Es ist so weit. Die Route ist grob geplant, wir arbeiten noch an den Details. Wir folgen der Via Alpina nach Westen zum Genfersee. Auch diese Strecke hat es schon in sich, aber die Pässe sind
gut machbar bis auf zwei, die etwas schwieriger sein werden. Der Rückweg auf der Südseite der Alpenwerden wir dann auf dem Alpenpässeweg nur noch zu zweit bewältigen, denn hier brauchen wir alle unsere Erfahrung und die Sicherheit unserer Pferde. Die Verpflegungssituation für die Pferde ist noch nicht optimal, wenn ihr also Leute kennt entlang der Route, die auch Pferde haben, sind wir um deren Adresse und Telefonnummer dankbar, soweit diese uns dann mit Kraftfutter bzw. Heu weiterhelfen können.
8.8.2009
Noch 12 Tage bis zum Start unserer Swiss Cross Tour. Und wie schon bald normal, sind auch dieses Jahr wieder einige Schwierigkeiten aufgetaucht. Vor 14 Tagen auf unserem Gepäcktestritt in Engelberg, hatten wir das Vergnügen mit einem einsamen Pony, dass völlig von Sinnen war vor Freude, zwei Artgenossen zu treffen. Das Pony liess sich weder durch die auskeilende Hinterhand von Flash noch Domingo beeindrucken und versuchte, auf Teufel komm raus, Freundschaft zu schliessen. Was bei unseren beiden Weissen nicht gut ankam. Denn die wollten nur in Ruhe gelassen werden. Mein Versuch das Pony auf der Weide einzusperren, misslang kläglich, da ich ihn zwar zurückhalten konnte, um Pat so Zeit zu verschaffen durch das Tor zu gehen, was ich nicht wusste, die Weide war gar nicht geschlossen, so dass das Pony schon bald wieder an Flash oder Domingo hochzusteigen versuchte. Beim zweiten Versuch, das Pony zu bändigen, hat dann Flash mit seinem Huf meine linke Kniescheibe erwischt. Anfangs meinte ich, dass sein nicht weiter schlimm. Erst nachdem das Pony glücklich von Domingo zurück zum Stall begleitet wurde - Domingo rannte davon Richtung Stall und das Pony folgte ihm stehenden Fusses - als ich dann das Pony mit dem Bauern zusammen in seiner Box eingesperrt hatten - auch die obere Türe sei zu schliessen, sonst steht er wieder draussen - meinte der Besitzer, stelle ich fest, dass ich das Bein kaum mehr belasten konnte. Nun inzwischen sind 14 Tage vergangen und ich bin guter Dinge, dass mein Knie die Tour durchhalten wird. Aber heute hat es Pahlavan erwischt. Auf einem Tournier ist er mitten in der Pleasure plötzlich lahm gegangen. Ohne Grund und ohne sichtbare Verletzung. Pat hat ihn verarztet, ihre berühmten Kügelchen kamen zum Einsatz. Wir werden morgen weitersehen, wie es geht.
Unsere Ausrüstung
All unsere Satteltaschen sind Marke Eigenbau aus Leder, ohne aussenliegende Schnallen oder Riemen. Wir haben Vorderpacktaschen, in denen ich meine Technik transportiere und Pat Kraftfutter-Reserve für 2 Tage. In den Vorderpacktaschen habe ich ein Batterieladegerät, Kommunikationsteile, Kartenmaterial, Mini-Waschsaloon, Ersatzhalfter, Reparaturmaterial, Not-Beschlags- und Zaunwerkzeug, Putzhandschuh aus Gummi, mit dem man auch Elektrodraht anfassen kann, Ersatzbeschlag, zwei Wundersalben und anderen Kleinkram, sowie Platz für Snacks und Getränke. Dazu Notsignal, Warnlicht und reflektierende Bänder. Pat führt dazu neben einer Ersten Hilfe eine Homöopathische Apotheke und ein spezielles Beruhigungs- und Schmerzmittel mit, damit wir im Notfall ein Pferd ruhigstellen können, bis Hilfe kommt. In den hinteren Packtaschen, sind ein Daunen-Schlafsack sowie eine aufblasbare Daunenmatte, ein paar Ersatzschuhe, in der anderen Bekleidung sowie eine Daunenweste und Regenschutz. Darüber sind meine Verpflegungstaschen mit einem Hobbo-Ofen (verbrennt auch Pferdemist) und einem Kochtopf sowie Platz für Trekking-Mahlzeiten und unterwegs einzukaufende Verpflegung. Pat führt an ihren Packtaschen 2 x 1,5 ltr Getränkeflaschen mit. Hinter dem Cantle ist die Banane oder Rolle, in der sich neben den Gamaschen für Mensch und Pferd, das Weidezaunset (Eigenbau) und unser Zelt/Poncho und Zeltstangen, sowie ein Wassersack befinden, obendrauf befindet sich meine Rope, ein starres Seil aus USA, das sich nicht um die Fesseln eines Pferdes wickeln kann.
Orientierung
Ich arbeite sehr gerne mit dem Garmin GPS60csx, da es die höchste Zuverlässigkeit und bei allen Lichtverhältnissen ein gutes Display hat. Die Batterien halten zwei Tage und bis jetzt hat mich das Teil noch nie im Stich gelassen. Zusätzlich führe ich einen Satz selbst ausgedruckter Kartenblätter mit, 1:200.000 und in unbewohntem Gebiet 1:50.000. Auf den Kartenblättern ist die geplante Route eingezeichnet und ebenso ist auf dem Garmin die Route sichtbar. Ich habe die Route mit der Swisstopo-Software geplant und mir alle Pässe und Uebergänge zusätzlich übers Internet GoogleBilder und Google Earth angeschaut. Wir sind noch keinen Teil der Route gegangen, haben uns aber ausführlich im Internet informiert.
Fazit Packen
Die Kunst dabei ist, alles so zu organisieren, dass man es sofort findet, dass man in einer Tasche alles hat, was man für die Nacht benötigt und in der anderen alles fürs Pferd, dabei müssen die beiden Taschen jeweils gleich schwer sein und es darf nur das Nötigste mitkommen, um das Gewicht bei max. 5kg (Gesamtgewicht Gepäck 24 kg) zu halten.
Ausrüstung am Pferd:
Wir verwenden Kunststoffbeschläge (Duplos), weil die sich für uns als optimal erwiesen haben und weil die Pferde damit sicher und gerne gehen. Die Nachteile werden durch die Vorteile bei weitem aufgewogen und wir sind nur dank diesen Beschlägen in der Lage Felsplatten problemlos zu queren oder steile Felsaufstiege zu meistern.
Zusätzlich haben wir schnittfeste hohe Gamaschen für die Hinterläufe dabei, die wir anziehen, sollten wir in tiefen Schnee geraten, oder wenn wir heftiges scharfkantiges Geröll antreffen. Wir vermeiden den Einsatz von Gamaschen, wo es geht und nehmen kleine Kratzer und Schnitte dafür in Kauf, denn die heilen schnell und besser als eine aufgeschürfte Fessel, weil Sand oder kleine Steine in die Gamaschen geraten sind. Wir haben für Pat einen neuen Sattel (Rieser) anfertigen lassen und sind sehr zufrieden damit. Die Pferde werden mit Knotenhalfter geritten, da die Pferde sich damit gut kontrollieren lassen und sie jederzeit fressen bzw. damit geführt bzw. angebunden werden können. Als Pad verwende ich eine einfache Wolldecke, darüber ein Konstrukt aus Schaumstoff und gefalteter Flauschdecke in einem mit Leder eingefassten Navajo-Pad. Die Flauschdecke kann ich als Zudecke verwenden, aber auch als Abschwitzdecke oder Kälteschutz fürs Pferd.
Pferde: Flash und Pahlavan, (7 jährig Dillboss) die in diesem Frühjahr und Frühsommer bereits 8 mehrtägige Touren a 120 bis 300 km absolviert (eine Tour mit über 120 LKM/tag) und die meisten Touren fanden im Gebirge bzw. im Schwarzwald statt. Flash, (18 Jahre) hat seine Grundkondition gut erhalten und diese sogar noch weiter aufgebaut. Pahlavan hat ebenfalls Muskeln zugelegt und kommt jetzt problemlos mit den Tempi und der Distanz mit. Flash und Pach sind western ausgebildet und geritten und sind inzwischen erfahrene Wanderreitpferde, die wörtlich aufs Wort gehorchen können, wenn es notwendig ist. (obgleich auch dies manchmal vom Pferd entschieden wird.) Wir sind mit Flash seit 5 Jahren im Gebirge unterwegs und Pach ist als Dillboss von seinen Genen her ein Gebirgspferd, mit unglaublicher Trittsicherheit. Die Pferde werden abends, wenn möglich im Freien grasen (wir haben einen Weidezaun dabei) und erhalten, wo immer es geht Heu und Kraftfutter, welches wir unterwegs organisieren müssen.
Der Gefährte. Wir haben den Dritten im Bunde. Stefan Streit aus Tirol wird uns mit seinem Haflinger Jimmy begleiten. Stefan ist ein alter Freund, der mit uns schon einige Gebirgstouren gemacht hat, dessen einziges Manko sein Pferd ist, Jimmy, der uns schon zweimal etwas Probleme gemacht hat. Nicht immer ganz allein, aber immer vorne dabei. Jimmy ist nämlich auf zwei unterschiedlichen Touren an zwei verschiedenen Orten, aber am gleichen See, ausgebüxt und hat jeweils die anderen Pferde mitgenommen. So nach einem 40 km Tag nochmals schnell in 3 Stunden 40 km weiter. Soweit zu Pferden die nicht ausgelastet sind nach 40 km. So zumindest meine Sicht der Dinge, ich kann mir vorstellen, dass Stefan da noch was dazu zu sagen hätte. Aber was solls, Jimmy hat sich jetzt ans Angebunden sein gewöhnt, und wenn nicht, bekommt er eine 35 kg schwere Kuhglocke verpasst.
20.8.09
Der Donnerstag war noch etwas hektisch. Der Flachmann für meine Schwedentropfen und die bestellten Ersatzteile für den Hänger kommen erst mit der 12 Uhr Lieferung. Aber es klappt noch die kleine Reparatur durchzuführen und um 13 Uhr sind unsere beiden Weissen und wir unterwegs zum grossen Abenteuer. Die Familie Good in Mels empfängt uns mit offenen Armen. Stefan ist schon seit wenigen Minuten da und wir bringen die Pferde auf die Weide und geniessen die kühle Abendluft in der Pergola. Die Pat hat zur Feier des Tages einen Sekt mitgebracht und dazu gibt es Birnen und Käse und nachdem die Kühe gemolken sind, setzen wir uns mit der Fam. Good zum Abendtisch. Wir versorgen die Pferde nochmal und bereiten unser Nachtlager kurz vor dem Einnachten auf der Wiese bei den Pferden. Es war drückend heiss heute und auch um 22 Uhr ist es noch zu heiss unter dem Schlafsack. Bald funkelt der Sternenhimmel über uns und während ich bereits am Eindösen bin, bimmelt das Telefon und Marianne unsere übernächste Gastgeberin meldet sich, alles sei geregelt. Ich bedanke mich und schlafe sofort wieder ein.
21.8.09
Heute beginnt die Tour. Um 6 Uhr füttern wir die Pferde und misten die Weide. Das Frühstück ist schon gerichtet, als wir fertig sind. Herrlich duftet der Kaffee und der hauseigene Alpkäse schmeckt ausgezeichnet. Um kurz vor 8 sind wir so weit. Noch ein Gruppenfoto mit unseren Gastgebern und wir brechen auf. Die Teerstrasse nimmt uns nach Weisstannen und später biegen wir in die Via Alpina, einem Weitwanderweg, der uns bis an Genfersee begleiten wird. Hier können die Pferde endlich durchatmen und im flotten Trab geht’s den Berg hinauf. Wir kommen zur Alpkäserei, kaufen dort den Käse ein, der uns unten im Tal so gut geschmeckt hat und reiten weiter hinauf bis der Weg dann so steil und schmal wird, dass wir absteigen und führen. Wir überholen zwei Wanderer und Pat zieht die Kolonne in bewährter Skilift Manier den Berg hinauf. Der Weg ist schmal und wir durchqueren immer wieder kleine Bäche im schwarzen Schiefergeröll. Flash schwitzt ungewöhnlich heftig und weigert sich immer mal wieder weiterzugehen. Ich mache gezwungener massen den Schluss. Irgendwas ist faul …. Keine Ahnung was los ist. An einem kleinen Wasserfall machen wir Pause und kühlen Flash, Puls und Atmung sind normal, dennoch dauert es eine Weile bis er wieder zu grasen beginnt und weitergehen will. Da höre ich Stefan. Sein Zaumzeugs ist weg. Er hat es unten noch gehabt und ans Horn gehängt. Soll er zurück ? Kaufen wir ein neues im nächsten Tal ? Noch bevor wir eine Entscheidung getroffen haben, kommen die beiden Wanderer und……. Ja, der hintere der beiden trägt das Gebiss, dass er unterwegs gefunden hat. Problem gelöst. Auch Flash ist wieder trocken und wir gehen weiter. An der letzten Alm vorbei geht es hinauf auf den Foopass. An einem der Bäche hole ich mir einen Satz nasser Füsse, (mit meinen Boots wäre das nicht passiert) und ich wechsle die Schuhe und Socken. Der Pass zieht sich nochmals 4 km bis wir dann endlich die Krete überschreiten. Es ist angenehm kühl hier oben und unter uns sehen wir Elm. Jetzt sind es nur noch etwa 8 km bis wir an unserer Station ankommen. Der Weg hinunter ist gut zu machen, nur das letzte Stück auf dem dampfenden Teer im Sonnenschein hat saunaähnlichen Charakter. Wir treffen auf Frau Marti, unsere Gastgeberin für die Nacht und schon bald sitzen wir gemütlich zusammen unter dem Baldachin der wunderschönen Gartenterrasse und geniessen Kaffee und selbstgemachten Kuchen. Flash geht es wieder gut, er hat an dem Bachlauf in dem ich baden ging, ein paar Kratzer geholt, aber nicht weiter schlimm. Nur Pahlavan hat jetzt ein Problem. Satteldruck. Wir müssen uns für morgen was einfallen lassen.
22.8.09 Samstag Elm - Linthal
Wir kaufen beim Bruder unseres Gastgebers ein Schaffell und entscheiden, dass wir morgen die 30 km zu Fuss gehen werden, um die Scheuerstelle an Pah`s Flanke zu schonen. In der Früh kommt Flash nicht wie gewöhnlich angetrabt, um gesattelt zu werden. Er steht auf der Weide und wartet bis ich ihn hole. Seine Kratzer haben inzwischen eine Kruste. Komisch ist nur sein Verhalten. Wir satteln auf und marschieren das Dorf hinauf. Das Schaffell deckt die Scheuerstelle ab und tut somit seinen Job. Offensichtlich habe ich bei der Planung der Route für heute einen Fehler gemacht, denn statt auf den Richetlipass gehen wir dem Panixer entgegen. Wir kehren um, und sind 20min später wieder auf dem richtigen Weg. Wir verlassen die Via Alpina und nehmen den Viehweg zum Richetipass. Leider klart es nicht auf und wir gehen im leichten Nieselregen den Weg in immer höher hinauf. Inzwischen ist nicht klar, ob wir von aussen oder von innen nasser werden und der Weg hinauf ist steil und anstrengend. Die Pferde laufen ihren gewohnten Schritt und wir lassen uns am Schweif hinaufziehen. Oben kurz vor dem Pass ist eine Sennerei mit Rindermast. Wir binden die Pferde an und geniessen den Kaffee in der geheizten Sennerei. Der Wirt warnt uns vor dem Abstieg, er sei steil und nur mit Vorsicht zu geniessen. Er sollte Recht haben. Der Abstieg war die ersten 200 m sehr steil auf Grasnarbe, so dass die Pferde immer wieder ausrutschten und auch später war der Weg immer mal wieder Adrealinschubig. Passagen, an denen wir die Pferde auf schmalem Pfad auf einem Grat an senkrecht abfallenden Felswänden vorbeiführen, oder Stellen an denen die Pferde auf engste m Raum über Schieferplatten hinunterrutschen mussten, um nur 50 cm vor dem Abgrund dann den Pfad wieder zu treffen und auf ihm weiterzugehen. Flash geht ohne Probleme und ist fast übermotiviert. Wir waren nass, nicht nur vom Regen, nach einer halben Stunde besserte sich die Situation, und der Weg wurde einfacher und wir gelangten nach einem langen anstrengenden Abstieg ins Tal nach Linthal, wo wir von der Fam. Christen herzlich willkommen geheissen wurden. Die Pferde und wir wurden perfekt umsorgt. Die ganzen nassen Klamotten kamen in die Waschmaschine und wir genossen die heisse Dusche. Für Pah und Flash bauen wir einen Paddock auf der Weide oberhalb des Hauses. Jimmy wird an einem Hochseil in der Nähe der anderen angebunden. Anfangs zappelt er noch rum, aber nach einer kurzen Zeit beruhigt er sich und wir gehen schlafen.
25.8.09
Gestern hatten wir einen ungeplanten Pausentag. Pats Knie hat Schmerzen bereitet und Pahlavan mussten wir die Packtaschen tauschen. Also nach Hause fahren, Pat beim Sporttherapeuten vorbeibringen, 90 Minuten warten bis der Bescheid, nur Zerrung kein Riss am Innenband des Knies, und damit: Ja wir können weitermachen. Pahs alten Sattel holen, das Ortlieb-Gepäck und dann zurück nach Attinghausen. Heute sind wir gut losgekommen, es war drückend schwül aber der Aufstieg zum Surenen Pass, teils auf Schotterstrasse, teils auf dem Via Alpina ging gut voran. Oben bei der Waldnachter Alp machte uns die Älplerin einen guten Kaffee, während ich Pahs Hirschfell ergänzte, so dass beide Scheuerstellen abgedeckt wurden. Dermassen gestärkt ging es dann die restlichen 900 hm den Pass hinauf und oben wurden wir mit fantastischer Fernsicht belohnt. Die Pferde gehen inzwischen ein stetiges Tempo und Flash und Pah versuchen sich immer wieder als fährtenlesender Gruppenführer, indem sie am langen Führzügel den Weg hinauf gehen, wären das Personal sich hochziehen lässt. Wir machen knapp unterhalb des Passes Pause und geniessen unser Mittagessen, während die Pferde ruhig grasen. Der Weg hinunter ist angenehm flach, so dass wir gut vorankommen und die Knieprobleme sich in Grenzen halten. Auf der Blacken Alm werden wir von Jungrindern verfolgt, was Jimmy gar nicht lustig findet. Pah jedoch lernt, dass die Kühe weichen, wenn man auf sie los geht. Ein Rind springt über den Stacheldraht, dieser reisst und die Kuh verschwindet offensichtlich unverletzt im hohen Gras. Wir gehen das Tal hinunter, es fängt an zu regnen und giesst dann vollends in Ströhmen, als wir in Engelberg auf der Wiese neben einem Viehstall unterstehen. Der Bauer erlaubt uns dann später die Pferde im Stall unterzubringen und besorgt uns noch 2 Ballen Heu. Im Nebenraum gibt es sogar einen Tisch, so dass wir unser eilig eingekauftes Abendessen zu uns nehmen können.
23.8.09 Linthal Attinghausen
Noch ist es bewölkt, aber die Nebelschwaden haben sich gelichtet und der Berggipfel hinter dem Haus erglüht im Sonnenlicht. Die Pferde werden in die Garage gebracht, wo sie Heu und Kraftfutter und Wasser kriegen. Die Sachen sind herrlich trocken und riechen gut. Schon angenehm so ein Stück Zivilisation. Nach einem reichhaltigen Frühstück satteln wir auf und machen uns auf den Weg zurück ins Dorf, um die Strasse hinauf auf den Klausenpass in Angriff zu nehmen. Noch ist Pats Knie nicht astrein und deshalb wollen wir möglichst viel Weg für die Pferde bequem unter die Hufe bekommen. Unterwegs kommen uns Maseratis, Lotus und co entgegen und ober auf dem Urnerboden machen wir dann am Bach Rast. Im Trab geht’s Richtung Passhöhe und nach dem Pass nehmen wir die Via Alpina und den Höhenweg wieder unter die Füsse. Unter uns erstreckt sich das nebelverhangene Tal, über uns leuchten die Gletscher und unser Weg ist eingerahmt von goldfarben schimmernden Berggipfeln. An noch sattgrünen Alpen vorbei nimmt uns der Höhenweg Richtung Vierwaldstättersee und Altdorf. Pat beklagt sich über Schmerzen im Knie und wir entscheiden, die geplante Route zu verlassen und ins Tal zur Klausenstrasse abzusteigen. Nach einem kühlen Panache (Radler) im Naturfreundehaus nimmt Pat die Seilbahn ins Tal während wir die Pferde hinunterführen. Unten an der Passstrasse nimmt ein freundlicher Schweizer die Pat noch ein Stück die Strasse runter mit. Ich rufe den Noldi an, unseren nächsten Gastgeber und bitte ihn ein Taxi hochzuschicken. Er erklärt selbst zu kommen und Pat wird abgeholt, während wir die letzten KM bis Attinghausen zurücklegen.
26.8.09
In der Früh erzählt uns Stefan dass Flash sich losgerissen hätte und die ganze Nacht im Stall rumgewandert sei. Der Bauer ist schon da, und erstaunt, dass unsere Pferde schon fast den ganzen Grasberg weggefressen hatten. Das Wetter hat sich stark gebessert und das Tal erstreckt sich wunderschön unter uns, als wir hinauf reiten zum Jochpass. Hinter uns klettert der Nebel das Tal hinauf und als wir oben ankommen, werden wir gebeten die Mountainbike Route zu nehmen. Diese ist jedoch so steil, dass wir es kaum schaffen. Wir schicken Flash voraus und lassen uns hochziehen, die beiden anderen hintendrein. Oben treffen wir auf eine Familie, die unten in der Engstleren Alp arbeitet und die Kinder sitzen auf unseren Pferden, während diese grasen. Der Abstieg über den Hasliberg und Reute zieht sich und unten im Tal müssen wir ein Stück dem Fluss entlang zum Hof, des Revierförster Kurt Zumbrunn.
27.8.09 Meiringen Lautenbrunnen
Der Aufstieg zur grossen Scheidegg ist unspektakulär und gemütlich. Wir klopfen die Teerstrasse hinauf zum Pass in Begleitung von Völkerwanderen und geniessen die Aussicht unterhalb des Gipfelrestaurants. Vor uns der Eiger, im Hintergrund blitzt die Jungfrau hinüber. Wir führen die Pferde nach Grindelwald hinunter und nehmen den Weg entlang der schwarzen Lütschine hinunter nach Zweilütschinen und hinauf nach Lauterbrunnen. Am Campingplatz Jungfrau werden wir von Hans und Therese begrüsst. Die Pferde kommen auf eine eingezäunte Koppel und wir sitzen nach dem Abendessen mit Therese und ihrem Freund noch lange zusammen und tauschen Stories aus.
28.8.09 Freitag Lautenbrunnen Griesalp
Flash hat hinten rechts angegeben, wie wir die letzten Meter ins Tal hinunterführten. Beim Traben ging er klar, auch bergauf. Heute morgen ist sein Sprunggelenk warm, aber er lahmt nicht. Vermutlich ein Einschuss. Die Wirkung von Pats Kügelchen ist phänomenal. Wir traben der weissen Lütschine entlang nach Stechelberg. Das Wetter ist super und die Kulisse eindrucksvoll. Nach Stachelberg nehmen wir die Fahrstrasse den Berg hinauf und queren den Wald ins Sefinental. Im Tal selbst führt ein breiter Weg durch Föhrenwälder hinauf bis zum Kegel am Ende des Tals. Ab hier führt der Wanderweg steil den Berg hinauf. Pah an der Spitze führen wir hinauf, auch Jimmy kann inzwischen mit zwei Stricken links und rechts auf dem Weg gehalten werden. Oben auf der ersten Höhe machen wir Mittag und lassen die Pferde grasen. Steil führt der Weg auf gut ausgebautem Pfad zur Rothornhütte hinauf. Der Hüttenwirt meint, dass der Abstieg von der Furke für die Pferde nicht machbar sein wird. Wir probieren es trotzdem und führen die Pferde den Steig hinauf. Oben kurz vor dem Pass wird es richtig steil und der Pfad windet sich in engen Zickzackkurven den Berg hinauf. Jimmy rutscht ab und gelangt nur mit Mühe wieder auf den Pfad. Geschafft wir sind oben, und es ist so wie der Hüttenwirt gemeint hat. Auf der anderen Seite führt eine Treppe mit engen Stufen etwa 300 hm den Berg hinab. Zu riskant. Wir kehren um und gehen zur Hütte zurück. Die Pferde werden eingezäunt und müssen sich mit dem bereits abgeweideten Gras zufriedengeben. Zum Glück haben wir noch Kraftfutter dabei, so dass sie auf jeden Fall genug haben werden. Der Helikopter der Lebensmittel zur Hütte bringt, wird von den Pferden zwar kritisch beäugt, aber an sonsten kümmert es diese wenig. Die Wirtin erklärt uns den alternativen Weg, den wir morgen nehmen können, um nicht ganz ins Tal absteigen zu müssen.
Samstag, 29.8.09
Stefan`s Haflinger hat Gurtdruck. Stefan entscheidet abzubrechen und verabschiedet sich. Er wird nach Lauterbrunnen zurückkehren und sich von dort abholen lassen. Die Hüttenwartin hat mir gestern Abend die gewählte Alternativroute erklärt und wir starten von der Rotstockhütte über die Lobhornhütte zum Tschingel und von dort hinunter nach Saxelen. Flash hat zwar seinen Einschuss innerhalb von einen halben Tag dank den Globoli von Pat überwunden, aber heute früh hat er einen kleinen Gurtdruck. Ich behandle die Stelle mit meiner grünen Gallencreme und falte das Hasenfell so, dass die Stelle entlastet wird. Normalerweise sollte dies in ein oder zwei Tagen damit erledigt sein.
Dichter Nebel hüllt uns ein, als wir in um 8.30 die Pferde in verschiedene Richtungen führen. Lange hören wir Jimmy noch wiehern. Der Nebel bleibt beständig und wir haben diverse Törchen zu öffnen und wieder zu schliessen auf dem Weg. Wir kommen in der Nebelsuppe am Restaurant Nebelsuppe vorbei und geniessen einen Punsch und einen Kaffee. Bald passieren wir die Stelle, wo ein paar Tage zuvor 28 Kühe zu Tode gestürzt sind. Es ist nicht nachvollziehbar was da passiert ist. Schweigend gehen wir an der Stelle vorbei. Der Weg ist gut machbar und Pat steigt auf Pahlavan und lässt sich tragen, um ihr Knie zu schonen. Das Pferd ist eine Lebensversicherung hier im Berg. Wir kommen endlich zur Lobhornhütte und kommen am Sulgensee vorbei. Der Nebel lichtet sich für ein paar Minuten und wir geniessen die Landschaft. Der Tschinggel ist ein Talkessel, den wir oberhalb der senkrecht abfallenden Felswände traversieren. Oben auf der Passhöhe sehen wir Saxelen und entscheiden hinunterzugehen, da wir dort am ehesten Kraftfutter und Heu für die Pferde bekommen.
Sonntag, 30.8.09
Strahlend blauer Himmel über Saxeten, als wir in der Frühe die Pferde füttern und Pah hinten links neu beschlagen. Im Hotel Alpenrose gibt’s Frühstück und wir geniessen den frischen Kaffee und das gute Brot. Wir reiten die Strasse wieder hoch, die wir gestern runtergekommen sind und gelangen bald auf den Wanderweg zum Ringgeli Pass. Unter uns glänzt der Thunersee und die Berge spiegeln sich darin. Oben kommen uns eine Shettystute mit Fohlen entgegen und die Leute auf der Alm kennen die Hüttenwartin der Rotstockhütte. Uns wird ein Kaffee angeboten. Wir lehnen dankend ab. Der Abstieg von der Alm ist heftig, steil und eng. Wir machen in Sulgen Mittag und erreichen auf dem Wanderweg Raichenbach. Wir traben der Kander entlang nach Kandersteg und die Pferde freuen sich mal wieder laufen zu dürfen. Der Kiesweg ist super zum Traben und wir geniessen den Ritt. Bald ist Kandersteg erreicht und wir bekommen einen tollen Stall für die Pferde in der Nähe des Pfadizentrums.