ohne Medis und es geht ganz gut. Ich bin noch nicht so fit, dafür hatte ich kein Problem mein Kampfgewicht zu erreichen.
12.8.
Es ist so weit. Um 4 Uhr steht Pat bei mir auf der Matte. Wir laden die Pferde und um 5 treffen wir Pete bei Winterthur. Ein Luxusliner der Extraklasse hängt an seinem gedieselten Nissan. Eine Stunde später sind wir auf dem Heldhof bei Olivia, wo unsere Pferde stehen. Die Pferde stehen diagonal zur Fahrtrichtung und eine Milchkanne voll Innerschweizer Bergwasser hat Pete auch dabei. Bei Nieselregen brechen wir auf und fahren Richtung Innsbruck, wo wir bei Stefan Streit einen tollen Lunch serviert bekommen. Die Fahrt verläuft ruhig und bei voll aufgedrehter Klimaanlage. Die Pferde stehen bequem und völlig entspannt im Hänger, alle zwei Stunden werden sie mit Wasser und Heu versorgt. Kurz vor Wien geraten wir in einen Stau. Wir entschliessen uns einen Rastplatz zu suchen.
13.8.
Die Pause hat den Pferden gutgetan und wir nehmen die restliche Strecke in Angriff. In Ungarn lösen wir eine Vignette und erreichen unser Ziel in Boconat. Die 4 Hufeisen Kleeblattranch von Szolt ist ein Reiterhof, den er in den letzten Jahren Zug um Zug ausgebaut hat. Wir laden die Pferde aus, sie werden von ganzen Schwärmen stechender Insekten freudig begrüsst und wir kriegen ungarisches Gulasch mit Nudeln und einem Willkommens-Schnaps kredenzt. Pete verabschiedet sich und fährt zurück. Während wir die Pferde für einen kurzen Ausritt vorbereiten. Die Sandwege laden zum Galopp ein und die Pferde sind erstaunlich frisch. Wir gehen noch einkaufen und treffen Klaus aus Altensteig mit seiner Familie, die den Hof während der nächsten zwei Wochen hüten und Urlaub machen werden. Klaus ist ein Reiterfreund über dessen Erlebnisse man einen eigenen Blog schreiben müsste. Den Abend beschliessen wir mit einer ungarischen Spezialität, einem handgerolltem Blätterteigdessert und…. einem Schnaps.
14.8.
Sehr zum Leidwesen von Szolt steht Gyula unser Chauffeur schon viertel vor sechs vor dem Ranchtor. Flash und Sir Pachlavan werden auf den Lkw verladen, während Lady Shavina und Anja in Szolts Hänger Platz nehmen dürfen. Wir fahren los und nachdem wir Szolts Schlaglochrennstrecke verlassen haben, fährt es sich zügig der Grenze entgegen. Im Auto gibt es keine Klimaanlage und das Quecksilber steigt und steigt. An der Grenze zu Rumänien stehen zwar Grenzwächter, die interessieren sich jedoch mehr für die Länge meiner Dolchklinge als für die Arztzeugnisse oder gar das Carnet ATA. Also fahren wir weiter und halten an der nächsten Tankstelle, um unter anderem eine Vignette für die Autobahn zu erhalten. Obwohl es noch keine Autobahnen gibt kann es teuer werden, ohne Vignette erwischt zu werden. Aber es gibt auch seit drei Monaten keine Vignetten mehr. Ce la vie. Das Thermometer zeigt 36°C an und die Fahrt nimmt auf den holprigen Landstrassen kein Ende. Statt um drei kommen wir um sechs Uhr abends an. Die Freunde von Szolt sind ganz tolle Gastgeber und versorgen uns, als ob sie wüssten, dass wir die nächsten vier Wochen nichts zu Essen bekämen.
15.8.
Endlich der grosse Treck kann beginnen. Wir besprechen die Route und entscheiden, dass Szolt uns die ersten Tage quer Feld ein führen wird. Hinter dem Hof soll ein Weg auf den Hügel führen, der uns nach Cluj bringen soll. Ein Weg ist zwar nicht erkennbar, trotzdem klettern wir durch das mannshohe dichte Gestrüpp hinauf, den Panzerwagen namens Anja immer voraus. Auf langgezogenen Hügeln ziehen wir in dichtem Gras, immer mal wieder einer Wagenspur folgend dem Tal entlang. Es ist heiss aber noch erträglich, erst als wir ins Tal absteigen müssen, schlägt uns die Glutofenhitze entgegen. Wir reiten parallel zur Hauptstrasse über die Felder und genehmigen uns ein kühles Getränk, bevor wir die Eisenbahn und die Strasse queren. Pferde gibt’s hier noch überall. Sie werden einspännig vor Eisen oder Gummi bereifte Wagen gespannt. Die Wagen selbst sind ca. 1 m breit und 2,5 m lang. Transportiert wird damit alles was man sich denken kann. Die Pferde stehen oft stundenlang angebunden am Strassenrand. Aber im grossen Ganzen stehen sie gut im Futter, auch wenn man das im Gegensatz dazu von deren Besitzer nicht immer behaupten kann. Wir folgen dieser Schotterstrasse durch das überlange Dorf hindurch, ohne dass wir traben können. Die Sonne brennt vom wolkenlosen Himmel und es hat etwa 36 Grad. Endlich kommt das Ende des Dorfes in Sicht und damit auch die LPG auf der wir übernachten werden. Es dauert eine Weile bis wir den zuständigen Besitzer gefunden haben und noch länger bis er dann kommt und uns alles zeigt und unsere diversen Wünsche nach Wasser und Kraftfutter erfüllt. Wir bauen den Paddock auf und schlafen vor drei haushohen Heuhaufen neben den Pferden.
16.8.
Um der Hitze des Tages etwas zu entgehen, stehen wir zeitig auf und versorgen die Pferde. Die befürchtete Bremsenplage ist bisher ausgeblieben, dafür fressen uns die Moskitos. Wir ziehen über den ersten Hügelkamm hinweg, als Pat beschliesst abzusteigen und Pachlavan zu führen, da dieser steif geht. Als es nach einer Weile noch immer nicht besser ist, steigt sie doch auf und wir folgen ihr im leichten Trab. Wir reiten stur nach Süden quer über Wiesen und Weiden immer den Höhenrücken der Hügel folgend. Kein Zaun behindert uns, soweit das Auge reicht. Wir traben und galoppieren stundenlang auf Gras und Schotterwegen und machen im Schatten einiger Bäume Rast. Es geht ein stetiger Wind, der aber nicht wirklich kühlt. Es ist um die 35 Grad. Ein alter Bauer kommt und erkundigt sich nach dem wohin und erzählt Szolt seine Lebensgeschichte. Immer wieder passieren wir einsame Holz- und Plastikverschläge, die allein ein ganzes Tal für sich beanspruchen und eine Kuh, ein Pferd und eine Handvoll Schafe ihr Eigen nennen. In jedem Tal stehen Zisternenbrunnen, wo auch wir Wasser mit einem Eimer aus der Tiefe heraufholen und in die danebenstehende Tränke kippen. Wir kommen nach Turda wo wir den Fluss durchreiten, im Dorf auf der Bundesstr. in einem Alimentari einkaufen und uns den Namen und die Lage der nächsten LPG erklären lassen. Paul wartet schon auf uns, zieht sich aber hinter seine Umzäunung zurück, als wir näherkommen. Er begrüsst uns etwas skeptisch, aber als Szolt ihm unser Anliegen erklärt, taut er auf und führt uns in seinen Hof. Er hat Mühe damit, dass es uns wichtiger ist, die Pferde grasen lassen zu können, obgleich sie ja dann nicht innerhalb der Umzäunung stehen. Später müssen wir alle seinen Schnaps probieren, als Gegenleistung dürfen wir dann sein Badezimmer benutzen. Der Himmel zieht zu und es verspricht zu regnen. Drei schlafen im Biwakzelt, nur Szolt legt sich mit seiner Plane auf einen Heuhaufen. Es regnet nur leicht, aber die Mücken hält es nicht ab, über uns her zu fallen.
17/08/2008
In der Nacht sind irgendwelche Hunde unser Camp inspizieren gekommen, aber sonst war es nur das Summen der Moskitos, das lästig war. Paul offerierte uns Frühstück, Kaffee war was wir hörten, Schnaps und Kaffee haben wir bekommen. Die unterschiedlichen Strategien mit der Gastfreundschaft in Sachen Schnaps, um zu gehen, waren nicht überall erfolgreich, mit mehr oder weniger Alkohol im Blut stiegen wir auf und ritten Richtung Süden. Wir erklommen den ersten Hügelkamm und kamen an Kornblumenfeldern vorbei ins nächste Tal. Oben auf dem Kamm erstreckte sich ein riesiges Tal über den gesamten Horizont. Gegen Mittag war das Tal durchritten und wir kamen an den Fluss Mures. Wir versuchten zu furten, aber das Wasser war zu tief, nur Olivia entschloss sich ein Bad zu nehmen. Wir machten Rast, bald umringt von neugierigen Campern. Sie boten uns Bier und Schnaps an und Szolt gestaltete das Mittagsprogramm für den ganzen Flussabschnitt, während die Pferde friedlich grasen. Wir überqueren die Mures auf der Eisenbahnbrücke und sind nur einen Hügelzug später wieder in einer völlig anderen Welt. Täler und Hügelzüge sind nur spärlich bewirtschaftet, Bilder wie vor 200 Jahren. Gegen Abend finden wir wieder eine LPG, wo wir uns einen Thunfischsalat gönnen und die erste Nacht ohne die Gesellschaft von Moskitos verbringen.
18/08/2008
Sibos, der Boss der LPG in Lunca Nuoe brachte uns Wein und Gebäck welches wir zum Frühstück zusammen mit Joghurt und Ananas Stückchen zu uns nehmen. Der Versuch Capuccino Pulver mit Milch zu mischen, endete in zweifacher Hinsicht interessant. Nach dem Schütteln in der Thermoskanne hat man eine schäumende Masse, welche sich in jede Richtung aus zu breiten versucht, vorzugsweise Richtung Hemd des Schüttelnden und später kann man feststellen, dass die Milchmenge nicht reicht, um das Pulver gänzlich zu lösen, was zu dem Klumpen ja eigentlich zur Pfropfen Bildung führen kann. Ich durfte das Zeugs dann runterschlucken. Wir steuern die nächstgelegene Bar an, um einen Kaffee zu uns zu nehmen und werden weiter geschickt. Hier erhalten wir zwar Kaffee sind jetzt aber zu weit östlich, um den Weg über den nächsten Hügel zu finden und reiten wieder ein Stück zurück. Wir klettern der Wagenspur folgend den Hang hinauf, bis wir das Dorf am oberen Ende des Tales sehen können und marschieren dem Kamm entlang darauf zu. Am höchsten Punkt treffen wir zwei Bauern bei der händischen Heuernte und lassen uns den Weg der Höhenlinie folgend zeigen. Leider müssen wir dann doch ins Tal absteigen und auf der anderen Talseite wieder hinauf, bis wir wieder auf einen Weg kommen. Das GPS hat sich bisher gut bewährt, viele Forst und Verbindungswege (Flur und Wiesenwege) sind als auszubauende Verbindungswege im GPS eingezeichnet, so können wir diesen weitestgehend folgen und müssen nur zur Not uns mal quer durch die Büsche schlagen. Das Gras ist nicht sehr hoch, sehr viels unterschiedliche Gräser und Kräuter, mit vielen heftigen Disteln durchsetzt und immer mal wieder treffen wir auf Dornengestrüpp. Die Hügel in der Regel recht flach und nur auf der Südseite steiler abfallend. Es war in der Frühe zwar bewölkt aber inzwischen zieren nur noch einzelne Wölkchen den azurblauen Himmel und die Temperatur zeigt wieder Richtung 34 Grad. Wir überqueren einen weiteren Rücken und folgen dann dem Tal bis zu dessen Ende und dann sanft ansteigend den nächsten Übergang anzustreben. Unter uns liegt im Tal das Örtchen Ohama. Wir tränken die Pferde an einem Brunnen, aber das Wasser schmeckt den Herrschaften nicht und so ziehen wir weiter in das Dorf hinein. Szolt hat etwas Mühe mit der unterkühlten Begeisterung der Dorfbewohner, aber am Ende haben wir doch fast alles, was wir brauchen! Inkl. einem Schäfer, der uns weiterhelfen kann. Er verkauft uns 1kg Käse und sagt uns, wo wir draussen überall übernachten können, wenn wir nicht zum Hof der Deutschen hinauf gehen wollen, was wir tun! Die Rumänischen Verwalter lassen uns übernachten. Erst am Morgen erfahren wir zu welchem Preis, aber sie müssen jetzt noch mal kurz weg, um einzukaufen. Der Hof selbst ist wunderschön auf einer Anhöhe gelegen, von wo aus man die ganze Umgebung im Blick hat. Wir zäunen die beiden Wallache ausserhalb der Hofmauern ein und bereiten unser Nachtlager vor, obgleich die Verwalterin angeboten hat, dass wir im Zimmer schlafen könnten. Wir verzichten auf das Bett, freuen uns auf die Dusche und essen unseren Käse, Brot und Wurst. 2h später kommen die beiden Verwalter zurück. Sie waren mit dem Pferdefuhrwerk unterwegs und bringen Luzerne für die Pferde und laden uns ein zu Keksen und Tee ein. Die ersehnte Dusche muss leider ausfallen, denn es gibt kein Wasser. Also gehen wir klebend, wie wir sind zu unseren Schlafsäcken und legen uns unter dem sternenklaren Himmel beim Licht des Vollmondes schlafen.
19/08/2008
Zum Frühstück gibt’s Rührei mit Speck, Käse, Kompott und Gemüse. Kaffee und Tee und eine gesalzene Rechnung. Die Deutsche, welcher der Hof gehört, ist eine Nonne, und dieser wunderschön gelegene und moderne Hof ist ein Teil eines Altersheim Projektes des Ordens, dem die Nonne angehört. Auf jeden Fall hat sie der Verwalterin klare Instruktionen gegeben, was sie von Reisenden zu fordern hätte, 40 Euro pro Person, egal ob mit oder ohne Zimmer. Sie hat dann einfach uns vier als drei eingetragen. Damit konnten wir dann auch leben, es war ja für das Altersheim. Der Weg führt uns ziemlich genau nach Süden und in einem kleinen Wäldchen machen wir Rast. Die Pferde sind nicht hungrig und nach 20 Min entscheidet sich Flash in den Wald zu gehen, und die anderen drei folgen ihm. Pach brettert quer durchs Unterholz und die anderen drei erschrecken und zu viert traben sie einen Waldweg hinauf. Pat und Olivia folgen den Pferden während Szolt und ich den Weg abschneiden. Szolt hat jedoch keine Socken an und kommt nicht weit. Die Pferde werden zurückgebracht und müssen stehen bleiben. Nach einem Nickerchen reiten wir den Waldweg hinauf, verfolgt von Schwärmen von Fliegen und Mücken. Wir verlassen den Wald und sehen vor uns die Südkarpaten und den Ort Mercurea Sibiului. Wir tränken die Pferde, trinken einen Radler, treffen auf Deutsche Einwohner und entscheiden uns noch in die Berge hinauf zu reiten und an einem See zu übernachten. Wir klettern die 400 HM hinauf und baden im See, grillen die mitgebrachten Hähnchenschlegel und legen uns auf einer Waldlichtung schlafen. Die Sterne funkeln vom Himmel.
20.8.
Wir verlassen unsere Lichtung und ziehen ins Dorf hinauf. Es ist wie eine andere Welt. Während zwischen Dej und Sibiului die Dörfer meist am tiefsten Punkt des Tals es lagen, sind die Dörfer jetzt alle auf die Höhenrücken gebaut. Schon früh am Morgen herrscht emsige Betriebsamkeit und auch die Häuser sind gut im Schuss. Wir trinken Kaffee im ersten Dorf und kaufen ein. Es gibt frisches Gemüse und die Leute grüssen und kommen auf uns zu. Sie fragen nach dem woher und wohin, und warum wir nicht die Teerstrasse nähmen, die sei doch viel weniger holperig. Weiter oben im Dorf wird gerade die Schafwolle auf der Strasse abgewogen. Ein Schüler fragt, ob er uns ein Stück begleiten und den Weg zeigen dürfe. Szolt willigt ein und er begleitet uns bis ins nächste Dorf. Auch hier die Grundfassaden aus Granit und Marmorbruch, die Holztüren wunderschön gestaltet. Eine Frau fegt den Gehweg, die Kanalisation ist gedeckelt und die Strassen betoniert. Es gibt eine Autowaschanlage in einer Garage, eine andere Frau (sicher 70jährig) holt jeden zweiten Tag Holz im Wald und trägt es als Bündel verschnürt nach Hause, um damit den Kochherd zu befeuern. Das GPS zeigt keine Wege mehr auf und wir fragen die Hirten nach dem Weg. Wir folgen dem Höhenzug und traben in 1000 bis 1400 hm auf sandigen Wegen Richtung Südosten. Wir treffen auf ausgewanderte Siebenbürger, die aus Dachau kommend hier Heimaturlaub machen. Es ist etwas kühler hier oben, die Temperaturen noch immer um die 30 Grad. Im Schatten der Wälder kommen wir gut voran, aber die Strecke heute ist lang. Die Wege sandig mit losem Schotter, der für die Pferde manchmal schwierig ist. So reduziert sich unser Tempo immer häufiger zum Schritt und der Weg wird immer länger. Um 7 Uhr haben wir 52 km und 2500 hm geschafft. Szolt organisiert eine Übernachtung, die jedoch 4 km in der falschen Richtung liegt. Wir marschieren die Strecke runter und kommen zu einem Restaurant. Nach 6 Tagen unser erstes Restaurant, mit Bier Schnitzel, Pommes und Salat. Eine Dusche, die nicht aus Schlauch ohne Wasser oder aus Wasser ohne Schlauch besteht. und richtig warmes Wasser. Morgen werden wir unsere verschwitzten Klamotten waschen.
21.8.
In der Villa Anna, die von Mirca und seiner Cousine geführt wird, fanden wir eine sehr schöne Übernachtungsmöglichkeit, mit fliessend warm und kalt Wasser und einer ein Hektar grossen Weide nebenan, wo wir die Pferde unterbringen konnten. Etwa 200 m weiter konnten wir im Restaurant Perla Essen gehen, das teuerste Menü zu 12 Franken (8 E). Schnaps auf Kosten des Hauses. Wir kamen erst spät ins Bett und am nächsten Morgen mussten wir feststellen, dass sich die Anja den Flash, der zuvor den Annäherungsversuchen der Shavina erlegen war, geschnappt hatte und Shavina einige Schrammen erlitten hatte. Das optisch viel gravierendere Problem war jedoch eine Verletzung an ihrem After, von der wir spekulieren konnten, wie sie entstanden sein könnte. Um sicher zu sein, riefen wir über den Reiterhof einen Tierarzt und erhielten nach seiner Ankunft 1.5 h später, die gute Nachricht, dass es wohl nichts Schlimmeres sei. 3 h Fahrt und 30 min Behandlung kosteten 60 Euro. Wäsche wurde gewaschen und die Decken und Schlafsäcke gelüftet. Nachmittags fuhren zwei von uns nach Sibiu, um einzukaufen und Geld zu wechseln. Der Buss fährt alle zwei Stunden, und es gibt keinen Alimentari in Palantris. Leider funktionierte keiner der Geldautomaten, so dass wir nur mitgebrachte Euros wechseln konnten. Wir sassen mit unserem Herbergsvater und seinem Freund Victor genannt Tony zusammen und unterhielten uns beim obligaten Schnaps und Bier bis zum Abendessen und wurden danach wiederum auf ein Glas Wein eingeladen. Diese Pausen sind anstrengender als zu reiten, zumindest kommt man erheblich später ins Bett.
22.8.
Wir stehen recht früh auf, um die Pferde zu füttern. Ein Wallach und seine Stute und ihr Fohlen stehen am Zaun von Flash und Pachlavan und beäugen diese interessiert. Später höre ich, dass sowohl Olivia wie auch Szolt versucht haben, sie zu vertreiben. Offensichtlich ohne Erfolg. Wir frühstücken. Das Essen vom Restaurant gestern gekauft, ist viel zu reichhaltig, wir geben den Rest dem Victor und Mirca. Der Weg führt auf den Kammrücken hinauf und dann ewig lange den Berg hinunter. Zwei LKW und ein Fuhrwerk begegnen uns und unten im Tal treffen wir auf ein einsames Alimentari. Wie zu Trapperzeiten kann man alles kaufen, immer nur eine Sorte Getränke, eine Sorte Zigaretten. Shavina geht es besser, die Schwellung geht zurück, nur dem Pachlavan hat der Pausentag nicht gutgetan. Er lahmt leicht, hinten rechts und wir entscheiden das nächste Dorf anzusteuern, statt den geplanten Weg Richtung Fagarash zu nehmen. Im Dorf treffen wir auf einen freundlichen älteren Herrn, der auf Anfrage gerne anbietet, uns in seiner Scheune auf dem Feld übernachten zu lassen. Allerdings muss er zuerst seine Frau fragen. Diese willigt offensichtlich ein. Wir führen die Pferde zum Fluss während Szolt einkaufen geht und waschen diese gründlich. Unsere Pferde nächtigen in einem abgezäunten Teil der Weide und wir vor der Scheune, in der frisch duftendes Heu gelagert ist. Es ist sogar Olivia zu warm in der Scheune.
23.8.
In der Früh sind die Schlafsäcke nass, diese Nacht sind die Temperaturen merklich gefallen. Die Pferde auf einer gemeinsamen grossen Weide waren sehr unruhig, morgen werden wir wieder zwei Paddocks machen. George, der Besitzer der Pension Maria, auf dessen Weide wir genächtigt hatten, lud uns zum Kaffee in seinen Hof ein. Zuvor hatte seine Schwiegermutter, mehrmals von Szolt zu erfahren versucht, was wir George bezahlen würden. Als es ums bezahlen ging, hat George das Geld ganz schnell verschwinden lassen. Ich lade mein Handy auf und nach herzlichem Dankeschön brechen wir auf. Der Weg führt das Tal hinunter, bis zum Ort Raul wo gemäss Karte ein Weg nach Lazaret sein sollte. Keiner der gefragten Bewohner kannte sich aus, aber der Weg war da, wo er sein sollte, also folgten wir ihm in den Berg. Was dann folgt möchte man seinem Ansehen wegen lieber nicht weitererzählen. Zu unserer Ehrenrettung sei gesagt, dass in der 300000er Karte ein Weg eingezeichnet war, dieser aber weder auf dem GPS noch auf der 100000er Karte zu finden war. Fakt ist, der erste Weg führte wieder ins Tal, der zweite hörte ebenso wie der dritte mitten im Wald einfach auf. Wir machten Pause und ich kletterte auf den Bergrücken und entdeckte einen Fahrweg auf der anderen Talseite. Ich versuchte noch auf den Kreten Weg hoch zu kommen, aber im unwegsamen Gelände war es zu schwierig. Zurückgekehrt versuchten wir die Pferde auf der Höhenlinie über eine gerodete Waldfläche zu führen. im meterhohen Gras lagen kreuz und quer Baumstämme welches das Gehen sehr erschwerte. Endlich sehen wir den Weg, aber der Abstieg ins Tal war selbst für unsere Pferde und vor allem für unsere strapazierten Nerven zu viel, so dass wir ein weiteres Mal umkehrten und ich zum Fahrweg runterkletterte. Mit den Pferden wäre hier kein Durchkommen gewesen und dem Fahrweg hinauf folgend endete er bereits nach 50 m in einer Schleifspur. Just in dem Moment führt ein Waldarbeiter mit seinem Pferd eine Ladung Bäume den Steilhang hinunter auf den Weg zu, den wir allesamt gerade mühsam erklettert hatten. Freundlicherweise erklärte er uns dennoch, wo wir sind und wie wir auf die Krete hochkommen. 40. Min später tauchte vor uns eine Cabana auf. Die freundlichen Leute kochten für uns Reissuppe und anschliessend Schnitzel und Pommes, gefolgt von… Nein diesmal war es kein Schnaps, sondern Heidelbeerkompot und Heidelbeertee. Ein Lagerfeuer wurde angezündet und bis zum Eindunkel sassen wir zusammen.
24.8.
Wir erhalten eine Karte Massstab 1:100000, alt aber wesentlich detaillierter als die 300tausender die wir benutzten. Diese Karten gibt es nicht mehr zu kaufen, sie werden von der Bergwacht kopiert und weitergegeben. Auf dieser Karte ist endlich ersichtlich, warum es gestern nicht gelingen konnte. Es führt aus dem Tal kein Weg hinauf. Gut, dass wir es trotzdem geschafft haben. Als Konsequenz aus der Geschichte werden wir, wann immer möglich nur noch Wege nehmen, die sowohl auf der Karte wie auch auf dem GPS eingetragen sind, solange wir hier in den Bergen sind. Ich frage George nach der Wegmarkierung für unsere Route, er zuckt mit den Schultern und meint, die Markierungen, die wir hier sähen, dienen nur der Dekoration. Er hätte gerne alle Wege hier in der Umgebung richtig markiert, aber weder die Bergwacht noch das Tourismusbüro wollten irgendwas dazu bezahlen. Wir verabschieden uns von den neuen Freunden und gehen wieder auf den Pfad zurück. Dieser führt uns durch lichte Wälder ins andere Tal, wo wir den Weg hinunter zum Einstieg in den Fagarash erreichen wollen. Der Forstweg führt den Fluss entlang hinunter und wir führen die Pferde über die nächsten 15 km. Unten Im Tal finden wir renovierte moderne Ferienhäuser und machen Halt bei einer Bar. Ein Ranger kann etwas Englisch und erzählt uns bereitwillig von seinen Erlebnissen mit Wildschwein, Hirsch und Bären. Wir. reiten zum Ort Lazaret wo wir auf die Bundesstrasse treffen, die hier parallel verläuft und eine der viel befahrensten Strasse Rumäniens ist. Zum Glück ist es Sonntag, die LKWs fahren heute nicht. Da wir die Molt nicht furten können und wir Kraftfutter brauchen müssen wir auf dieser Strasse 5 km hinauf bis zum nächsten Ort. Ein grüner LKW braust nur Handbreit an uns vorbei, die Polizei meckert uns zweimal an. Ich bin genervt und will weg von dieser Strasse. An einem Parkplatz mit Würstchenbude tränken wir die Pferde. Dazu müssen wir die Strasse kreuzen. Ein Kleintransporter kommt angebraust und anstelle langsamer zu werden steigt er aufs Horn. Dies steigert nicht gerade meine Laune und wir gehen die Strasse weiter. An der ersten Brücke biegen wir ab und fragen einen Fischer nach dem Weg. Er erklärt uns wir sollen über die Brücke und dann dem linken Moltufer folgen. Was wir dann auch tun, mit der Konsequenz, dass wir das Dorf wo wir eigentlich Kraftfutter holen wollten, nicht erreichen, weil es keine Brücke gibt. Frustriert stellen wir fest, dass auf der dem Ort zugewandten Flussseite auch ein Weg gewesen wäre. Sei`s drum wir reiten 5 km weiter und kommen zu einem kleinen Ort, wo die halbe Dorfbevölkerung, um die zwei Alimentaris versammelt zu sein scheint. Dutzende Fragen prasseln gleichzeitig auf uns ein, wo wir doch selbst brennende Fragen auf den Lippen haben. Szolt und ich kaufen im Alimentari ein und wählen aus den vielen sich anerbietenden Männern den vertrauenswürdigsten aus, damit der uns zu einem Übernachtungsplatz bringt. Er führt uns zu einem zweiten Alimentari, wo wir den Rest der benötigten Getränke, Gemüse und Früchte holen und dann den Weg hinauf gehen in Richtung Fagarash zum letzten Haus im Dorf. Dort wohnt Michael, Rentner getrennt lebend von seiner Frau, 64 Jahre, Waldarbeiter, und als Nebenjob Senser, das heisst er macht Heu. Er wohnt in einer 16 qm grossen Hütte aus Holzästen und Lehm, die Decke so niedrig, dass ich mich nur gebückt bewegen kann. Fliessendes Wasser gibt es auf der anderen Strassenseite am Bach und Trinkwasser muss er im Kanister vom Dorf hochbringen. Ein Tisch, zwei Plastikstühle, ein Gaskocher und ein TV Gerät mit einem Kanal, sowie zwei Betten stellen die gesamte Einrichtung dar. Wir dürfen unsere Vierbeiner vor und hinter den Bienenhäusern grasen lassen. Ein Zaun ist schnell aufgebaut, und wir selbst legen uns neben der Hütte unter das Dach der Tenne. Ein Gewitter zieht auf und für eine Viertelstunde kübelt es. Dann scheint die Sonne wieder. Wir sitzen gemeinsam im einzigen Raum des Hauses und schauen den Darbietungen Rumänischer Folkloresängerinnen zu. Beim Aufstehen stosse ich mit dem Kopf gegen die Decke. Ein Stückchen Putz fällt runter. Wir legen uns schlafen.
25.8.
In der Früh folgen wir dem Weg in den Berg hinauf. Diesmal ist Karte und GPS identisch und wir finden de Abzweigung, die uns auf den Wanderweg zum Fagarash hinaufbringt, fast auf Anhieb und endlich sind wir auf dem Weg hinauf auf den höchsten Berg der Südkarpaten und damit Rumäniens. Der Wanderweg führt uns entlang dem Berggrat immer wieder über Sättel auf den nächsten Gipfel. Der Pfad ist gut markiert und der Weg gut machbar. Wie der Weg wohl werden wird? Ich hoffe inständig auf einen Wanderer, der uns darüber mehr Info liefern kann. Laut Beschreibung des Weges soll er weiter Östlich schlechter werden. Was ist schlecht? Die Aussicht vom Grat ist herrlich. Nach Norden immer mal wieder von Wolken verhangen, im Süden leicht diesig. Trotzdem erhaschen wir immer wieder einen Blick auf die Ebene der Molt und die Orte am Fuss der Nordkarpaten. Wir treffen auf einen Hirten, der sein Sommerhausrat von der Almhütte auf sein Pferd verladen hat und ins Tal trägt. Nachmittags dann endlich der Wanderer. Ein Frankfurter. Er meint die Rot Weiss markierten Wege seien für ihn als Wanderer schon heftig, es müsste aber ein gelb markierter Weg vorhanden sein, der besser sei. Wir gehen weiter, denn Absteigen ins Tal können wir eh erst am See. Kurz bevor wir den erreichen, treffen wir auf einen Hirten, der dem Szolt bereitwillig Auskunft gibt. Von einem gelb markierten Weg weiss er nichts, nur dass egal welchen Weg wir nähmen, die Pferde nicht durchkämen. Wir könnten nur den leichteren Weg hinunter zur Barcaciu Hütte nehmen und dort übernachten. Es gäbe auch Pferde da unten. Wir steigen hinab, unter uns funkelt der kristallklare See. Der Weg hat es in sich und wenn dies der leichtere Weg ist, dann war die Entscheidung richtig, hier abzusteigen. Am See machen wir eine weitere Pause, wir können aber nicht zu lange verweilen, denn der Weg wird noch lang und der Nebel zieht herunter. Wir folgen weiter dem Pfad ins Tal hinunter und an Menschen und Tiere werden höchste Anforderungen gestellt. Wir schaffen den Abstieg und kommen unten im Tal an, wo die Hirten erstaunt sind, dass unsere Pferde dies leisten können. Die Enttäuschung ist gross, als wir endlich auf der Hütte eintreffen, kein Grashalm weit und breit. Wir entscheiden komplett abzusteigen, da wir den Pferden Futter geben müssen und auch laut dem Hüttenwart die Fortsetzung des Weges auf dem Berg unverantwortlich wäre. Der Weg hinter ins Tal führt dem Rücken des Berges entlang hinunter und es wird fast 20 Uhr bis wir unten ankommen. Die Cabana wird von einem Kantonsrat geführt. Sie verfügt über einen eigenen Forellenteich und einem Damhirschgehege. Wir werden eher kühl empfangen, die Herzlichkeit die wir in den letzten Wochen erfahren durften, weicht hier eher berechnendem Kapitalismus. Schade. Wir können die Pferde nur in einem Schweinestall unterbringen, bekommen aber wenigstens gut Heu für die Pferde. Der Stalljunge ist sehr hilfsbereit und nett. Wir waren heute 12 h unterwegs.
26.8..
Wir besprechen den weiteren Ritt. Entschieden wird, nach Sinca Nuoa zu reiten und dann dort die weitere Route fest zu legen. Flash ist beim letzten Abstieg auf einen Baumstumpf draufgesprungen und hat sich einen Bluterguss vor dem Bauchgurt geholt. Wir verarzten ihn und auch die Schrammen an den Beinen der anderen vierbeinigen Weggefährten. Der Weg führt das Tal hinunter und dann am Fuss des Fagarashgebirges immer nach Osten. Wir reiten nach Kompass quer über unendlich scheinende Wiesen. Solange wir Pfade und Wagenspuren nutzen können, kommen wir gut voran. Dort, wo der Boden lange nicht kultiviert war, können wir nur Schritt gehen, denn die Maulwurfs-hügel haben hier einen Abstand von ca. einer Schrittlänge. Wir müssen wie in früheren Zeiten immer wieder Wege durch trockene Täler und über verbuschte Höhenzüge suchen. Der Boden ist völlig ausgetrocknet, bis auf die kleinen Rinnsalen, die in der Schneeschmelze das ganze Tal mit ihren Wassermassen auffüllen. Das Gras ist braun und die Ackerfrüchte mehrheitlich vertrocknet. Am Nachmittag, als wir gerade Hoffnung schöpften, heute einen guten Schnitt geritten zu bekommen, verliert Anja ein Eisen. Wir gehen zurück, aber wir finden es nicht mehr. Wir kommen nicht viel später an ein Hinweisschild zu einer Fischfarm, wo auch Ausritte angeboten werden. Wir führen die Pferde über staubige Landstrassen dort hin und kaufen Schnitzel, Pommes und Brot sowie Getränke ein. Hier erfahren wir auch die Adresse eines Hufschmiedes im nächsten Dorf. Wir können auch gleich im Garten des nächsten Hauses übernachten und die Frau des Schmiedes zündet für uns ein Grillfeuer an. Wir wärmen die Pommes Fritte in der Grillpfanne noch mal auf, grillen Würstchen und Tomaten und geniessen die inzwischen nicht mehr so kühlen Getränke. Der Hufschmied kommt und kramt in seiner Tasche nach einem passenden Eisen. Es sind noch von Hand geschmiedete Stahlteile mit gebogenen Enden und vorne aufgeschweissten Stollen. Auch die Nägel sind handgeschmiedet, deshalb freut er sich umso mehr als wir ihm unsere anbieten. Der Preis? Wir sollen ihm zahlen, was es uns wert ist. Er ist überglücklich mit seinen 25 SFR (50 Lei). Das Eisen steht zwar hinten 2 cm über aber mit einer Glocke von Shavina wäre es zu machen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
27.8.
Shavinas Bein ist in der Frühe etwas geschwollen, aber mit der Bewegung wird es besser. Wir traben auf Gras und Feldwegen immer nach Osten und kommen zu einem Kloster, neben dem sich ein touristischer Komplex entwickelt hat. Es gibt sogar ein Restaurant. Wir bestellen Mitsch, was wie Hackbällchen, nur dass diese die Form einer geraden Wurst haben. Am Nachmittag wird der Weg schlechter und wir gehen einen Grossteil der Strecke zu Fuss. Unten im Tal steht eine Herde Pferde, sie grasen ruhig und heben nur kurz den Kopf, als wir vorbeiziehen. Wir reiten bis ins nächste Dorf. Morgen müssten wir es bis nach Sinca Nuoa schaffen. Hier fragen wir im Alimentari nach einer Unterkunft und die Verkäuferin bietet spontan ihren eigenen grossen Garten an. Wir fragen nach einem Hufschmied und erfahren, dass einer gleich um die Ecke wohnt. Szolt holt ihn und wir bestellen bei ihm 6 Eisen. Übermorgen um 7 sind sie fertig wir sollen ihn dann holen, er würde sie dann aufnageln. Die Familie der Verkäuferin ist super nett. Wir baden im Plastik Swimming Pool und später als das Wasser des Hozboilers warm geworden ist, können wir sogar unsere Haare waschen. Wir bekommen Hafer für die Heubäuche, die ansonsten glücklich am grünen Gras nagen und dürfen in der Küche unsere, für die Pferde eingekaufte Polenta, kochen. Wir essen die am Vortag gekauften Schnitzel zusammen mit der Polenta, Käse und Tomaten.
28.8.
Beim Füttern in der Früh steht Shavina mit dicken Bein da. Es schaut nicht gut aus. Zum Glück sind es nur noch 32 km bis Sinca Nuoa und der http://www.equussilvania.ro , wo wir Pause machen werden. Wir splitten die Gruppe und Pat und ich sind zu Mittag am Ziel. Szolt und Olivia gehen zu Fuss und da sich das Phlegmon nicht bessert, bitten sie darum, abgeholt zu werden. Christoph und Barbara, die zwei Biologen, die die Equus Silvania führen, sind obwohl selbst in Zeitnot, äusserst hilfsbereit. Ich fahre mit deren Auto und Hänger zurück, um Szolt und Olivia abzuholen. Zurück auf der Ranch werden die Pferde und wir mit Luxus verwöhnt. Wir besprechen die Lage, essen zu Mittag und waschen die Pferde, uns und unsere Wäsche. Am Nachmittag kommen Leute einer Stiftung, die ein Naturschutzprojekt der beiden unterstützen sollen. Wir essen gemeinsam Abendessen mit Lamm und Kartoffeln. Herrlich.
29.8.
Um 6.30 holt das Taxi den Szolt ab, der zurück fährt, um den Schmied abzuholen. Eines der beiden, von mir nach Sinca Nuoa per Luftfracht verschickten Päckchen (55.- E), ist nach 4 Wochen sogar eingetroffen. Darin sind glücklicherweise Ersatz Duplos (unsere Kunstoffbeschläge) und auch Mineralfutter. Der Schmied kommt um 8 Uhr und beginnt die vorderen Eisen bei Anja zu demontieren. Irgendwo unterwegs hatte Szolt, noch ein passendes Eisen gefunden (Glück muss der Mensch haben) und so können Anja, vorne und Pach und Flash rundum neu beschlagen werden. Der bestimmt schon 60 jährige Schmied machte seine Sache sehr gut, einzig die Art des Ausschneidens mittels Meissel, war etwas gewöhnungsbedürftig. Vor allem für den, der den Huf halten durfte und an dessen Arm die Klinge geschickt aber nur cm entfernt vorbei geführt wurde. Die Kunststoff-beschläge interessierten ihn sehr und mit viel Begeisterung nagelte er sie fachgerecht auf. Für die 2,5 Beschläge bezahlten wir umgerechnet 28 € oder 40 Franken. Für das Geld könnten wir ihn in die Schweiz zum Beschlagen einfliegen lassen. Nachdem ich ihn mit einem Auto wieder zurückgefahren hatte, fuhren wir mit dem Taxi nach Zernesti und Bran, zu dem Schloss das der Author von Dracula als Motiv für seinen Roman genommen hatte. Wir waren ein Teil einer Touri Herde, die sich durch die engen Gänge schob. Es ist ein nettes kleines Schloss, dass einer Frau mit Tochter gehörte und mit dem ganzen Dracula Zauber wird man erst wieder konfrontiert, wenn man die Souveniermeile betritt. Szolt kauft eine Flöte für 1 € und Pat einen Strohhut. Wir holen Geld von der Bank und kaufen für die nächsten Tage ein. Olivia schlägt vor in zwei Gruppen weiter zu reisen, Pat und ich nehmen die längere Route, nach Osten und dann Norden, während Szolt und Olivia zusehen, wie die Entwicklung ist bei Shavina ist und dann den Medias Trail unter die Füsse nehmen, der sie direkt in Richtung Dej und Klausenburg führen wird. Wir teilen das Gepäck neu auf und etwas Ware wird der rumänischen Post anvertraut, die hoffentlich diesmal etwas verlässlicher ist.
30.8.2008
Gestern Abend stellten wir mit Schrecken fest, dass uns die Detail Karte immerhin 1:300 000 abhandengekommen ist. In der Früh versuchen wir alternativen aufzutreiben aber die Mädchen können uns nicht weiterhelfen. Szolt meint er werde eine Karte organisiert bekommen, so nehme ich die verbleibende 800 000 er Karte an mich. Wir satteln auf und verabschieden uns von Olivia und Szolt und brechen bei leichtem Nieselregen auf. Es geht ein Stück den Weg zurück, den wir gekommen sind. Wir fragen nach dem Weg zur Eisenbahnlinie und erhalten widersprüchliche Infos. Da es am Vorabend geregnet hat, sind die Wege sehr aufgeweicht und es ist schwierig die Pferde zu motivieren, durch die endlosen Schlammpfützen zu waten. Da die Sinca unseren Pfad immer wieder kreuzt und der Boden so trocken ist, dass er das Wasser gar nicht aufnehmen kann, ist der Weg flächig überspült. Dessen ungeachtet scheinen die Pferdefuhrwerke hier schon durchgegangen zu sein. Auf jeden Fall sind tiefe Furchen im nassen Schlamm zu sehen. Endlich kommen wir zur Eisenbahnlinie und siehe da, die Eisenbahn gibt’s gar nicht, sondern ein schön ausgebauter Weg, dem wir problemlos folgen, bis er mitten im Wald plötzlich endet. Die Karrenspuren zeigen den Weg und wir kommen zur Strasse. Unterwegs finden wir im aufgeweichten Weg frische Bärenspuren. Wir folgten ein Stück der neuen Strasse und mussten immer wieder die verschiedenen Bachläufe kreuzen, die eigentlich nur auf der Strasse zu überqueren waren. Da aber ein breiter Kanal die Flur von der Strasse trennte, mussten wir immer wieder die Pferde vor neue Herausforderungen stellen. Endlich konnten wir die Strasse verlassen und eine Schotterpiste in ein Naturschutzgebiet nehmen. 14 Seen sind hier wie Perlen an der Schnur aufgereiht. Sie dienen den Zugvögeln als Übernachtungsstation auf ihrem Flug nach Norden. Mitten in einem Dorf auf diesem Weg gab es einen Stau. Als wir uns an den Autos vorbeischlängelten und zur Kreuzung kamen, wurde dort in einem grossen Kreis getanzt. Eine Kapelle, bestehend aus einer. Klarinette, einem Bass und einer Geige, spielten auf. Eine Hochzeit. Die Musik kam zum Ende und der Kreis löste sich auf und der Verkehr rollte weiter. Das Dorf nur zwei Häuser breit zog sich der Strasse entlang, hier waren die Brunnen mit Rollen und Handrad ausgestattet und standen in Nischen vor jedem Haus. Ein Auto hält an, der Fahrer begrüsst uns auf Englisch und will wissen wohin und woher. Wir werden von ihm zum Bier eingeladen, er hat ein Haus am Ende des Dorfes. Er ist 72 ex Army Man und mit einer 30-jährigen Rumänin verheiratet. Sie bewohnen ein grosses Haus und ziehen Im Winter jeweils nach Spanien um. Das Haus wird gerade zur Pizzeria erweitert, wenn diese dann fertig ist, werden sie hierbleiben. Die Häuser sind, wenn gestrichen, in grellem gelb oder grün, aber auch violetten Farben. Wir kommen nach Haghati ( Halchiu)??? und werden von zwei Männern angesprochen, die zur Oberschicht gehören. Wir erklären unser woher und wohin und dass wir ein Nachtlager für die Pferde benötigten. Einer der beiden, er spricht nur ein paar Brocken Deutsch, erklärt, wir müssen bei ihm übernachten. Er ist Kommissar der hiesigen Polizei und passionierter Jäger. Auch hat er Pferde, die aber auf einer Weide woanders stehen. Wir bekommen ein Stück Garten, wo wir die Pferde einzäunen. Gleich daneben steht ein dreijähriger Hirschbock, der seit Geburt hier aufgezogen wurde. Er wurde jung von Wölfen schwer verletzt und vom Jäger gerettet. Jetzt dient er den Förstern und Jägern als Anschaungsobjekt. Daneben steht ein Rehkitz und eine Wildsau namens Pamela Anderson. Drei grosse Ballen Luzerne werden angeschleppt und wir bekommen neben Schnaps aus der 1 ltr Wasserflasche Bärenwurst, geräuchertes Hirschfleisch und Wildschweinsalami vorgesetzt. Nach dem Essen begleiten wir ihn zu einer Rebhuhnfarm. Der junge Verwalter fährt mit uns mit und seine Waschmaschine wird auch noch verladen. Auf der Farm mit über 1000 Rebhühnern, zeigt uns der Verwalter seine Hundepension. 42 Hunde werden hier in freiem Auslauf gehalten, nur einige sind in grossen Zwingern eingesperrt. Daneben gibt es 20 Katzen, einen Uhu, dessen Flügel gebrochen und nicht korrekt wieder zusammengewachsen sind, und eine Brut von Rebhühnern, die mit Haushühnern gekreuzt wurden. Das Pferd von Ikken, dem Jäger, ist völlig abgemagert, daneben steht ein prächtiges Fohlen. Ikken möchte wissen war er tun soll? Auf dem Weg zurück kaufen wir eine neue Karte. Wir versorgen die Pferde noch mal und bekommen von Ikken ein Hasenfell geschenkt, für Pachlavans Satteldruck.
31.8.
Wir reiten die Strasse entlang und zweigen dann ab Richtung Norden und Berge. Der Weg führt auf einer Schotterpiste den Berg hinan, später führt er über Grasbewachsene Lichtungen, die durchsetzt sind, von stattlichen Eichen. Über Schafweiden, vorbei an winzigen Hütten, in denen Schafkäse gemacht wird, kommen wir in hügeliges Gelände und sind längst nicht mehr auf dem Weg, der in der Karte eingezeichnet ist, sondern folgen nur noch der Kompassnadel und den Bergkämmen. Die Pferde sind durstig, doch gibt es kein Wasser weit und breit. Ein Hirte, den wir fragen, erklärt wortgewaltig irgend etwas, ob es mit meiner Frage nach APA por les Caii etwas zu tun hat, kann ich nicht beurteilen. Auf dem GPS ist ein See eingezeichnet, wir reiten dorthin, finden aber nur ein paar Tümpel, dessen Wasser wir den Pferden nicht anbieten wollen. Etwas weiter nördlich finde ich den Weg, der auf der Karte eingezeichnet ist, wieder und hier ist auch ein einsames Haus. Zigeuner sitzen am Eingang zum Grundstück, ich frage sie nach Wasser (Apa) und sie schicken mich durchs Tor. Auf der Strasse taucht gleichzeitig eine Familie auf, die Körbe voll Himbeeren zum Haus schleppt. Ich frage sie nach Wasser und bekomme es bereitwillig vom Ziehbrunnen geschöpft. Das Mädchen, das ein wenig Englisch kann, erklärt, dies sei ein Pfadfinderheim, der ungarischen Pfadi in Rumänien. Wir fragen nach dem spezifischen Weg, der uns ans Ziel bringen soll, aber in Rumänien erklärt man keine Wege, sondern nur Himmelsrichtungen, und dann nimmt man einfach jeden Pfad und Weg, der ungefähr in die Richtung führt. Wenn’s nicht passt geht man quer Feld ein. Wir lernen dazu. Genau so machen wir es dann auch, und marschieren quer durch den Wald den Berg hinunter, dabei folgen wir irgendwelchen Pferden, die hier auch mal runter gegangen sind. Immer wieder finden wir Bärenlosung und als wir glücklich unten rauskommen, stehen wir neben einem Köhlermeiler. Sicher 15 m Durchmesser und bis 3 m hoch sind die. Holzstapel, die später mit Stroh und Erde abgedeckt werden, damit das gestapelte Holz verkohlen kann. Wir tränken die Pferde und reiten in den nächsten Ort. Die bewirtschafteten Flächen sind sehr ordentlich und es schaut aus, als müssten hier sehr ordentliche Menschen wohnen. Allerdings werden wir recht skeptisch beäugt und wir entscheiden ins nächst grössere Dorf zu gehen. Die Leute sind alle für Sonntag angezogen, mit grossen Strohhüten und rosa Bändern. Wir verlassen den Ort und ein paar km weiter beginnt die Teerstrasse ins nächste Dorf. Es kommen uns Radfahrer entgegen, auch sie grüssen zwar, aber vermeiden jeden Blickkontakt. Wir führen die Pferde weiter den Berg hinab und die Radfahrer überholen uns von hinten. Diesmal frage ich ob jemand Englisch spreche, und der Mann fasst sich ein Herz und blickt mich an. Ich stelle mich kurz vor und erkläre meinen Wunsch nach einer Weide für die Pferde und uns. Er freut sich offensichtlich mit jemanden Englisch reden zu können und erklärt spontan, dass wir die Pferde beim Nachbarn unterbringen können. Er schickt seine Schwester und Freundin vor, den Nachbarn zu informieren. Nach einigen Minuten kehren die beiden zurück. Der Nachbar sei nicht da, aber wir könnten die Pferde auch im Garten der Eltern unterbringen, bis er wieder käme. Gesagt getan, als wir durch den Ort kommen, sehe ich ein Restaurant und lade die drei zum Abendessen ein. Wir zäunen die Pferde auf etwa 15 qm ein und sie erhalten Heu, soviel sie wollen. Den Nachbarn brauchen wir gar nicht mehr. Nachdem wir die Eltern kennen gelernt hatten, gingen wir zum Restaurant zurück, bestellten Bier und alle drei Gerichte, die es gab. Die zwei Frauen waren Lehrerinnen für Geschichte und Bobe ist Angestellter in einem historischen Institut in Georgheni. Bobe erklärt, dass sie Calvinisten seien, und wir für die Leute hier so was wie Ausserirdische sein müssten. Auch er habe eigentlich den Kontakt zuerst gescheut. Das Dorf ist ungarisch, das heisst, hier wird kein Rumänisch gesprochen und meine wenigen Brocken Rumänisch nützen hier gar nichts. Wir legen uns neben den Pferden schlafen, der Himmel ist übersät mit Sternen. Es wird kalt werden heute Nacht.
1.9.
Trotz Pferdedecke und Poncho schleicht sich die Kälte in den Schlafsack und ich bin froh, als es endlich 6 Uhr ist und wir aufstehen können. Schon bald ist ein Kaffee auf dem Tisch und es riecht verführerisch nach Rührei mit Speck. Wir kommen nach Banii Mica und folgen der Wagenspur den Berg hinauf. Unterwegs treffen wir auf ein Ochsengespann. Bald teilt sich der Weg und ich entscheide mich, gemäss Karte dem Weg dem Bachlauf entlang zufolgen. Schwerer Fehler! Wir hätten der LKW Spur folgen sollen, aber hinterher ist man immer schlauer Der Weg führt in die richtige Richtung, wird aber zusehends zum Trampelpfad. Ich überlasse Flash weitgehend die Führung und stelle nur sicher, dass die Richtung einigermassen stimmt. An dem höchsten Punkt da oben in 1520 m Höhe schneidet sich die Kantonsgrenze mit unserem Weg, und dann müssten wir wieder auf der richtigen Spur sein. Flash folgt irgendwelchen Pferdeduftmarken den Berg hinauf, er findet eine Tränke und führt uns zielstrebig hinauf. Wir machen Rast unter dem Gipfel, das ganze Tal und die gesamten Bergrücken zu unseren Füssen. Ich studiere Karte und GPS noch mal und entscheide, den Weg nochmals 500 m zurück zu gehen und einen Pfad, den Flash ignoriert hat, zu nehmen, um den Gipfel auf seiner Ostseite zu erklimmen. Später stellte ich fest, dass es unnötig war, hätten wir den Weg fortgesetzt, wären wir am gleichen Ort rausgekommen. Auf jeden Fall hatten wir ihn wieder, den Weg der als dünne graue Linie auf meiner 300 000er Karte eingezeichnet war. Jetzt galt es diesem nur zu folgen, die 1000 hm wieder abzusteigen und dann wären wir wieder in der Zivilisation. Irgendwas rumort in meinen Gedärmen. Kurz nach dem Mittag schlug dann alles Alarm. Bauchgrimmen und Dünnpfiff ohne Ende. Der Abstieg ist entsprechend mit kurzen Aussetzern zur nächsten Toilette durchzogen. Zum Glück findet sich hinter jedem Baum ein WC. Der Weg ins Tal zieht sich endlos lange und ich bin richtig schlapp. Bei jeder Futterpause nicke ich ein und muss Pat dazu verdonnern, mich nicht länger als 20 Minuten dösen zu lassen. Der Pfad führt durch Meter hohes Gras und setzt sich dann in einem Bachbett fort. Die GTA lässt grüssen. Wir entscheiden uns den Weg zu verlassen und über die Wiese ins nächste Dorf zu reiten. Ein Schäfer treibt seine Herde mit Pfiffen an, damit sie uns nicht den Weg blockieren und weiter unten treffen wir auf eine Familie, die beim Heu machen ist. Ich gehe auf sie zu, aber sie wollen nichts mit uns zu tun haben. Also weiter. Wir reiten über die frisch gemähten Wiesen und treffen wieder auf eine Familie mit Tochter. Die Mutter kommt auf uns zu und spricht uns an. Ich verstehe kein Wort und die Mutter holt die Tochter. Diese ist Physik und Chemiestudentin und kann ein wenig englisch. Ich erkläre ihr wonach wir suchen und die Familie entscheidet sich spontan die Arbeit ruhen zu lassen, und uns zu sich nach Hause zu begleiten. Das Pferd wird angeschirrt und der Balkenmäher auf dem Pritschenwagen verladen. Die Frau steigt auf Flash und ich darf neben dem Kutscher Platz nehmen. Das Pferd gehorcht dem Kutscher aufs Wort, bremst den Wagen auf Kommando ab und beschleunigt auf die Sekunde genau. Die Fahrt auf der holprigen Piste, bei der der Kutscher immer wieder schauen muss, dass die Räder den schlimmsten Felsbrocken entgehen und das Pferd den für den Wagen leichtesten. Weg nimmt. Das Pferd wird über eine lange S-Kandare geführt, welche aber kaum benötigt wird. Wir kommen auf dem Hof an und den Pferden wird eine ganze Wagenladung frischer Luzerne vorgesetzt. Ich lege mich mit einem Schnaps ins zugewiesene Bett und stehe nur auf, um die Toilette zu besuchen.
2.9.
Nach einer durchzogenen Nacht (Pat machte mehrmals recht interessante Geräusche, um das Zimmer fluchtartig zu verlassen) geht es mir deutlich besser. Dafür hat es Pat jetzt voll im Griff. Nach einem Frühstück mit Toastbrot, Salz und Knoblauch brechen wir um 9:30 auf und tingeln der Strasse entlang nach Mercurea Ciuic, wo Bier gebraut wird. Vermutlich werden wir die Bierverkostung verschieben. Der Verkehr fliesst gemächlich und wir reiten quer durch die Stadt. Pach macht keine Zicken mehr von wegen LKW und Flatterplane und Pat reitet ihn sorglos am Parellihalfter. Wieder auf der Überlandstrasse machen wir immer mal wieder halt, damit Pat sich eine Pause gönnen kann, während die Pferde grasen. Am Nachmittag finden wir eine Pension und nach einigen Überredungskünsten gelingt es mir die Wirtin zu überzeugen, dass wenn wir auch nicht mit dem Auto sondern per Pferd gekommen sind, wir hier übernachten können. Ich finde neben der Pension ein von allen Seiten, von einem Bach begrenztes Stück Wiese, auf dem ich den Weidezaun so platziere, dass die Pferde nicht gesehen werden können. Die zwei stürzen sich aufs frische Gras und ich gehe zurück um unser Zeugs vollends zu verstauen. Später beim Abendbrot erklärt mir die Wirtin, dass sie besser schlafen würde, wenn ich die Pferde in den Hof hinein holte. Was tut man alles für das schwache Geschlecht. Ich baue den Zaun also wieder ab, führe die Pferde durch den Bach in den Hof und zäune sie dort ein. Von einer Weide, auf der ein Professor der Geografie gerade das Heu per Hand zusammen zieht, darf ich für die Auskunft, dass ich von Zürich und Helvetia komme, soviel Heu nehmen wie ich will. In einer kurzfristig geborgten Schubkarre bringe ich das Heu den Pferden und erfahre, dass ich den Zaun noch mal umbauen muss, damit die Leute aus der Umgebung hier Wasser holen können. Was für Leute müssen hier am Abend noch Wasser holen, frag ich mich, und was soll das Gerede von den Zigeunern, wenn die dann hier neben den Pferden Wasser holen. Bevor ich mich ärgern kann, kommt die Wirtin und erklärt Ihr Mann würde bis um 10 Nachts nach den Pferden sehen und dann das Tor schliessen. Ich baue also den Zaun noch mal um und. gehe dann schlafen.
3.9.
Wir essen erst spät und kommen erst um 9 Uhr weg. Wir queren die Strasse auf der wir gestern gekommen sind und reiten in die Berge hinein. Der Weg zieht sich durch ein langes Dorf, dessen Häuser aber nicht in Reih und Glied aneinander stehen, sondern wie der Strasse lang hingestreut dastehen. Ein völlig neues Ortsbild, das eher französisch oder deutsch anmutet, obgleich wir noch immer im Ungarisch sprechenden Teil sind. Pat nimmt eine Schmerztablette und ab da geht es ihr besser. Eine Herde Kühe und aufgeregte Gänse. blockieren die Strasse, die hier über einen Bach führt und der von den Kühen als Tränke genutzt wird. Ich weiss nicht, ob ich das Demonstrative in den Weg stellen des Hirten falsch gedeutet habe, aber als ich kommentarlos langsam an ihm vorbei durch die Herde reite, macht er keine Anstalten dagegen etwas zu unternehmen, Ich frage mal wieder nach dem spezifischen Weg, der auf der Karte eingezeichnet ist, aber alle 3 Antwortenden weisen auf einen weder in der Karte noch auf dem GPS eingezeichneten Weg, der Bahnlinie entlang. Ich mag es nicht meine eigenen Prinzipien umschmeissen zu müssen, aber manchmal muss man einfach die Würfel fallen lassen. Hier sind wir also mal wieder auf dem Weg über einen Pass, der weder in der Karte oder dem GPS eingetragen war. Wenigstens waren immer mal wieder Leute, die Kühe hüteten oder Wiesen mähten zum Nachfragen unterwegs. Aber der Weg machte diesmal keinen Kummer und so kamen wir zur Passhöhe und in eine andere Welt. :Hügel, bewaldet und unbewaldet, einzelne Hütten, Zäune und Tore. Später waren die Hügel bis über den Kamm schachbrettartig kultiviert mit Schleppspuren der Holzrückepferde senkrecht durchzogen. Bestückt mit einzelnen Bäumen, die wie einzelne Dreiecke die Hänge dunkelgrün bemusterten.
Pat geht’s noch immer nicht besser. Wir finden eine Pension, eigentlich ein Hotel, das im Winter als Skihütte dient. Der Skilift mit Flutlichtanlage ist allerdings nur knapp 300 m lang. Die drei Damen an der Rezeption sahen nur Arbeit auf sich zu kommen, und verschanzten sich fluchtartig hinter der Bar, wichtig aussehenden Geschäftsjournalen und dem Telefon. Nur die Jüngste fasste sich ein Herz, als ich sie fragte, ob jemand englisch spräche. Ein klein wenig, meinte sie, allerdings stiessen alle ihre Übersetzungen ins ungarische immer wieder auf die gleichen ablehnenden Gesichter und Antworten. Was mich animierte, um so hartnäckiger nachzufassen, als plötzlich ein junger Mann eines ungarischen Filmteams neben mir stand und seine Hilfe anerbot. Er fragte die Damen das Gleiche noch einmal und wandte sich dann an mich und sagte: die drei können nicht helfen, aber er kenne den Nachbarn und der werde bestimmt helfen. Wir gehen zum Nachbarn und dieser nimmt die Sache auch gleich in die Hand, erklärt sein Bruder wohne gegenüber und habe ein Pferd. Dort würden wir alles bekommen. Also nichts wie rüber und eine halbe Stunde später waren die Pferde abgesattelt, unter Apfelbäumen eingezäunt, getränkt und mit Heu und Weizenkleie und Hafer versorgt. Die Versuche uns mit dem Nachbarn zu unterhalten, scheitern kläglich, da mir das ungarisch nun gar nicht liegt, vor allem, weil er es auch noch in Zeichensprache ausdrücken will. Der freundliche Helfer verschwindet auch und wir sind dem Ungarn überlassen, der uns offensichtlich zu erklären versucht, dass er sein Haus zu einer Pension umbauen will. Zwei angebaute Zimmer ohne Fundament und Boden, Fliessen für die Wände und einen Duschschlauch hat er bereits. Auch weiss er das bei ihm das Zimmer 15 Lei billiger sein wird als in der Pension. Bis er uns dann das unvollständige Gebäude zeigte, gingen wir davon aus, dass er uns zu sich nach Hause eingeladen hatte. Wir gingen also wider hinüber zur Pension, reservierten ein Zimmer und wollten Abendessen bestellen, bei dem englisch sprechenden Mädchen, sie hatte allerdings offensichtlich Anweisung meine ID bzw. das Geld für die Übernachtung zu bekommen. Ich erklärte ihr, dass ich nach dem Abendessen bezahlen würde, und dass ich keine ID dabei hätte, aber ihr gerne meine Adresse aufschreiben würde. Sie kam dann auch nach einer Weile mit einem Zettel, auf dem ich ihr meine Schweizer Adresse aufschrieb. Das Essen war den Darmproblemen angepasst und wir unterhielten uns glänzend mit dem Bruder des Pferdegastgebers. Während des Essens fuhren die Pferdefuhrwerke an uns vorbei. Eines setzte zum Überholen eines langsameren Fuhrwerkes an, wohlgemerkt beide trabten mit einer 3 m hohen Ladung Heu auf der Pritsche, als der Schnellere bemerkte, dass ihm ein Auto entgegen kommt. Kurzerhand bringt er sein Pferd in den Galopp und schert kurz vor dem Auto wieder ein. Filmreif. Das Zimmer oberhalb des mit mächtigen Eichenstämmen getragenen Esssaales der Skiliftstation war komfortabel ausgestattet mit schönem Bad und Betten aus 15 cm starken Eichenholz, einem TV Gerät mit 10 Kanälen auf denen überall kein Empfang war und kein warmes Wasser in der Dusche. Um 0:35 bimmelte plötzlich die Alarmanlage im Flur. Alle Bewohner der Etage trafen sich auf dem Flur. Aber keiner wusste Rat, also drückte ich so lange auf der Alarmanlagentastatur rum, bis das Ding endlich Ruhe gab. Ob es an meinem Gedrücke lag, oder ob dem Ding von selbst die Puste ausging, vermag ich nicht zu sagen, aber schön war es allemal als wieder Ruhe einkehrte. In der Frühe ist unser Gastgeber schon auf, als wir die Pferde versorgen, er hatte ihnen schon frisches Wasser reingestellt. Wir satteln auf und gehen zum Frühstück in die Pension, aber Pat hat heute noch grössere Darmprobleme als Tags zuvor und trinkt nur eine Tasse Milch in der sie bittere Schokolade und Honig auflöst.
4.9
Wir folgen dem Tal, die Höhenzüge sind teilweise bewirtschaftet, der Rest bewaldet, und treffen auf eine Gruppe ungarischer Mountainbiker, die gerade frühstücken. Sie machen eine 14 tägige Karpatenrundtour und sind richtig begeistert von unserem Abenteuer. Wir tauschen Adressen und Pat erhält Medizin für ihren Darm. Der Weg führt über einen Pass in 1000 m Höhe und oben treffen wir auf ein Forstteam beim Schleppen von Bäumen mit einer schweren Zugmaschine. Wir kommen ins Tal und treffen auf den vermutlich längsten Holzzaun der Welt. Rechts und links von der geschotterten Strasse, auf der LKWs das Holz der hier angesiedelten Holzindustrie (jeder kleine Hof hat seine eigene spezielle Produktion) ins Tal befördern, ist ein Holzzaun errichtet, der sich nahtlos von Grundstück zu Grundstück fortsetzt. Kein qm Gras ist ausgespart und wir reiten und traben 3 Stunden lang, zwischen den beiden verstaubten Zäunen und suchen nach einem Loch im Zaun, wo die Pferde was Grünes finden. Irgendwann ist dann der Bachlauf direkt an der Strasse und auf der anderen Uferseite gibt es 10 qm bereits einmal abgeweidetes Gras. Wir furten und setzen uns in den Schatten einer Trauerweide als uns ein älterer Herr auf Rumänisch anspricht und nach dem woher und wohin fragt. Wir können wenigstens auf die Standartfragen mit Standartsätzen antworten. Er verschwindet und kehrt dann mit Stiefeln an den Füssen, einer Flasche kaltes Brunnenwasser und zwei Stücken Gebäck zurück, die er uns offeriert. Wir nehmen dankend an und er fragt nach der fehlenden Kandare, und wir erklären, dass wir diese nicht bräuchten. Das Gebäck schmeckt wie Berliner ohne Marmelade und ohne Puderzucker und ist fladenförmig. Es schmeckt sehr gut. Wir traben hinter einem Heufuhrwerk her, Flash nimmt sich immer wieder ein Maul voll Heu und kaut es genüsslich. Endlich kommen wir ans Ende des Tales und Pat ist ziemlich geschlaucht. Wir trinken was und fragen nach Kraftfutter für die Pferde. Ein Bauer mit seinem Gespann bietet uns an zu einem Händler zu führen, wir finden ihn und ich frage die Frau nach Hafer oder Mais. Sie nickt jedes Mal begeistert, und führt mich zu ihrem Lager, dort stapeln sich einige Säcke und sie wiegt 2x3 kg Mais ab. Als ich. sie nach Hafer frage, hat sie plötzlich keinen mehr und öffnet einen der anderen Säcke. Es ist Gerste. Auch gut. Wir füllen 2x2 kg ab und der Bauer nimmt einen der beiden Säcke. Beim Fuhrwerk angekommen möchte der Junge, auf Flash reiten, also setze ich mich auf das Brett, das vorne über den Pritschenwagen gelegt ist, und Pat klettert hinten in den Wagen, um Pach hinter her laufen zu lassen. Und so geht’s dann im Trab die geteerte Strasse hinauf. Der Bauer anerbietet, dass wir bei ihm schlafen können. Ich frage zurück, ob er nicht zuerst seine Frau fragen müsse, und er lacht und erklärt, dass das Mädchen, dass ich für seine Tochter gehalten habe, seine Frau sei, und sie sehr einverstanden sei. Wir nehmen gerne an. Wir machen Halt an einem kleinen Hof mit zwei Gebäuden direkt neben der Strasse und versorgen dort die Pferde. Später queren wir die Strasse und klettern den Weg, einen kleinen Hang hinauf. Hier oben steht sein Häuschen, knutscheblau gestrichen. Wir bekommen Salami und Spiegeleier serviert und nach dem Essen gehen die Männer in die Kneipe Bier zu trinken, denn während dem Essen gab es nichts, während die Frauen (ex Pat) verschwinden, um das Geschirr zu machen, die Kinder zu Versorgen und selbst eine Kleinigkeit zu essen und die Kühe zu versorgen, deren Ankunft ohne Begleitung, der Frau vom zur Kneipe eilenden Ehemann per Handy mitgeteilt wurde. In der Kneipe wirtet eine Dame, die zwar in der Schule Russisch gelernt hat, aber jetzt Englisch spricht, weil die Spielfilme alle in Englisch mit rumänischen Untertiteln gesendet werden. Die Wände der Kneipe sind geschmückt mit Bildern aus Kanada, Hawaii und Australien. Mit Hilfe der Wirtin kann Julian endlich all die Fragen nach was die Pferde kosten, woher wir die Beschläge haben, warum wir in Rumänien reisen und warum unsere Pferde keine Trensen hätten, beantwortet bekommen. Auch erfahre ich, dass der Junge, eigentlich der Sohn des Bruders ist, nach der 10.ten Klasse die Schule geschmissen hat und ausser seiner Liebe für Tiere keine Interessen hat. Als ich vorschlage, er könne uns doch mit dem Pritschenwagen begleiten, lehnt die ganze Gesellschaft einstimmig ab. Sein Vater sei bestimmt dagegen. Ich entziehe mich der gemütlichen Runde, indem ich erkläre ich müsse die gekaufte Cola meiner Begleiterin bringen und alle wünschen mir guten Weg. Bun Drum. Das Schlafzimmer wird für uns frei geräumt und Julian lässt es sich nicht nehmen, uns trotz meiner Einwände alle Kanäle seines TV Gerätes vor zu führen. Es ist offensichtlich sein ganzer Stolz. Er will meinen Pass haben, und wir machen, einen Deal, dass er meinen ansehen kann, wenn ich seinen bekomme. Aber damit ist er nicht einverstanden, denn er war in Bukarest und das Hotel wollte seinen Pass haben. Und nun ist er für uns ein Hotel, und wir sollen ihm doch unseren Pass auch geben. Nach einigem Hin und Her, klärte sich die Sachlage. Er hatte Angst wir würdne in der Nacht mit seinem TV Gerät abhauen. Wir schlafen im Ehebett, die Eheleute auf der Couch und auf dem Boden des Wohnzimmers.
5.9.
In der Früh steht Julian mit Tuchhose und frischem T-Shirt am Tisch und erklärt er müsse zum Service. Später klärt es sich, dass er Maschinenschlosser ist und einen Auftrag hat. Er schenkt mir ein Glas Bier ein, und grinst breit, in Anspielung auf das Unverständnis, dass ich in der Kneipe ausgelöst haben, als ich mein Bier mit Limonade verdünnt habe. Er prostet mir zu, leert das Glas und verabschiedet sich. Wir bekommen die obligaten Spiegeleier zum Frühsück, Tee für Pat, Kaffee für mich und anschliessend kocht sie uns Pudding mit Nudeln. Als wir aufbrechen wollen, kommt ein Lieferwagen mit einer Ladung Holz. Das 7 jährige Mädchen, die junge Mutter und ihr Vater beginnen den LKW abzuladen, während der Chauffeur in der Kneipe verschwindet. Ich helfe beim Abladen, Pat macht die Pferde fertig. Später gesellt sich die ganze Familie dazu und wir tauschen Adressen aus. Der Weg führt durch die Bisac Klamm, einer Schlucht die der Fluss Bisac hier in die Karpaten hinein gefressen hat. Die zweite Sehenswürdigkeit der Nordostkarpaten ist der Lacu Rosu, ein durch ein Erdrutsch entstandener See, in dem die abgestorbenen Bäume noch immer stehen. Wir treffen unsere Fahrradtruppe wieder und gehen weiter auf der Teerstrasse den Pass hinauf. Oben tränken wir die Pferde und zweigen von der Hauptstrasse ab Richtung Hogato. Unterwegs überholen uns zwei Motorräder mit Beifahrerwagen aus Polen, die Motorräder sind so Baujahr 1960. Ein Begleitfahrzeug mit müde aussenden Leuten begleitet sie. Wir ziehen auf der geschotterten Strasse das Tal hinunter, das heisst ich führe die beiden Pferde und Pat sitzt auf Flash. Wir kommen an Waldarbeitern und ihrem wunderschönen Kaltblut vorbei und stehen vor einem breiten grünen Tal, das sich nach Norden erstreckt. Hier ist die Strasse weniger staubig als gestern und die Strasse neu verbreitert und geschottert. Wir kommen zum obligaten Alimentari und holen Getränke. Wieder spricht niemand irgendeine uns geläufige Sprache, also ziehen wir das Tal weiter nach unten. Die Leute hier haben im Vergleich zu gestern geradezu riesige Grundstücke und sie stehen teilweise erhöht oder zumindest in gebührendem Abstand zur Strasse. Wir hoffen angesprochen zu werden oder auf eine Situation, aber das Ende des Dorfes naht und wir haben noch keinen Bewohner erwischt. Ich kehre noch mal um, zu einem Haus, das oberhalb einer grossen grünen Wiese steht, gehe durchs Tor, die Wiese hinauf zum Zaun des Hauses. Handwerker ignorieren mich, aber einer der Leute kommt dann doch auf mich zu, hört sich zwei Worte meiner rumänischen Fähigkeiten an und ruft nach jemandem. Eine Frau erscheint und sie versucht es mit einem leisen Hallo. Englisch, wie schön mal wieder in weniger anstrengenderweise zu kommunizieren. Selbstverständlich können wir übernachten, sie muss nur ihre Mutter fragen. Die 84jährige willigt offensichtlich ein und ihr Mann sagt, wo wir die Pferde weiden lassen können. Es ist ein Forstbetrieb mit eigener Sägerei, 2 Kühen und Schafen. Wir bekommen eine Suppe vorgesetzt und dann verabschiedet sich die Frau mit den. Worten, sie müsse sich um die kranke Mutter kümmern. Die Handwerker sind offensichtlich am Fliesen legen und streichen. Die Arbeit wird so um 19 Uhr beendet. Gegen 20 Uhr kehren die Waldarbeiter heim, waschen sich am Bach werden ausbezahlt und mit einem Schnaps verabschiedet. Sie fahren ins Wochenende nach Hause. Eine andere Frau taucht auf mit einem behinderten Kind. Zwei Jungens rennen herum, einer etwa 10 spricht etwas englisch, der jüngere ist ein Wirbelwind. Die Frau heisst Maria und ist die Krankenschwester, die bei der Geburt des Mädchens dabei war. Sie hilft der Familie aus wo sie kann, vielleicht weil sie sich mitverantwortlich fühlt für den Sauerstoffmangel, den das Kind während der Geburt erlitten hat. Es seien drei Kaiserschnitte gleichzeitig gewesen erklärt sie. Maria verdient 400 Euro im Monat und hat einen 12-15 h Tag.
6.9.
Wir schlafen in einer Garage, die normalerweise von den Waldarbeitern genutzt wird. Leider, wir hätten lieber draussen geschlafen, aber nachdem unsere Gastgeber so entsetzt geschaut haben, als wir vorschlugen, draussen zu nächtigen und sich so viele Mühe gemacht haben, entscheiden wir uns die Betten zu nutzen. (Zum Glück sah keiner unsere entsetzten Gesichter) Nach dem Frühstück dürfen die beiden Jungs auf den Pferden eine Runde drehen und das Mädchen mit dem älteren Bruder ebenfalls. Wir kehren zur Strasse zurück und gehen das Tal weiter hinab bis wir wieder zu einer Nationalstrasse kommen. Wieder heisst es Teer klopfen und ich frage unterwegs nach der Möglichkeit Hafer zu kaufen. Flash, der bisher kaum abgenommen und die Strecke ohne Probleme immer vorneweg gemeistert hat, läuft plötzlich im Trab nicht mehr ganz rund. Wir entscheiden, dass wir einen Pausentag einlegen werden. Pach geht es gut, er hat sich an das 10er Trabtempo von Flash gewöhnt, nur im Schritt hat er verständlicherweise noch Mühe mit Flash mitzuhalten. Wie stellen die Pferde in den Bach und lassen die Fesseln kühlen, um so vielleicht eine Erwärmung irgendwo feststellen zu können. aber es ist nichts feststellbar. Als wir auf die Brücke zurück kehren sitzt dort ein junger Mann, der englisch spricht. Wir bitten ihn in Erfahrung zu bringen, wo wir hier Kraftfutter kaufen können und er holt sich die Info vom nächsten Bauern, den er dann auch mitbringt. Noch 2 km weiter nach dem Schulhaus rechts ist eine Futterhandlung. Wir führen die Pferde bis dorthin und im Laden versteht das etwa 15 jährige Mädchen mein Englisch einigermassen. Wir kaufen 12 kg Hafer und als weitere Kunden kommen, frage ich diese nach Weidemöglichkeiten für die Pferde. Ein älterer Herr in bordeaux farbenem Hemd und Anzughose erscheint in der Türe und antwortet auf meine Fragen nach seinem Englisch, mit der Frage nach meinem Französisch. Auch gut, sag ich mir und radebreche auf französisch weiter, falle jedoch immer wieder ins Englische oder Italienische zurück. Ja wir können mit den Pferden bei ihm unterkommen, wir sollen ihm einfach ein paar Meter die Strasse zurück folgen. Er führt uns zu einem frisch gestrichenen Haus zwischen Rathaus und Polizeistation und zeigt uns eine etwa 1h grosse Wiese mit gutem Gras, wo wir die Pferde weiden lassen können. Es ist der Bürgermeister des Ortes, der ein Auge auf alle Vorkommnisse habend, uns in den Laden hat gehen sehen, und der jetzt als unser Gastgeber fungiert. Wir konnten duschen, zwar nur kalt aber immerhin. Seine Frau kocht Polenta mit Käse und Fleisch und die Nachbarin bringt zum Dessert ein Stück Kuchen. Wir dürfen unsere Wäsche waschen und der Primar wie er hier genannt wird, fährt uns am Nachmittag nach Borsec, der nächst grösseren Stadt, und einer der drei grossen Mineralwasser des Landes produziert. Wir kosten das Wasser der ersten 3 Heilquellen und beschliessen dann, dass das Wasser aus den Borsecflaschen irgendwie besser schmeckt. Wir kaufen was zu trinken ein und kehren zum Haus zurück, wo wir mit der Nachbarin und der Frau des Bürgermeisters französisch radebrechten und uns glänzend unterhielten. Später zeigte uns die Gastgeberin, das Gästezimmer mit Wollteppich und Hirschgeweih sowie Bärenfell an der Wand. Wir fütterten die Pferde noch mal und assen dann Abendbrot, während der Primar in politischen Dingen unterwegs ist.
7.9.
Wir verlassen den Bürgermeister und seine Frau und nehmen die Strasse nach Borsec bis zum Abzweiger nach Bilbor. Eine schöne Schotterstrasse führt den Pass hinauf. Man hört nur das Zirpen der Grillen und das Rauschen des Bächleins. Der Weg teilt sich mehrmals und ohne Karte oder GPS stünde man etwas ratlos da, denn obwohl dies eine offizielle Verbindungsstrasse nach Vatra Dornei ist, gibt es nicht ein einziges Hinweisschild. Auch oben auf dem Pass ist nur eine Sennhütte und verschiedene Wege führen ins Tal. Der Hirte weisst uns eine Abkürzung und wir erreichen ein weites Tal in 1000 m Höhe, einzelne Häuser und unzählige Parzellen Grasfläche, eingezäunt und mit horizontalen Stangen zum Trocknen des geschnittenen Grases versehen. Wir kommen zum Dorfkern bestehend aus drei nebeneinander stehenden Kirchen und einem Alimentari, in dem auch Bier ausgeschenkt wird. Es gibt zwar eine Lampe, aber keinen Kühlschrank und ausser dem Bier scheint es nicht wirklich ein gekühltes Getränk zu geben. Wir gehen durch ein Gelände in dem Kalkmergel abgebaut wird und gelangen auf eine Kreuzung wiederum mit einem Alimentari. Die Frau dort organisiert ihre Mutter, die zu einem anderen Haus im Dorf hochsteigt und den Sohn holt. Bei diesem bleiben wir für die Nacht. Diesmal schlafen wir wirklich draussen, obgleich wir im Gästezimmer übernachten könnten. Aber es ist schön kühl nach den 33 Grad des Tages.
8.9.
Die Sterne scheinen hier näher zu sein. Auf jeden Fall sind viel mehr davon zu sehen. Der Bauer kommt und macht uns Kaffee und Tee aus selbst getrockneter Pfefferminze. Er freut sich sehr über meine Adresskarte und das Feuerzeug und schreibt mir seine Adresse auf. Wir ziehen schon früh weiter, aber Pat meldet Magenkrämpfe also machen wir wieder etwas langsamer. Flash läuft wieder wie gewohnt, nur die Hitze macht ihm und uns zu schaffen. Das Thermometer steigt zwischenzeitlich auf 33 Grad, und dazu der Staub der Schotterstrassen, der wilde Westen war auch nicht nur romantisch. Wir entscheiden noch einmal den Versuch zu wagen, das Glück war uns ja bisher hold geblieben, und nach Karte eine Abkürzung zu reiten statt der Autobahn entlang zu tingeln. Der Weg beginnt vielversprechend und führt uns in einem Tal, dem Bachlauf folgend ziemlich genau nach Südwesten. Wir treffen immer wieder auf Leute, die uns bestätigen, auf dem richtigen Weg zu sein, so glauben wir zumindest, bis ich dann in 1400 m Höhe die Notbremse ziehe und entscheide, dass wir jetzt weit genug westlich sind, und dass wir ab jetzt wieder nach Norden müssen. Die ganze Wegstrecke hätte laut Karte max. 15 km sein dürfen, wir waren schon 22km auf dem Wanderweg unterwegs. Eine Gruppe Frauen ist am Heidelbeeren und Preiselbeeren pflücken, die hier in rauen Mengen wachsen, soweit das Auge reicht. Wir klettern den Hang hinunter, quer durch den Wald, bis wir zu einem Bachlauf kommen, der in meinem GPS eingetragen ist und folgen diesem bis wir wieder auf die Strasse stossen. Endlich Poiana Negrii ist erreicht. Wir finden einen Futtermittelladen und stocken unseren Hafervorrat auf. Der Verkäufer erklärt dass in 2 km ein Weg nach rechts abzweigt, der uns nach Pojana Stompaj führen sollte. Nach 2 km kommt kein Weg, aber ein Radfahrer, der meint immer nur weiter, mein GPS sagt dringend rechts, aber nach dem letzten eingezäunten Grundstück kommt nur noch Wald und keine Abzweigung nach rechts. Wir halten ein Auto an und der englisch sprechende Rumäne erklärt, es ginge noch 2 km geradeaus dann rechts und dann wieder rechts. Inzwischen ist aus der Luftlinien Distanz von 5.3 km ein Weg von 8 km in die falsche Richtung entstanden. Wir treffen auf ein Auto, die uns den Abzweiger zeigen, wir folgen dem und dann stehen wir wieder vor einem Abzweiger. Wir nehmen den weiter nördlicheren der beiden und kommen auf eine gerodete Fläche hinter der einige Hütten und grünes Gras zu sehen ist. Wir reiten hin und perfekt. Ein Schober lässt sich öffnen, Heu bedeckt den Boden, ein Teil des Grünfläche ist gemäht, aber es steht jede Menge überständiges Gras zur Verfügung, so quasi Heu am Stiel. Wir schlagen unser Nachtquartier in der Scheune auf und zäunen die Pferde ein. Es fängt an zu regnen und in der Ferne rollt der Donner.

9.9.
Unsere Übernachtung im Schober war erste Sahne. Trocken und ausgeruht wache ich um 6 Uhr auf, draussen ist alles patschnass aber verhältnismässig warm. Wir sind auf 1200 m Höhe und die Pferde stehen unter einer Tanne und sind bereits wieder trocken. Es hat heftig geschüttet letzte Nacht. Wir frühstücken je ein Müsliriegel und verlassen unseren Berghof. Wir gehen den Weg zurück, den wir gestern gekommen sind und nehmen die andere Abzweigung, in der Hoffnung, dass diese uns in die richtige Richtung nimmt. Der Weg gibt zur Hoffnung Anlass, soweit man ein Strassengeländer für PKW als positives Zeichen auffassen kann, aber während ich gerade endlich Kontakt mit Tibi unserem Freund in Dej aufgenommen habe, kommt der Weg mitten im Wald jäh zum Ende. Frustriert drehen wir um und gehen die 6km zurück und Pat überredet mich, doch noch mal die Strasse zu versuchen, die wir gestern Abend genommen haben. Wir kommen also noch mal an unserem Schober vorbei, als plötzlich ein Kaltblutwallach auf uns zu galoppiert kommt. Die Pferde beschnuppern sich und wir drängen ihn weg, damit wir weitergehen können. Pat holt ihre Gerte, die sie heute Morgen hier vergessen hatte, und der Wallach folgt. ihr mit Verzögerung, nachdem er und Flash ihre Hengstspiele durchgezogen haben. Pat kehrt mit Pach zurück und der Wallach folgt. Der Weg führt nun dem Bach entlang runter und ist völlig aufgeweicht, vom Regen. Ein Traktor spurt den Weg hinauf und versperrt dem Wallach den Weg. Dieses Souvenir wollten wir dann doch nicht mitnehmen. Endlich der Weg schlägt in die gewünschte Richtung und unser 18 km Umweg für eine Luftliniendistanz von 5,3 km, hat eine Ende. Die Leute haben’s gut gemeint, sie haben uns den bestmöglichen Weg empfohlen, dabei aber übersehen, dass wir erstens 4-Radantrieb haben und zweitens keinen Pritschenwagen ziehen. Wir sind wieder auf dem GPS Weg und folgen einer inaktiven Gleisanlage ein Tal hinauf. Links verläuft ein Bach, dessen Wasser braun und trüb ist. Wir kommen ins Dorf, es ist eine grosse Sägerei, und früher wurde hier was abgebaut. Die Hänge zeigen riesige Löcher und alte Anlagen stehen noch. Der Weg führt durch den Wald auf einer frisch planierten Schotterstrasse und wir kommen gut voran. Immer wieder überholen uns 40tonner, und kriechen dann vor uns die Passstrasse hinauf. Oben angekommen bietet sich ein Bild wie im heimischen Toggenburg, nur ohne die vielen Zäune. Wir feiern unseren 1000 sten km und trinken einen Likör darauf. Da unten liegt die zukünftige Autobahn, die auch uns nach Dej führen wird. Am glamourösen Schlosshotel Dracula vorbei, folgen wir der Strasse durch voralpines Gelände. Es ist eine 10 km lange Baustelle. Im Tal biegen wir ab, nehmen eine parallel zur Strasse führende Route Richtung Süden zum See Lacu Colibita. Unterwegs fragen wir nach Weidemögllichkeiten, aber die Leute sind nur am Wert unserer Sachen interessiert und an den Kunstoffbeschlägen. Ungefragt hebt einer den linken Vorderfuss von Flash hoch, um den Beschlag zu inspizieren. Dem zweiten kann ich es dann verbieten und wir ziehen weiter. Oben auf der Passhöhe tut sich vor uns ein langes Tal auf, mit einzelnen Bäumen und Wäldchen sowie einigen Häusern und in der Mitte ein blau glitzernder See. Ein Hinweisschild vermeldet noch 1,5 km bis zur Cabana. Die Pferde. werden auf hüfthohem grünem Gras eingezäunt und wir beziehen ein Zimmer und duschen mal wieder. Heute war ein langer Tag mit über 56 km. Pachlavan hat sich gut entwickelt. Er läuft einwandfrei das Trabtempo mit und schafft 10-15 km am Stück, ohne merklich schneller zu atmen. Er schwitzt erheblich weniger als Flash und hat definitiv nicht zugenommen. Flash steht so da, dass mein TA sehr zufrieden wäre. Wir geniessen gegrillte Forelle mit Polenta, Knofi und Tomatensalat.
10.9.
Der vorletzte Tag. Noch einmal frisches T-Shirt, frische Socken und dann ab zum Frühstück, das ab 8 Uhr serviert wird. Die Forelle hat wieder Durchfall ausgelöst, doch diesmal hält es sich in Grenzen. Wir satteln auf, unser kleiner Helfer, ein 10jähriger Junge, der bereits 6 Jahre English Unterricht geniesst und der entsprechend gut sprechen kann wird eine Runde geführt. Dann zeigt uns der Wirt Fotos seiner Deutschen Ahnen, die auch noch mit Kavalleriesattel auf dem Pferd gesessen sind und wir verabschieden uns, nicht ohne vorher noch ein halbes Dutzend Fotos fürs Familienalbum gemacht zu haben. Der Weg führt zur Staumauer des Sees und dann hinunter ins Tal, das uns wieder zur Autobahn bringt. Eine Ortschaft vor der Autobahn biegen wir wieder ab, in die Berge, um auf einem parallel verlaufenden Forstweg, mit Umweg über ein paar Bergdörfer nach Bistrita zu gelangen. Unterwegs erreichen wir endlich Szolt und Olivia, die bereits auf dem Weg nach Hevesh sind, damit Shavina sich dort noch einen Tag ausruhen kann, bevor es dann wieder zurück geht. Es ist unheimlich still hier oben, weit weg vom Lärm der Autobahn, nur das Kauen der Pferde und ab und zu das Scheppern einer Kuhglocke, ist zu hören. Wir führen die Pferde über Kieswege und Waldpfade den Pass hinauf. Hier könnte man tagelang quer Feld ein gehen, ohne auf eine befestigte Strasse zu stossen. Oben auf dem Pass führt ein Weg dem Bach entlang hinunter ins Tal, vorbei an einer Pension, die gerade umgebaut wird. Wir kommen ins Dorf und es scheint keiner da zu sein. Ein einsamer Mann schaufelt am Abwasserkanal herum, ein Jäger hält an und erkundigt sich nach unserem woher und wohin. Wir reiten über Wiesen und Schotterwege nach Satu Noue und sind gerade beim Einkaufen im Alimentari, als ein deutsch sprechender Fussball Trainer einer 4-Liga Mannschaft mich anspricht, und fragt, ob er helfen kann. Er besorgt uns eine eingezäunte Weide, eigentlich der Garten hinter dem Gebäude, und erklärt der Besitzerin, dass wir vor dem Garten schlafen werden. Bei einem anderen Nachbarn bekomme ich Weizenkleie und Heu und gebe ihm zwei Karabiner dafür. Hinter dem Alimentari ist eine Bar, die Frau brutzelt uns ein Steak ohne Öl auf einem Elektrogrill und wir bekommen Essiggurken und Brot serviert. Morgen kommen Tibi und Gyula uns holen. Wir treffen uns irgendwo auf der Autobahn zwischen Bistrita und Dej.
11.9.
Letzter Tag vor der Heimreise. Wir verfüttern die Weizenkleie mit Brot und satteln auf. Die Wirtin hatte versprochen um 8 Uhr Frühstück zu machen, aber nachdem sie gestern statt um 21 erst um 2 Uhr dicht gemacht hat, wage ich etwas an ihrer Pünktlichkeit zu zweifeln. Wir werden ihr das geschuldete Abendessen einfach im Alimentari abgeben. Der Himmel ist heute bewölkt, auch wollten die Schlafsäcke heute früh nicht trocken werden. Wir werden wohl nochmals auspacken müssen, um zu trocknen. Kurz nach 8 Uhr ist die Wirtin doch da und serviert uns nach fünf Stunden Schlaf einen Hallo-wach Kaffee. Wir geniessen die Kühle des Morgens, und bleiben möglichst weg von der Schotterpiste. Nebenwege, gras bewachsen und ohne Schotter führen quer durch die Wiesen parallel zur Strasse Richtung Autobahn. Noch ein letztes Mal das Cowboy Feeling geniessen, dann hat die Strasse uns wieder. Wir reiten durch den Ort mit bekanntem Strassenbild, mehr oder weniger viel grün zwischen Schotter und Kanal und dann die Holzlattenzäune, so hoch dass man nur als Reiter den Hof sehen kann, und zwischen jeweils zwei Häusern eines Gehöftes das hölzerne oder eiserne Tor, zweiflüglig, dass der Pritschenwagen mit Heu beladen 3 m breit durchpassen kann, im Holztor noch eine Türe durch die Leute meiner Grösse nur gebückt durchkommen. Und hier aussergewöhnlich viele freilaufende Gänse und Truthühner. Wir sind in dem letzten Dorf vor der Autobahn. Die Tafel Dej 53 km, ohne Darmgrippe hätten wir es vielleicht bis Dej geschafft. Wir führen Flash und Pach auf der 4spurig ausgebauten Strasse. Die LKWs donnern an uns vorbei, ohne einen Tick langsamer zu werden, öfters werden wir von zwei Fahrzeugen nebeneinander überholt. Wir entscheiden, dass wir die nächste Möglichkeit nutzen werden, ab zu satteln und auf den LKW zu warten. 6 km weiter im nächsten Ort gibt es ein Motel, hier stellen wir die Pferde auf die magere Wiese und warten. Irgendwann heute wird der LKW kommen. Er kommt um 18.30 abends. Wir fahren zurück nach Dej, wo Tibi unsere Pferde wieder bei seinen Freunden unterbringt. Flash geht diesmal ohne Probleme rückwärts die Rampe runter und Pach anschliessend vorwärts. Die Mutter von Tibi hat wieder Essen für eine ganze Armee gemacht und wir sitzen als Gäste zusammen mit Tibi am Tisch, während die Mutter und Grossmutter zwischen dem Speise und Getränke auftragen in einem Stuhl an der Wand bzw. auf einem Schemel Platz nehmen. Wir erzählen von unserer Reise und Tibi übersetzt ins Ungarische. Morgen wollen wir um 6 Uhr verladen.
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