Ostgeorgien
Wir reiten quer durch Georgien, entlang der Russischen Grenze im Kaukasus. Eine Strecke von 1000 km von Osten nach Westen . Wir haben 3500 m hohe Pässe erklommen und sind in 10 Tagen 250 km weit geritten. 13000 Höhenmeter liegen hinter uns, in sehr schwierigem Gelände, dass wir nur dank der unglaublichen Leistungsbereitschaft und Trittsicherheit dieser Tuschetien Pferde überhaupt schaffen konnten. Die Pferde werden nachts am langen Seil, welches mit einem Bodenanker gesichert wird, angebunden und können so grasen. Sie haben kaum Gewicht verloren, obwohl die Versorgung nicht immer optimal war. Mein Pferd Gletschko ist eine Lebensversicherung der bis 60 % Steigungen einfach hinauf klettert und dies ohne wirklich Müde zu werden. Einzig wenn er die anderen Pferde nicht mehr sieht, bleibt er stehen, oder wenn es ihm dann doch zu steil ist, will er lieber Serpentinen gehen.
Nach 4 Stunden Flug mit Zwischenlandung in Istanbul wurden wir von Lasha am Flughafen Tibilis (Tiflis) abgeholt und zu einem Gasthaus in der Altstadt gefahren. Das Gasthaus war in einer einspurigen Gasse ohne Hausnummer und Anschrift. Lasha rief den Gastgeber an, und Licht ging in einem der Häuser and und eine Türe öffnete sich. Wir waren angekommen. Um 1 Uhr nachts lieferte der Fast Food Service georgische Pizza (Margarita) ohne Gewürze und der Gastgeber schenkte uns dazu einen Neuen Wein ein. Natürlich mussten wir zu unserer Begrüssung einen Grappa trinken, und der Gastgeber erzählte uns von der Geschichte Georgiens. In der Früh, nach einem ausgiebigen Frühstück mit Fischstäbchen, Salat und Suppe, Rührei, Brot und Pizza frisch gebacken, räumten wir auf der Strasse unsere Reitausrüstung in die Satteltaschen und gaben unsere Koffer Lashas Vater mit, der es zu sich nach Hause nahm. Um 10 Uhr gings ins Einkaufszentrum, um dort Lebensmittel und Gasflaschen für unseren Outdoorkocher zu besorgen. Auf dem Weg hinaus bat mich ein Polizist freundlich meinen Dolch verdeckt zu tragen, als wir ihm erklärten, dass wir auf dem Weg hinaus seien, war alles in Ordnung. Die Leute hier tragen alle Masken, und im Zentrum, war das vorgeschrieben, aber es schien ein recht laxer Umgang damit zu herrschen, denn ich trug nur mein Bandana als Schutz, und niemand hatte was einzuwenden. Mit einem rechtsgesteuerten Auto fuhren wir etwa eine Stunde nach Osten und Norden, zu einem Onkel vom Lasha, der dann mit seinem kleinen Lieferwagen vor uns hervor, um uns zu den am Strassenrand grasenden Pferden zu bringen. Dort warteten auch auf einem Haufen unsere Sättel, die wir umgehend auf die Pferde legten. Lasha hatte einen russischen Militär Sattel, während wir unser Gepäck auf zu Westernsättel umgebauten Militärsätteln montierten. Wir knüpften die mitgebtrachten Knotenhalfter auf und montierten die Zügel daran. Tina musste sich mit einem Strick begnügen, aber da die Pferde einen sehr ruhigen Eindruck machten, schwangen wir uns auf und folgten dem schwer bepackten Pferd von Lasha den Berg hinauf.
27.8.2021 Trans Kaukas Trail Georgien 1. Tag Aufstieg zur Alm
Anfangs auf einer Rückegasse, kletterten wir den Berg hinauf einem Bachlauf folgend, später war es nur noch ein Pfad, der durch meterhohe Brombeerstauden führte und nach 300 hm völlig verschwand. Lasha war vor 8 Jahren das letzte Mal aus der anderen Richtung hier durchgekommen, und ausser ihm schien niemand diesen Trail zu nutzen. Immer wieder mussten wir anhalten, um im steilen Gelände, den Pferden eine Pause zu gönnen, und nach weiteren 200 Hm war dann ganz aus mit reiten, da das Gelände felsig wurde und wir die Pferde führen mussten. Über eine Stunde lang kletterten wir auf dem immer schmaler werdenden Grat hinauf, bis wir endlich einen quer verlaufenden Grat erreichten, der einigermassen eben aus nach Osten führte. Dem Grat folgend fanden wir auf einer Wiese eine Quelle, an der wir die Pferde tränken konnten und nach etwa 6 Stunden klettern und reiten erreichten wir die Hochebene auf der Lasha campieren wollte. Wir sattelten ab und pflockten die Pferde an langen Seilen an, nur Lashas Pferde musste noch mit ihm den Berg hinauf in ein Seitental, um dort an einer Quelle die Wasserflaschen zu füllen, fürs Abendessen und Frühstück.
Wir schlugen unser Tarp auf und bereiteten das Nachtlager vor, während der Gasbrenner das Wasser zum Kochen brachte. Wir assen unsere Tütensuppe und tranken das frische Quellwasser.
Wir lagen unter dem Tarp und schauten auf die Lichter der Stadt unter uns. Nach dem Einstieg fragten wir uns welche Abenteuer uns in den nächsten 5 Wochen erwarten würden.
27.8.2021 Trans Kaukasus Trail Georgien 2. Tag 2. Camp Hirtenquelle
Wir wachten wie gewohnt um 6 Uhr auf und machten Frühstück. Bestehend aus Kaffee und Haferflocken mit getrockneten Früchten und Vanille. Um 8 Uhr waren wir abritt bereit und führten die Pferde die ersten 100 hm den Berg hinauf. Dort fanden wir eine primitive Hütte eines Hirten, der hier oben mit Schafen unterwegs war. Lasha nahm die drei Pferde und führte sie zur Quelle ins Nebental, wo sie sich satt saufen konnten. Wir stiegen auf und die Pferde trugen uns auf kaum sichtbaren Pfaden steil den Berg hinauf. Die 500 hm schafften wir in etwas mehr als einer Stunde. Es war warm und die Pferde schwitzten, aber wir fanden kein Wasser auf dieser Höhe. Wir erreichten die Passhöhe und der Pfad führte wieder dem Grat entlang. Wir stiessen auf eine weitere Hütte eines Hirten, der auch selbst hier oben war. In der Ferne sahen wir Kühe und auf der anderen Seite Pferde weiden. Hier müsste es Wasser geben, aber der Hirte meinte, die Pferde würden unten im Tal tränken und er müsse das Wasser von dort per Pferd hinaufbringen. Er lud uns zum Frühstück ein, aber wir wollten weiter und verabschiedeten uns. Etwa 500 m weiter lag ein toter Hund auf der Wiese und etwas weiter war Bärenkot zu finden. Ob der Bär den Hund verletzt hatte? Wir wissen es nicht und zogen weiter.
An einem Felsvorsprung war ein Tor angebracht, wir öffneten es und führten die Pferde über den Felsen. Von dort ging es weiter dem Grat folgend den Berg hinauf. Wir erreichten die Passhöhe auf 3100 m und führten die Pferde auf der anderen Seite herunter. Wir sahen das Gerüst einer Hirtenunterkunft und ritten dorthin, um sie zu inspizieren. Als wir weiterritten, entdeckten wir nicht weit unterhalb einer Quelle, aus der reichlich gutes Wasser floss. Wir führten die Pferde hin und entschieden, dass wir hier auf 2750 m übernachten würden. Die Pferde waren bald abgesattelt und wurden zum Grasen entlassen. Später als wir bereits in den Schlafsäcken lagen, führte Lasha sie auf die andere Talseite, wo sie angepflockt an einem 20 m Seil grasen konnten.
2021 09 Trans Kaukasus Trail Georgien 28.8.2019 3. Tag 3. Alta Rio
Wir ritten das Tal aufwärts, dem Fluss folgend, bevor wir auf einem Grasrücken den Berg hochkletterten. Es gab kein Pfad da hinauf, aber die Pferde stapften die 300 hm in Serpentinen immer höher hinauf, bis wir auf dem Kamm 3150 m ankamen. Wir führten die andere Seite hinunter und nach einer Stunde ritten wir den trail verlassend, der Höhenlinie folgend hinauf zum Ice Lake.
In einem kleinen Tal vor einer Felsgruppe haben wir mein Pferd angebunden und die anderen frei grasen lassen, bevor wir die Felsen zum See hinaufgeklettert sind. Der See war wunderschön eingebettet in einer Mulde, und wurde ursprünglich von einem Gletscher gespiesen. Jetzt war von dem Schnee und Eis nichts mehr zu sehen. Wir gingen zurück und führten unsere Pferde hinunter, bis unser Fluss in einen grösseren mündete der von Westen kam.
Der Pfad führte 400 hm hinauf auf der anderen Talseite, wo wir dem Fluss auf der Höhenlinie folgten. Hinein und hinaus in Täler immer der Höhenlinie nach kamen wir zu einem Hirtenlager, wo gerade 150 Schafe geschoren wurden. Leider wird die Wolle nicht mehr verarbeitet, es lohnt sich nicht, also wird sie verbrannt. Die Hirten luden uns ein zu Kaffee und Tschakka, welches wir gerne annahmen. Die Pferde standen oberhalb des Pferches angebunden und die Hunde gaben klein bei, als die Hirten sie abriefen. Neben Kaffee und Tschakka (Grappa) gab es Käse und Joghurt, Gurken, Tomaten und Melone, sowie Brot. Die Hirten machten den Käse selbst und er wurde in Schafshaut, die zugenäht war, gegoren. Nach einer Stunde Pause sattelten wir wieder auf und verliessen die gastfreundliche Gruppe. Weiter folgten wir der Höhenlinie tief ins Tal hinein, bis wir den Fluss queren konnten. Auf dem Weg hinaus kamen wir durch zwei verlassene Dörfer. Keine Strasse führte hier her und laut Lasha wurde die Bevölkerung währen der russischen Besetzung zwangs umgesiedelt. Wir liessen das Tal hinter uns und kletterten einen schmalen Steig hinunter ins Flussbett, um 100 m weiter oben auf der anderen Seite wieder hochzuklettern. Wir kamen auf eine Lichtung mit gutem Grass, oberhalb von uns war ein Hirtencamp zu sehen. Es gab gutes Holz hier und eine kleine Quelle, so dass wir hier unser Lager aufschlugen. Das Feuer brannte bis tief in die Nacht und die Hirten oberhalb von uns hatten sogar Solar Licht brennen. Die Hunde kommunizierten die ganze Nacht und die Sterne kamen immer wieder durch die Wolken durch.